Spindler, Karl: Die Engel-Ehe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–66. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.daß ich mein Bündel von der Alp hole. -- Wird bald bei einander sein, hohnlachte die Ergrimmte und warf dem Fortgehenden ihren Schlüsselbund nach. Das Geschoß traf indessen nur die Thüre, und Georg machte ein großes Kreuz, da er außer dem Hause stand. Zu dem Gallus, der daherschlenderte, sagte er: Adje, Gallus. Mit der Alten bin ich fertig, und geh' meiner Wege. Leb wohl. -- Hast Recht, wenn du gehst. Aber wohin? Willst du zurück zu deinem Vater? -- Halb lachend, halb verdüstert schüttelte Georg den Kopf. Noch ist's nicht Zeit, entgegnete er. Er trägt lang nach und ist gewiß noch nicht gut geworden. Red nichts davon, hörst du? -- Sapristi! einem alten Militär das zu sagen! So gehst du also zum Hagenbach? -- Ja. -- Recht; laß dir das Vreneli gefallen. -- Versteht sich. -- Sie ist mir just begegnet; sie ist mit dem Alten ins Weißbad gefahren. Sie wollen aufs Wildkirchle; der Alte hat, denk' ich, ein Gelübd gethan; ich weiß aber nicht, wofür. -- Dann seh' ich sie dort oben, die neue Herrschaft. Ich geh' zur Alp, den Havresac zu holen. -- Glück zu, und gute Nachbarschaft, Bruderherz. -- Allemal. -- Wie schnell auch der junge Mann seine Schritte förderte, so war ihm doch unmöglich, Hagenbach und seine Tochter einzuholen. Diese Letzteren fuhren mit einem raschen Pferde gestreckten Trabs in das Weißbad und verweilten daselbst nur die Zeit, die unumgänglich nöthig war, um einige Erfrischungen einzu- daß ich mein Bündel von der Alp hole. — Wird bald bei einander sein, hohnlachte die Ergrimmte und warf dem Fortgehenden ihren Schlüsselbund nach. Das Geschoß traf indessen nur die Thüre, und Georg machte ein großes Kreuz, da er außer dem Hause stand. Zu dem Gallus, der daherschlenderte, sagte er: Adje, Gallus. Mit der Alten bin ich fertig, und geh' meiner Wege. Leb wohl. — Hast Recht, wenn du gehst. Aber wohin? Willst du zurück zu deinem Vater? — Halb lachend, halb verdüstert schüttelte Georg den Kopf. Noch ist's nicht Zeit, entgegnete er. Er trägt lang nach und ist gewiß noch nicht gut geworden. Red nichts davon, hörst du? — Sapristi! einem alten Militär das zu sagen! So gehst du also zum Hagenbach? — Ja. — Recht; laß dir das Vreneli gefallen. — Versteht sich. — Sie ist mir just begegnet; sie ist mit dem Alten ins Weißbad gefahren. Sie wollen aufs Wildkirchle; der Alte hat, denk' ich, ein Gelübd gethan; ich weiß aber nicht, wofür. — Dann seh' ich sie dort oben, die neue Herrschaft. Ich geh' zur Alp, den Havresac zu holen. — Glück zu, und gute Nachbarschaft, Bruderherz. — Allemal. — Wie schnell auch der junge Mann seine Schritte förderte, so war ihm doch unmöglich, Hagenbach und seine Tochter einzuholen. Diese Letzteren fuhren mit einem raschen Pferde gestreckten Trabs in das Weißbad und verweilten daselbst nur die Zeit, die unumgänglich nöthig war, um einige Erfrischungen einzu- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0041"/> daß ich mein Bündel von der Alp hole. — Wird bald bei einander sein, hohnlachte die Ergrimmte und warf dem Fortgehenden ihren Schlüsselbund nach. Das Geschoß traf indessen nur die Thüre, und Georg machte ein großes Kreuz, da er außer dem Hause stand. Zu dem Gallus, der daherschlenderte, sagte er: Adje, Gallus. Mit der Alten bin ich fertig, und geh' meiner Wege. Leb wohl. — Hast Recht, wenn du gehst. Aber wohin? Willst du zurück zu deinem Vater? — Halb lachend, halb verdüstert schüttelte Georg den Kopf. Noch ist's nicht Zeit, entgegnete er. Er trägt lang nach und ist gewiß noch nicht gut geworden. Red nichts davon, hörst du? — Sapristi! einem alten Militär das zu sagen! So gehst du also zum Hagenbach? — Ja. — Recht; laß dir das Vreneli gefallen. — Versteht sich. — Sie ist mir just begegnet; sie ist mit dem Alten ins Weißbad gefahren. Sie wollen aufs Wildkirchle; der Alte hat, denk' ich, ein Gelübd gethan; ich weiß aber nicht, wofür. — Dann seh' ich sie dort oben, die neue Herrschaft. Ich geh' zur Alp, den Havresac zu holen. — Glück zu, und gute Nachbarschaft, Bruderherz. — Allemal. —</p><lb/> <p>Wie schnell auch der junge Mann seine Schritte förderte, so war ihm doch unmöglich, Hagenbach und seine Tochter einzuholen. Diese Letzteren fuhren mit einem raschen Pferde gestreckten Trabs in das Weißbad und verweilten daselbst nur die Zeit, die unumgänglich nöthig war, um einige Erfrischungen einzu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
daß ich mein Bündel von der Alp hole. — Wird bald bei einander sein, hohnlachte die Ergrimmte und warf dem Fortgehenden ihren Schlüsselbund nach. Das Geschoß traf indessen nur die Thüre, und Georg machte ein großes Kreuz, da er außer dem Hause stand. Zu dem Gallus, der daherschlenderte, sagte er: Adje, Gallus. Mit der Alten bin ich fertig, und geh' meiner Wege. Leb wohl. — Hast Recht, wenn du gehst. Aber wohin? Willst du zurück zu deinem Vater? — Halb lachend, halb verdüstert schüttelte Georg den Kopf. Noch ist's nicht Zeit, entgegnete er. Er trägt lang nach und ist gewiß noch nicht gut geworden. Red nichts davon, hörst du? — Sapristi! einem alten Militär das zu sagen! So gehst du also zum Hagenbach? — Ja. — Recht; laß dir das Vreneli gefallen. — Versteht sich. — Sie ist mir just begegnet; sie ist mit dem Alten ins Weißbad gefahren. Sie wollen aufs Wildkirchle; der Alte hat, denk' ich, ein Gelübd gethan; ich weiß aber nicht, wofür. — Dann seh' ich sie dort oben, die neue Herrschaft. Ich geh' zur Alp, den Havresac zu holen. — Glück zu, und gute Nachbarschaft, Bruderherz. — Allemal. —
Wie schnell auch der junge Mann seine Schritte förderte, so war ihm doch unmöglich, Hagenbach und seine Tochter einzuholen. Diese Letzteren fuhren mit einem raschen Pferde gestreckten Trabs in das Weißbad und verweilten daselbst nur die Zeit, die unumgänglich nöthig war, um einige Erfrischungen einzu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T12:06:51Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T12:06:51Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |