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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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sollte. Die Ausführung war aber schwerer,
als man anfangs glaubte. Die noch nicht drei
Jahr alte Prinzessin plauderte zwar stets, aber
meistens nur einzelne, abgebrochne Wörter,
konnte viele derselben gar nicht aussprechen.
Indeß Sophie mit dem wahrscheinlichen Troste
zu Wilhelms Eltern eilte, auch diese der zer-
stöhrenden Verzweiflung entreissen, und neue
Hofnung in ihrem toden Herzen wecken wollte,
versuchte die gutherzige Obristhofmeisterin, ih-
ren kleinen Eleven die Worte zu lehren, mit
welchen sie zu Gunsten des unglücklichen Wil-
helms das Herz des Marggrafen rühren sollte;
aber so sehr sie sich auch mühte, die Bitte abzu-
kürzen, und nur durch wenige Worte auszu-
drücken, so mengte doch eben oft die kleine
Plauderin diese wenigen untereinander, und
erregte die gegründete Furcht, daß der Marg-
graf ihre Bitte nicht verstehen, und daher
auch nicht achten würde. Doch hofte sie das
Beste, und trug die Prinzessin bald ins Bette,

ſollte. Die Ausfuͤhrung war aber ſchwerer,
als man anfangs glaubte. Die noch nicht drei
Jahr alte Prinzeſſin plauderte zwar ſtets, aber
meiſtens nur einzelne, abgebrochne Woͤrter,
konnte viele derſelben gar nicht ausſprechen.
Indeß Sophie mit dem wahrſcheinlichen Troſte
zu Wilhelms Eltern eilte, auch dieſe der zer-
ſtoͤhrenden Verzweiflung entreiſſen, und neue
Hofnung in ihrem toden Herzen wecken wollte,
verſuchte die gutherzige Obriſthofmeiſterin, ih-
ren kleinen Eleven die Worte zu lehren, mit
welchen ſie zu Gunſten des ungluͤcklichen Wil-
helms das Herz des Marggrafen ruͤhren ſollte;
aber ſo ſehr ſie ſich auch muͤhte, die Bitte abzu-
kuͤrzen, und nur durch wenige Worte auszu-
druͤcken, ſo mengte doch eben oft die kleine
Plauderin dieſe wenigen untereinander, und
erregte die gegruͤndete Furcht, daß der Marg-
graf ihre Bitte nicht verſtehen, und daher
auch nicht achten wuͤrde. Doch hofte ſie das
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[24/0034] ſollte. Die Ausfuͤhrung war aber ſchwerer, als man anfangs glaubte. Die noch nicht drei Jahr alte Prinzeſſin plauderte zwar ſtets, aber meiſtens nur einzelne, abgebrochne Woͤrter, konnte viele derſelben gar nicht ausſprechen. Indeß Sophie mit dem wahrſcheinlichen Troſte zu Wilhelms Eltern eilte, auch dieſe der zer- ſtoͤhrenden Verzweiflung entreiſſen, und neue Hofnung in ihrem toden Herzen wecken wollte, verſuchte die gutherzige Obriſthofmeiſterin, ih- ren kleinen Eleven die Worte zu lehren, mit welchen ſie zu Gunſten des ungluͤcklichen Wil- helms das Herz des Marggrafen ruͤhren ſollte; aber ſo ſehr ſie ſich auch muͤhte, die Bitte abzu- kuͤrzen, und nur durch wenige Worte auszu- druͤcken, ſo mengte doch eben oft die kleine Plauderin dieſe wenigen untereinander, und erregte die gegruͤndete Furcht, daß der Marg- graf ihre Bitte nicht verſtehen, und daher auch nicht achten wuͤrde. Doch hofte ſie das Beſte, und trug die Prinzeſſin bald ins Bette,

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/34>, abgerufen am 21.11.2024.