Mutter, nur ihr angenommenes, nur ihr Pflegkind war!
Höre und urtheile. (hastig und schnell)
Als Kleta mir es erlaubte, den Tag zu unsrer Hochzeit selbst zu bestimmen, und ich wonnetrunken zum Wappenherold und zum Priester eilte, jenem gebot, daß er ihr Wappen zu dem meinen stellen, diesen ersuchte, daß er mich in drei Tagen mit ihr verbinden solle, da forderte der erstere ihres edlen Vaters Stamm- baum, und der leztere das Zeugniß ihrer Ge- burt, ich eilte zu ihr, aber sie gestand mir mit ofner Unschuld, daß sie ihres Vaters Namen nicht kenne, kein Zeugniß ihrer Geburt besitze. Ich verbarg ihr meinen Kummer, und irrte eben trauernd und nachdenkend im Burggarten umher, als der Kaiser mir begegnete, und nach der Ursache meines Kummers forschte, ich er- zählte ihm alles, er lächelte sanft, und sprach:
Q 2
Mutter, nur ihr angenommenes, nur ihr Pflegkind war!
Hoͤre und urtheile. (haſtig und ſchnell)
Als Kleta mir es erlaubte, den Tag zu unſrer Hochzeit ſelbſt zu beſtimmen, und ich wonnetrunken zum Wappenherold und zum Prieſter eilte, jenem gebot, daß er ihr Wappen zu dem meinen ſtellen, dieſen erſuchte, daß er mich in drei Tagen mit ihr verbinden ſolle, da forderte der erſtere ihres edlen Vaters Stamm- baum, und der leztere das Zeugniß ihrer Ge- burt, ich eilte zu ihr, aber ſie geſtand mir mit ofner Unſchuld, daß ſie ihres Vaters Namen nicht kenne, kein Zeugniß ihrer Geburt beſitze. Ich verbarg ihr meinen Kummer, und irrte eben trauernd und nachdenkend im Burggarten umher, als der Kaiſer mir begegnete, und nach der Urſache meines Kummers forſchte, ich er- zaͤhlte ihm alles, er laͤchelte ſanft, und ſprach:
Q 2
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Mutter, nur ihr angenommenes, nur ihr
Pflegkind war!
Hoͤre und urtheile. (haſtig und ſchnell)
Als Kleta mir es erlaubte, den Tag zu
unſrer Hochzeit ſelbſt zu beſtimmen, und ich
wonnetrunken zum Wappenherold und zum
Prieſter eilte, jenem gebot, daß er ihr Wappen
zu dem meinen ſtellen, dieſen erſuchte, daß er
mich in drei Tagen mit ihr verbinden ſolle, da
forderte der erſtere ihres edlen Vaters Stamm-
baum, und der leztere das Zeugniß ihrer Ge-
burt, ich eilte zu ihr, aber ſie geſtand mir mit
ofner Unſchuld, daß ſie ihres Vaters Namen
nicht kenne, kein Zeugniß ihrer Geburt beſitze.
Ich verbarg ihr meinen Kummer, und irrte
eben trauernd und nachdenkend im Burggarten
umher, als der Kaiſer mir begegnete, und nach
der Urſache meines Kummers forſchte, ich er-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/253>, abgerufen am 21.11.2024.
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