Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Bedaurungs-Briefe an Verunglückte. Den dein Hertz als Vater liebt,Dessen Tod dich itzt betrübt. Jhn erdrücket eine Wand, Und da wieß sein Todes-Zeiger, Fahre aus, geliebter Steiger! Suche nun, statt Silber, Sand, Brich des Cörpers matte Schwäche, Stehe ab von deiner Zeche, Laß von Bau und Arbeit ab, Suche nun das düstre Grab. Fasse dich, geliebter Sohn! Laß den Vater dorten leben, Wo er kan die Ausbeuth heben, Und des Glaubens ächten Lohn. Nunmehr steiget er noch weiter Jacobs frohe Himmels-Leiter, Die beflügelt seinen Lauff. Fasse dich, mein Freund, Glück auf! Ende der Bedaurungs- und tröstenden Ver-
Bedaurungs-Briefe an Verungluͤckte. Den dein Hertz als Vater liebt,Deſſen Tod dich itzt betruͤbt. Jhn erdruͤcket eine Wand, Und da wieß ſein Todes-Zeiger, Fahre aus, geliebter Steiger! Suche nun, ſtatt Silber, Sand, Brich des Coͤrpers matte Schwaͤche, Stehe ab von deiner Zeche, Laß von Bau und Arbeit ab, Suche nun das duͤſtre Grab. Faſſe dich, geliebter Sohn! Laß den Vater dorten leben, Wo er kan die Ausbeuth heben, Und des Glaubens aͤchten Lohn. Nunmehr ſteiget er noch weiter Jacobs frohe Himmels-Leiter, Die befluͤgelt ſeinen Lauff. Faſſe dich, mein Freund, Gluͤck auf! Ende der Bedaurungs- und tröſtenden Ver-
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Bedaurungs-Briefe an Verungluͤckte.
Den dein Hertz als Vater liebt,
Deſſen Tod dich itzt betruͤbt.
Jhn erdruͤcket eine Wand,
Und da wieß ſein Todes-Zeiger,
Fahre aus, geliebter Steiger!
Suche nun, ſtatt Silber, Sand,
Brich des Coͤrpers matte Schwaͤche,
Stehe ab von deiner Zeche,
Laß von Bau und Arbeit ab,
Suche nun das duͤſtre Grab.
Faſſe dich, geliebter Sohn!
Laß den Vater dorten leben,
Wo er kan die Ausbeuth heben,
Und des Glaubens aͤchten Lohn.
Nunmehr ſteiget er noch weiter
Jacobs frohe Himmels-Leiter,
Die befluͤgelt ſeinen Lauff.
Faſſe dich, mein Freund, Gluͤck auf!
Ende der Bedaurungs- und tröſtenden
Gedichte.
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Zitationshilfe: | Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/120>, abgerufen am 16.02.2025. |