Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Theatralischer Anhang.
Cleander.
Gantz gern; ich bin des Tragus Sohn,
Des Schwagers des Anaximander,
Jch bin das ältste Kind Cleander.
Alphonso.
Ha, ha! nun kenn ich ihnen schon!
Sie sind von Adel hochgebohren?
Wie? kennen sie Eleonoren?
Die Tochter des Don Silvio.
Cleander.
Mich deucht ich kenne sie nun so;
Alphonso.
Was dencken sie von diesem Kind, denn selbige ist
meine Muhm.
Cleander.
Herr! die verdienet Lob und Gunst, Herr! die ver-
dienet Preiß und Ruhm,
Sie ist ein Bildniß keuscher Zucht, sie ist ein Spie-
gel wahrer Tugend,
Sie blüht der schönsten Rose gleich, sie hat die An-
muths-vollste Jugend,
Sie hat kein ungezwungnes Wesen, sie ist nicht un-
gezogen, wild,
Kurtz um, sie ist der hohen Freude, und ihres Va-
ters Ebenbild.
Alphonso.
Recht so, sie habens wohl getroffen; die Wahrheit
trifft hier richtig ein.
Cleander.
Mein Herr, es ist die zwölffte Stunde, und da muß
ich zu Tische seyn.
Sie leben wohl! ja sie vergeben, daß ich so schleu-
nig von sie geh.
Al-
Theatraliſcher Anhang.
Cleander.
Gantz gern; ich bin des Tragus Sohn,
Des Schwagers des Anaximander,
Jch bin das aͤltſte Kind Cleander.
Alphonſo.
Ha, ha! nun kenn ich ihnen ſchon!
Sie ſind von Adel hochgebohren?
Wie? kennen ſie Eleonoren?
Die Tochter des Don Silvio.
Cleander.
Mich deucht ich kenne ſie nun ſo;
Alphonſo.
Was dencken ſie von dieſem Kind, denn ſelbige iſt
meine Muhm.
Cleander.
Herr! die verdienet Lob und Gunſt, Herr! die ver-
dienet Preiß und Ruhm,
Sie iſt ein Bildniß keuſcher Zucht, ſie iſt ein Spie-
gel wahrer Tugend,
Sie bluͤht der ſchoͤnſten Roſe gleich, ſie hat die An-
muths-vollſte Jugend,
Sie hat kein ungezwungnes Weſen, ſie iſt nicht un-
gezogen, wild,
Kurtz um, ſie iſt der hohen Freude, und ihres Va-
ters Ebenbild.
Alphonſo.
Recht ſo, ſie habens wohl getroffen; die Wahrheit
trifft hier richtig ein.
Cleander.
Mein Herr, es iſt die zwoͤlffte Stunde, und da muß
ich zu Tiſche ſeyn.
Sie leben wohl! ja ſie vergeben, daß ich ſo ſchleu-
nig von ſie geh.
Al-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0198" n="170"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Theatrali&#x017F;cher Anhang.</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#CLE">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cleander.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Gantz gern; ich bin des Tragus Sohn,<lb/>
Des Schwagers des <hi rendition="#aq">Anaximander,</hi><lb/>
Jch bin das a&#x0364;lt&#x017F;te Kind <hi rendition="#aq">Cleander.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALP">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alphon&#x017F;o.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ha, ha! nun kenn ich ihnen &#x017F;chon!<lb/>
Sie &#x017F;ind von Adel hochgebohren?<lb/>
Wie? kennen &#x017F;ie Eleonoren?<lb/>
Die Tochter des <hi rendition="#aq">Don Silvio.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CLE">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cleander.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Mich deucht ich kenne &#x017F;ie nun &#x017F;o;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALP">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alphon&#x017F;o.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Was dencken &#x017F;ie von die&#x017F;em Kind, denn &#x017F;elbige i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">meine Muhm.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CLE">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cleander.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Herr! die verdienet Lob und Gun&#x017F;t, Herr! die ver-<lb/><hi rendition="#et">dienet Preiß und Ruhm,</hi><lb/>
Sie i&#x017F;t ein Bildniß keu&#x017F;cher Zucht, &#x017F;ie i&#x017F;t ein Spie-<lb/><hi rendition="#et">gel wahrer Tugend,</hi><lb/>
Sie blu&#x0364;ht der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Ro&#x017F;e gleich, &#x017F;ie hat die An-<lb/><hi rendition="#et">muths-voll&#x017F;te Jugend,</hi><lb/>
Sie hat kein ungezwungnes We&#x017F;en, &#x017F;ie i&#x017F;t nicht un-<lb/><hi rendition="#et">gezogen, wild,</hi><lb/>
Kurtz um, &#x017F;ie i&#x017F;t der hohen Freude, und ihres Va-<lb/><hi rendition="#et">ters Ebenbild.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ALP">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alphon&#x017F;o.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Recht &#x017F;o, &#x017F;ie habens wohl getroffen; die Wahrheit<lb/><hi rendition="#et">trifft hier richtig ein.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CLE">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cleander.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Mein Herr, es i&#x017F;t die zwo&#x0364;lffte Stunde, und da muß<lb/><hi rendition="#et">ich zu Ti&#x017F;che &#x017F;eyn.</hi><lb/>
Sie leben wohl! ja &#x017F;ie vergeben, daß ich &#x017F;o &#x017F;chleu-<lb/><hi rendition="#et">nig von &#x017F;ie geh.</hi></p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Al-</hi> </hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0198] Theatraliſcher Anhang. Cleander. Gantz gern; ich bin des Tragus Sohn, Des Schwagers des Anaximander, Jch bin das aͤltſte Kind Cleander. Alphonſo. Ha, ha! nun kenn ich ihnen ſchon! Sie ſind von Adel hochgebohren? Wie? kennen ſie Eleonoren? Die Tochter des Don Silvio. Cleander. Mich deucht ich kenne ſie nun ſo; Alphonſo. Was dencken ſie von dieſem Kind, denn ſelbige iſt meine Muhm. Cleander. Herr! die verdienet Lob und Gunſt, Herr! die ver- dienet Preiß und Ruhm, Sie iſt ein Bildniß keuſcher Zucht, ſie iſt ein Spie- gel wahrer Tugend, Sie bluͤht der ſchoͤnſten Roſe gleich, ſie hat die An- muths-vollſte Jugend, Sie hat kein ungezwungnes Weſen, ſie iſt nicht un- gezogen, wild, Kurtz um, ſie iſt der hohen Freude, und ihres Va- ters Ebenbild. Alphonſo. Recht ſo, ſie habens wohl getroffen; die Wahrheit trifft hier richtig ein. Cleander. Mein Herr, es iſt die zwoͤlffte Stunde, und da muß ich zu Tiſche ſeyn. Sie leben wohl! ja ſie vergeben, daß ich ſo ſchleu- nig von ſie geh. Al-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/198
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/198>, abgerufen am 23.11.2024.