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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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billigte den ganzen Plan vom Herzen, bat
sogar, ihn nur recht bald auszuführen. Sie
besuchte nun ihren Wilhelm öfters, kam vor-
züglich alle Sonntage, um den Nachmittag
desselben in seinen Armen zu durchleben.
Wilhelm, den mehr die Schande und die
Sorge eines kränkenden Vorwurfs als ächte,
wahre Reue an sein Zimmer fesselte, und an
jedem gesellschaftlichen Vergnügen hinderte, ge-
wann bald dadurch das volle Zutrauen der gut-
herzigen Alten, sie wollte eben seine Bitte er-
füllen, und ihm mit einer hinlänglichen Sum-
me unterstützen, als sie ein jäher Schlagfluß traf,
und ihr nur noch so viel Lebensfrist gönnte,
um bei vollem Bewustsein und reifer Vernunft
ihren Vetter zum Universalerben einzusetzen.

Wilhelm war nun ein reicher Mann, sein
Vermögen gränzte nahe an funfzehn tausend
Gulden, es bestand in lauter sichern Kapita-
lien, die er jederzeit aufkündigen und erhe-

billigte den ganzen Plan vom Herzen, bat
ſogar, ihn nur recht bald auszufuͤhren. Sie
beſuchte nun ihren Wilhelm oͤfters, kam vor-
zuͤglich alle Sonntage, um den Nachmittag
deſſelben in ſeinen Armen zu durchleben.
Wilhelm, den mehr die Schande und die
Sorge eines kraͤnkenden Vorwurfs als aͤchte,
wahre Reue an ſein Zimmer feſſelte, und an
jedem geſellſchaftlichen Vergnuͤgen hinderte, ge-
wann bald dadurch das volle Zutrauen der gut-
herzigen Alten, ſie wollte eben ſeine Bitte er-
fuͤllen, und ihm mit einer hinlaͤnglichen Sum-
me unterſtuͤtzen, als ſie ein jaͤher Schlagfluß traf,
und ihr nur noch ſo viel Lebensfriſt goͤnnte,
um bei vollem Bewuſtſein und reifer Vernunft
ihren Vetter zum Univerſalerben einzuſetzen.

Wilhelm war nun ein reicher Mann, ſein
Vermoͤgen graͤnzte nahe an funfzehn tauſend
Gulden, es beſtand in lauter ſichern Kapita-
lien, die er jederzeit aufkuͤndigen und erhe-

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[43/0053] billigte den ganzen Plan vom Herzen, bat ſogar, ihn nur recht bald auszufuͤhren. Sie beſuchte nun ihren Wilhelm oͤfters, kam vor- zuͤglich alle Sonntage, um den Nachmittag deſſelben in ſeinen Armen zu durchleben. Wilhelm, den mehr die Schande und die Sorge eines kraͤnkenden Vorwurfs als aͤchte, wahre Reue an ſein Zimmer feſſelte, und an jedem geſellſchaftlichen Vergnuͤgen hinderte, ge- wann bald dadurch das volle Zutrauen der gut- herzigen Alten, ſie wollte eben ſeine Bitte er- fuͤllen, und ihm mit einer hinlaͤnglichen Sum- me unterſtuͤtzen, als ſie ein jaͤher Schlagfluß traf, und ihr nur noch ſo viel Lebensfriſt goͤnnte, um bei vollem Bewuſtſein und reifer Vernunft ihren Vetter zum Univerſalerben einzuſetzen. Wilhelm war nun ein reicher Mann, ſein Vermoͤgen graͤnzte nahe an funfzehn tauſend Gulden, es beſtand in lauter ſichern Kapita- lien, die er jederzeit aufkuͤndigen und erhe-

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/53>, abgerufen am 21.11.2024.