Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. Ein Freund in rauhen N. Höhen.Dein Brief war drob recht wohl gemacht, Jch habe mich gar satt gelacht, Da du mit deiner lieben Hand Dich vergleichest dem Elephant, Der aus Moscau gekommen ist Vor vierzehn Tagen dieser Frist, Diß freuet mich nun hertziglich, Und wünsche dir drob inniglich, Daß es dir stets mög wohlergahn, Mit deinem Weibel Lobesan. Leb wohl in allem guten Heil, Diß schreibet dir in aller Eil, Ohn alle Sorg und alle Grauß, Dein treuer Freund von N. aus. 5) An einen guten Freund, von dem er kurtz O! Lust, o! eitle Lust! so flüchtig sind die Sa-zuvor zärtlichen Abschied genommen. chen, Daraus wir Sterblichen ein himmlisch Glücke machen. Kaum hab ich dich gesehn, so heist es: Lebe wohl! Da uns des Schicksals Wuth von neuen trennen soll. Nun muß ich weit entfernt dich nur im Bilde schauen, Mich trennte allzufrüh ein höchst verhaßtes Muß, Der zeigte mir den Ort des kalten Sehma-Fluß: Da leb ich armes Ding als wie in einer Celle, Und sehe weiter nichts als trübe Wasser-Fälle, Als Berge, Wald und Thal; Die bange Einsamkeit Bejammert itzt, nebst mir, die vormahls gute Zeit. Der
Vermiſchte Send-Schreiben. Ein Freund in rauhen N. Hoͤhen.Dein Brief war drob recht wohl gemacht, Jch habe mich gar ſatt gelacht, Da du mit deiner lieben Hand Dich vergleicheſt dem Elephant, Der aus Moſcau gekommen iſt Vor vierzehn Tagen dieſer Friſt, Diß freuet mich nun hertziglich, Und wuͤnſche dir drob inniglich, Daß es dir ſtets moͤg wohlergahn, Mit deinem Weibel Lobeſan. Leb wohl in allem guten Heil, Diß ſchreibet dir in aller Eil, Ohn alle Sorg und alle Grauß, Dein treuer Freund von N. aus. 5) An einen guten Freund, von dem er kurtz O! Luſt, o! eitle Luſt! ſo fluͤchtig ſind die Sa-zuvor zaͤrtlichen Abſchied genommen. chen, Daraus wir Sterblichen ein himmliſch Gluͤcke machen. Kaum hab ich dich geſehn, ſo heiſt es: Lebe wohl! Da uns des Schickſals Wuth von neuen trennen ſoll. Nun muß ich weit entfernt dich nur im Bilde ſchauẽ, Mich trennte allzufruͤh ein hoͤchſt verhaßtes Muß, Der zeigte mir den Ort des kalten Sehma-Fluß: Da leb ich armes Ding als wie in einer Celle, Und ſehe weiter nichts als truͤbe Waſſer-Faͤlle, Als Berge, Wald und Thal; Die bange Einſamkeit Bejammert itzt, nebſt mir, die vormahls gute Zeit. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0130" n="110"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Send-Schreiben.</hi> </fw><lb/> <l>Ein Freund in rauhen <hi rendition="#aq">N.</hi> Hoͤhen.</l><lb/> <l>Dein Brief war drob recht wohl gemacht,</l><lb/> <l>Jch habe mich gar ſatt gelacht,</l><lb/> <l>Da du mit deiner lieben Hand</l><lb/> <l>Dich vergleicheſt dem Elephant,</l><lb/> <l>Der aus Moſcau gekommen iſt</l><lb/> <l>Vor vierzehn Tagen dieſer Friſt,</l><lb/> <l>Diß freuet mich nun hertziglich,</l><lb/> <l>Und wuͤnſche dir drob inniglich,</l><lb/> <l>Daß es dir ſtets moͤg wohlergahn,</l><lb/> <l>Mit deinem Weibel Lobeſan.</l><lb/> <l>Leb wohl in allem guten Heil,</l><lb/> <l>Diß ſchreibet dir in aller Eil,</l><lb/> <l>Ohn alle Sorg und alle Grauß,</l><lb/> <l>Dein treuer Freund von <hi rendition="#aq">N.</hi> aus.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">5) An einen guten Freund, von dem er kurtz<lb/> zuvor zaͤrtlichen Abſchied genommen.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">O</hi>! Luſt, o! eitle Luſt! ſo fluͤchtig ſind die Sa-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">chen,</hi> </l><lb/> <l>Daraus wir Sterblichen ein himmliſch Gluͤcke</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">machen.</hi> </l><lb/> <l>Kaum hab ich dich geſehn, ſo heiſt es: Lebe wohl!</l><lb/> <l>Da uns des Schickſals Wuth von neuen trennen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſoll.</hi> </l><lb/> <l>Nun muß ich weit entfernt dich nur im Bilde ſchauẽ,</l><lb/> <l>Mich trennte allzufruͤh ein hoͤchſt verhaßtes Muß,</l><lb/> <l>Der zeigte mir den Ort des kalten Sehma-Fluß:</l><lb/> <l>Da leb ich armes Ding als wie in einer Celle,</l><lb/> <l>Und ſehe weiter nichts als truͤbe Waſſer-Faͤlle,</l><lb/> <l>Als Berge, Wald und Thal; Die bange Einſamkeit</l><lb/> <l>Bejammert itzt, nebſt mir, die vormahls gute Zeit.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0130]
Vermiſchte Send-Schreiben.
Ein Freund in rauhen N. Hoͤhen.
Dein Brief war drob recht wohl gemacht,
Jch habe mich gar ſatt gelacht,
Da du mit deiner lieben Hand
Dich vergleicheſt dem Elephant,
Der aus Moſcau gekommen iſt
Vor vierzehn Tagen dieſer Friſt,
Diß freuet mich nun hertziglich,
Und wuͤnſche dir drob inniglich,
Daß es dir ſtets moͤg wohlergahn,
Mit deinem Weibel Lobeſan.
Leb wohl in allem guten Heil,
Diß ſchreibet dir in aller Eil,
Ohn alle Sorg und alle Grauß,
Dein treuer Freund von N. aus.
5) An einen guten Freund, von dem er kurtz
zuvor zaͤrtlichen Abſchied genommen.
O! Luſt, o! eitle Luſt! ſo fluͤchtig ſind die Sa-
chen,
Daraus wir Sterblichen ein himmliſch Gluͤcke
machen.
Kaum hab ich dich geſehn, ſo heiſt es: Lebe wohl!
Da uns des Schickſals Wuth von neuen trennen
ſoll.
Nun muß ich weit entfernt dich nur im Bilde ſchauẽ,
Mich trennte allzufruͤh ein hoͤchſt verhaßtes Muß,
Der zeigte mir den Ort des kalten Sehma-Fluß:
Da leb ich armes Ding als wie in einer Celle,
Und ſehe weiter nichts als truͤbe Waſſer-Faͤlle,
Als Berge, Wald und Thal; Die bange Einſamkeit
Bejammert itzt, nebſt mir, die vormahls gute Zeit.
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |