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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
Frost und Hitze sind die Plagen,
Die den armen Cörper nagen,
Diese wechseln immer ab;
Als die Stuffe zu dem Grab.
Strenges Schicksal, dein Begehren
Fordert ja ein bang Verzehren,
Da mich dieses Fieber quält/
Das den Cörper fast entseelt.
Packe dich einmahl, o Fieber!
Bruder! wär es nur vorüber,
Mir ist würcklich angst und bang,
Denn es dauret allzulang.
Hilff mir doch in nächsten Tagen
Meines Fiebers Last ertragen,
Sprich doch balde bey mir ein,
Vielleicht wird es besser seyn.
28) Als er sich mit seinem guten Freund
über gewisse Sachen schrifftl. besprach.
Herr Bruder, sey vergnügt, verachte was ge-
schicht,
Quält dich so Neid als Feind, o! hör es lieber
nicht.
Dein Glücke muß zum Trutz den armen Schlu-
ckern blühen,
Laß andre immerhin am Narren-Seile ziehen,
Da ja ein grosser Theil der Laster-vollen Welt
Des Lasters Vorurtheil vor seinen Abgott hält.
Hier ist kein Jonathan. Wem wilt du dich ver-
trauen?
Mit Freunden heists ein Schloß in leere Lüffte bauen.
Bald
Vermiſchte Send-Schreiben.
Froſt und Hitze ſind die Plagen,
Die den armen Coͤrper nagen,
Dieſe wechſeln immer ab;
Als die Stuffe zu dem Grab.
Strenges Schickſal, dein Begehren
Fordert ja ein bang Verzehren,
Da mich dieſes Fieber quaͤlt/
Das den Coͤrper faſt entſeelt.
Packe dich einmahl, o Fieber!
Bruder! waͤr es nur voruͤber,
Mir iſt wuͤrcklich angſt und bang,
Denn es dauret allzulang.
Hilff mir doch in naͤchſten Tagen
Meines Fiebers Laſt ertragen,
Sprich doch balde bey mir ein,
Vielleicht wird es beſſer ſeyn.
28) Als er ſich mit ſeinem guten Freund
uͤber gewiſſe Sachen ſchrifftl. beſprach.
Herr Bruder, ſey vergnuͤgt, verachte was ge-
ſchicht,
Quaͤlt dich ſo Neid als Feind, o! hoͤr es lieber
nicht.
Dein Gluͤcke muß zum Trutz den armen Schlu-
ckern bluͤhen,
Laß andre immerhin am Narren-Seile ziehen,
Da ja ein groſſer Theil der Laſter-vollen Welt
Des Laſters Vorurtheil vor ſeinen Abgott haͤlt.
Hier iſt kein Jonathan. Wem wilt du dich ver-
trauen?
Mit Fꝛeunden heiſts ein Schloß in leere Luͤffte bauen.
Bald
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[159/0183] Vermiſchte Send-Schreiben. Froſt und Hitze ſind die Plagen, Die den armen Coͤrper nagen, Dieſe wechſeln immer ab; Als die Stuffe zu dem Grab. Strenges Schickſal, dein Begehren Fordert ja ein bang Verzehren, Da mich dieſes Fieber quaͤlt/ Das den Coͤrper faſt entſeelt. Packe dich einmahl, o Fieber! Bruder! waͤr es nur voruͤber, Mir iſt wuͤrcklich angſt und bang, Denn es dauret allzulang. Hilff mir doch in naͤchſten Tagen Meines Fiebers Laſt ertragen, Sprich doch balde bey mir ein, Vielleicht wird es beſſer ſeyn. 28) Als er ſich mit ſeinem guten Freund uͤber gewiſſe Sachen ſchrifftl. beſprach. Herr Bruder, ſey vergnuͤgt, verachte was ge- ſchicht, Quaͤlt dich ſo Neid als Feind, o! hoͤr es lieber nicht. Dein Gluͤcke muß zum Trutz den armen Schlu- ckern bluͤhen, Laß andre immerhin am Narren-Seile ziehen, Da ja ein groſſer Theil der Laſter-vollen Welt Des Laſters Vorurtheil vor ſeinen Abgott haͤlt. Hier iſt kein Jonathan. Wem wilt du dich ver- trauen? Mit Fꝛeunden heiſts ein Schloß in leere Luͤffte bauen. Bald

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/183>, abgerufen am 27.11.2024.