Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Theatralischer Anhang. SCENA VI. Eleonore und Celinde. Eleonore. Einsamkeit, du bist mein Leben, Du bist meine gröste Lust! Du kanst Trost und Labsal geben, Du vergnügest meine Brust. Weicht ihr Klagen, flieht ihr Grillen, Einsamkeit ist meine Ruh, Und so bringe ich im Stillen Meine Zeit in Anmuth zu. Amor! ach dein Zug der Liebe Dient mir itzo nur zur Quaal; Und Cupido süsse Triebe Heissen itzt mein Henckermahl. Brich die Fesseln, reiß die Ketten, Einsamkeit, sey du mein Schutz, Deine Huld soll mich erretten, So biet ich der Liebe Trutz. Celinde. Nun Jungfer, bleibt es denn dabey Daß ihr Cleandern künfftig liebet? Jhr lachet; ach gesteht es frey, Jch weiß, was er mir Trinckgeld giebet. Denn mit dem frechen Livio Jst es ein abgedroschen Stroh. Dem Frechen kan es nicht gelingen, Er suchet euch durch Trutz zu zwingen. Jch weiß, was nechst sein Peter sprach, Er stellet euch mit Arglist nach, Denn
Theatraliſcher Anhang. SCENA VI. Eleonore und Celinde. Eleonore. Einſamkeit, du biſt mein Leben, Du biſt meine groͤſte Luſt! Du kanſt Troſt und Labſal geben, Du vergnuͤgeſt meine Bruſt. Weicht ihr Klagen, flieht ihr Grillen, Einſamkeit iſt meine Ruh, Und ſo bringe ich im Stillen Meine Zeit in Anmuth zu. Amor! ach dein Zug der Liebe Dient mir itzo nur zur Quaal; Und Cupido ſuͤſſe Triebe Heiſſen itzt mein Henckermahl. Brich die Feſſeln, reiß die Ketten, Einſamkeit, ſey du mein Schutz, Deine Huld ſoll mich erretten, So biet ich der Liebe Trutz. Celinde. Nun Jungfer, bleibt es denn dabey Daß ihr Cleandern kuͤnfftig liebet? Jhr lachet; ach geſteht es frey, Jch weiß, was er mir Trinckgeld giebet. Denn mit dem frechen Livio Jſt es ein abgedroſchen Stroh. Dem Frechen kan es nicht gelingen, Er ſuchet euch durch Trutz zu zwingen. Jch weiß, was nechſt ſein Peter ſprach, Er ſtellet euch mit Argliſt nach, Denn
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Theatraliſcher Anhang.
SCENA VI.
Eleonore und Celinde.
Eleonore.
Einſamkeit, du biſt mein Leben,
Du biſt meine groͤſte Luſt!
Du kanſt Troſt und Labſal geben,
Du vergnuͤgeſt meine Bruſt.
Weicht ihr Klagen, flieht ihr Grillen,
Einſamkeit iſt meine Ruh,
Und ſo bringe ich im Stillen
Meine Zeit in Anmuth zu.
Amor! ach dein Zug der Liebe
Dient mir itzo nur zur Quaal;
Und Cupido ſuͤſſe Triebe
Heiſſen itzt mein Henckermahl.
Brich die Feſſeln, reiß die Ketten,
Einſamkeit, ſey du mein Schutz,
Deine Huld ſoll mich erretten,
So biet ich der Liebe Trutz.
Celinde.
Nun Jungfer, bleibt es denn dabey
Daß ihr Cleandern kuͤnfftig liebet?
Jhr lachet; ach geſteht es frey,
Jch weiß, was er mir Trinckgeld giebet.
Denn mit dem frechen Livio
Jſt es ein abgedroſchen Stroh.
Dem Frechen kan es nicht gelingen,
Er ſuchet euch durch Trutz zu zwingen.
Jch weiß, was nechſt ſein Peter ſprach,
Er ſtellet euch mit Argliſt nach,
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