Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vorbericht. men, wenn ich das Beyspiel alterDichter voriger Zeit anführe, von deren Geiste man jederzeit etwas Göttliches vorgegeben hat, ja noch mehr, man kan mit Wahrheit sagen, daß sie durch jede Jahrhunderte ihre besondere Anbeter und Verehrer ge- habt. Aber wie? Was sollen wir von ihrem Mißbrauche sagen? Es giebt eine Gattung niederträchtiger Dichter, die selbige, um Brod zu erwerben, erbärmlich schänden und zerlästern. Es wird mir erlaubt seyn, zu Vertheidigung angezoge- ner Wahrheit dasjenige hieher zu se- tzen, womit der angenehme Dichter, Herr Haller, diesen unverant- lichen Mißbrauch beklaget, wenn er schreibt: Entweicht, ihr unberuffnen Dich- ter, Singt
Vorbericht. men, wenn ich das Beyſpiel alterDichter voriger Zeit anfuͤhre, von deren Geiſte man jederzeit etwas Goͤttliches vorgegeben hat, ja noch mehr, man kan mit Wahrheit ſagen, daß ſie durch jede Jahrhunderte ihre beſondere Anbeter und Verehrer ge- habt. Aber wie? Was ſollen wir von ihrem Mißbrauche ſagen? Es giebt eine Gattung niedertraͤchtiger Dichter, die ſelbige, um Brod zu erwerben, erbaͤrmlich ſchaͤnden und zerlaͤſtern. Es wird mir erlaubt ſeyn, zu Vertheidigung angezoge- ner Wahrheit dasjenige hieher zu ſe- tzen, womit der angenehme Dichter, Herr Haller, dieſen unverant- lichen Mißbrauch beklaget, wenn er ſchreibt: Entweicht, ihr unberuffnen Dich- ter, Singt
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Vorbericht.
men, wenn ich das Beyſpiel alter
Dichter voriger Zeit anfuͤhre, von
deren Geiſte man jederzeit etwas
Goͤttliches vorgegeben hat, ja noch
mehr, man kan mit Wahrheit ſagen,
daß ſie durch jede Jahrhunderte ihre
beſondere Anbeter und Verehrer ge-
habt. Aber wie? Was ſollen wir
von ihrem Mißbrauche ſagen? Es
giebt eine Gattung niedertraͤchtiger
Dichter, die ſelbige, um Brod zu
erwerben, erbaͤrmlich ſchaͤnden und
zerlaͤſtern. Es wird mir erlaubt
ſeyn, zu Vertheidigung angezoge-
ner Wahrheit dasjenige hieher zu ſe-
tzen, womit der angenehme Dichter,
Herr Haller, dieſen unverant-
lichen Mißbrauch beklaget, wenn er
ſchreibt:
Entweicht, ihr unberuffnen Dich-
ter,
Singt
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