ich will ihre Gnade nutzen. (auf ihre Knie sinkend) Izt, da meine eingebildete Grösse sinkt, fühle ich es deutlich, daß ich den Tod meines Bruders zu hart rächte, daß ich den armen Grafen L-- zu hart verfolgte. Euer Durchlaucht sind izt Regentin geworden, Euer Durchlaucht können izt strafen, aber auch vergeben und vergessen. Mir ward eine Bitte erlaubt, mir ward Gewährung derselben zugesichert, ich bitte, daß Euer Durchlaucht dem Grafen unbedingt vergeben, seine That vergessen, und ihm erlauben, seine übrigen Tage ruhig in den Armen des ge- liebten Weibes zu durchleben. Ich bins von ihrem edlen Herzen überzeugt, daß diese Verzeihung auch ohne meine Bitte erfolgen würde, aber ich achtete es für Pflicht, sie daran zu erinnern, und aufs neue zu bitten, daß diese Gnade die erste edle Handlung der künftigen Regentin sein möge. -- -- Sie soll, sie wirds sein! rief die gerührte Für-
ich will ihre Gnade nutzen. (auf ihre Knie ſinkend) Izt, da meine eingebildete Groͤſſe ſinkt, fuͤhle ich es deutlich, daß ich den Tod meines Bruders zu hart raͤchte, daß ich den armen Grafen L— zu hart verfolgte. Euer Durchlaucht ſind izt Regentin geworden, Euer Durchlaucht koͤnnen izt ſtrafen, aber auch vergeben und vergeſſen. Mir ward eine Bitte erlaubt, mir ward Gewaͤhrung derſelben zugeſichert, ich bitte, daß Euer Durchlaucht dem Grafen unbedingt vergeben, ſeine That vergeſſen, und ihm erlauben, ſeine uͤbrigen Tage ruhig in den Armen des ge- liebten Weibes zu durchleben. Ich bins von ihrem edlen Herzen uͤberzeugt, daß dieſe Verzeihung auch ohne meine Bitte erfolgen wuͤrde, aber ich achtete es fuͤr Pflicht, ſie daran zu erinnern, und aufs neue zu bitten, daß dieſe Gnade die erſte edle Handlung der kuͤnftigen Regentin ſein moͤge. — — Sie ſoll, ſie wirds ſein! rief die geruͤhrte Fuͤr-
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ich will ihre Gnade nutzen. (auf ihre Knie
ſinkend) Izt, da meine eingebildete Groͤſſe
ſinkt, fuͤhle ich es deutlich, daß ich den Tod
meines Bruders zu hart raͤchte, daß ich den
armen Grafen L— zu hart verfolgte. Euer
Durchlaucht ſind izt Regentin geworden,
Euer Durchlaucht koͤnnen izt ſtrafen, aber
auch vergeben und vergeſſen. Mir ward
eine Bitte erlaubt, mir ward Gewaͤhrung
derſelben zugeſichert, ich bitte, daß Euer
Durchlaucht dem Grafen unbedingt vergeben,
ſeine That vergeſſen, und ihm erlauben, ſeine
uͤbrigen Tage ruhig in den Armen des ge-
liebten Weibes zu durchleben. Ich bins von
ihrem edlen Herzen uͤberzeugt, daß dieſe
Verzeihung auch ohne meine Bitte erfolgen
wuͤrde, aber ich achtete es fuͤr Pflicht, ſie
daran zu erinnern, und aufs neue zu bitten,
daß dieſe Gnade die erſte edle Handlung der
kuͤnftigen Regentin ſein moͤge. — — Sie
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/175>, abgerufen am 22.11.2024.
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