Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Grab-Schrifften. Auf einen alten Priester/ Ruhe sanfft, erblaßter Greiß! in dem kühlenM. C. Meltzer. 1733. Schooß der Erden, Theurer Meltzer, gehe nun in das frohe Salem ein, Fliehe Kedars bange Noth, fliehe Bochims Angst- Beschwerden, Jedes Beicht-Kind weyht die Brust dir zu einem Leichen-Stein. Buchholtz läst auf deine Grufft viel gerechte Zäh- ren fliessen. Du triebst sechs und viertzig Jahre deine schwere Priester-Pflicht. Hat dich gleich der blasse Tod dieser Sterblichkeit entrissen, O! so stirbt dein Ruhm und Nahme doch in unsern Hertzen nicht. Auf einen Vater/ Höchstgeliebtes Vater-Hertz!Paul Spindler. 1731. Der du mich so treu erzogen, Macht dein Sohn, o banger Schmertz! Dir die Schrifft zum Ehren-Bogen? O! hier starret Kiel und Geist, Meinen Vorsatz hemmt der Jammer, Da der Tod dich uns entreißt, Ruhe sanfft in deiner Kammer. Du gehst in das Zion ein, GOtt sey künfftig mein Berather, Dieses soll die Grabschrifft seyn: Ach! hier liegt mein frommer Vater. Auf
Grab-Schrifften. Auf einen alten Prieſter/ Ruhe ſanfft, erblaßter Greiß! in dem kuͤhlenM. C. Meltzer. 1733. Schooß der Erden, Theurer Meltzer, gehe nun in das frohe Salem ein, Fliehe Kedars bange Noth, fliehe Bochims Angſt- Beſchwerden, Jedes Beicht-Kind weyht die Bruſt dir zu einem Leichen-Stein. Buchholtz laͤſt auf deine Grufft viel gerechte Zaͤh- ren flieſſen. Du triebſt ſechs und viertzig Jahre deine ſchwere Prieſter-Pflicht. Hat dich gleich der blaſſe Tod dieſer Sterblichkeit entriſſen, O! ſo ſtirbt dein Ruhm und Nahme doch in unſern Hertzen nicht. Auf einen Vater/ Hoͤchſtgeliebtes Vater-Hertz!Paul Spindler. 1731. Der du mich ſo treu erzogen, Macht dein Sohn, o banger Schmertz! Dir die Schrifft zum Ehren-Bogen? O! hier ſtarret Kiel und Geiſt, Meinen Vorſatz hemmt der Jammer, Da der Tod dich uns entreißt, Ruhe ſanfft in deiner Kammer. Du gehſt in das Zion ein, GOtt ſey kuͤnfftig mein Berather, Dieſes ſoll die Grabſchrifft ſeyn: Ach! hier liegt mein frommer Vater. Auf
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Schooß der Erden,
Theurer Meltzer, gehe nun in das frohe Salem ein,
Fliehe Kedars bange Noth, fliehe Bochims Angſt-
Beſchwerden,
Jedes Beicht-Kind weyht die Bruſt dir zu einem
Leichen-Stein.
Buchholtz laͤſt auf deine Grufft viel gerechte Zaͤh-
ren flieſſen.
Du triebſt ſechs und viertzig Jahre deine ſchwere
Prieſter-Pflicht.
Hat dich gleich der blaſſe Tod dieſer Sterblichkeit
entriſſen,
O! ſo ſtirbt dein Ruhm und Nahme doch in unſern
Hertzen nicht.
Auf einen Vater/
Paul Spindler. 1731.
Hoͤchſtgeliebtes Vater-Hertz!
Der du mich ſo treu erzogen,
Macht dein Sohn, o banger Schmertz!
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