Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Schertzhaffte und verliebte Briefe. Wenn nach Donner, Schlag und Schmettern,Phaeton die Wolcken bricht. Wenn, eh man es kaum gemeinet, Uns die hellste Sonne scheinet. Siehe nun, mein Hertz! und Leben! Wie ich mich dir gantz ergeben, Wie ich gegen dir gesinnt; O! ich wollte mehr erwehnen, Doch ich scheue deine Thränen, Allerliebster Schatz! mein Kind! Denn ich weiß, mein Angedencken Wird dich offt empfindlich kräncken. Nun wohlan! ich bin der Deine Bleibe du nur auch die Meine, Bis so Geist als Cörper bricht. Meine Treu soll ewig grünen, Dir will ich in Ehrfurcht dienen. Ja diß will der Sehnsucht Pflicht, Bis durch Fäulnis in der Erden Wird mein Hertz zu Moder werden. Die verachtete und erzürnte Liebe. Ungetreu und falsche Seele! ehemahls gelieb-ter Schatz! Gabst du meiner frohen Regung nicht in deinem Hertzen Platz, Als ich es zum ersten mahl so mit Furcht als Zit- tern wagte, Als die fromme Redligkeit dir von meiner Treue sagte? Den- A 2
Schertzhaffte und verliebte Briefe. Wenn nach Donner, Schlag und Schmettern,Phaeton die Wolcken bricht. Wenn, eh man es kaum gemeinet, Uns die hellſte Sonne ſcheinet. Siehe nun, mein Hertz! und Leben! Wie ich mich dir gantz ergeben, Wie ich gegen dir geſinnt; O! ich wollte mehr erwehnen, Doch ich ſcheue deine Thraͤnen, Allerliebſter Schatz! mein Kind! Denn ich weiß, mein Angedencken Wird dich offt empfindlich kraͤncken. Nun wohlan! ich bin der Deine Bleibe du nur auch die Meine, Bis ſo Geiſt als Coͤrper bricht. Meine Treu ſoll ewig gruͤnen, Dir will ich in Ehrfurcht dienen. Ja diß will der Sehnſucht Pflicht, Bis durch Faͤulnis in der Erden Wird mein Hertz zu Moder werden. Die verachtete und erzuͤrnte Liebe. Ungetreu und falſche Seele! ehemahls gelieb-ter Schatz! Gabſt du meiner frohen Regung nicht in deinem Hertzen Platz, Als ich es zum erſten mahl ſo mit Furcht als Zit- tern wagte, Als die fromme Redligkeit dir von meiner Treue ſagte? Den- A 2
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Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Wenn nach Donner, Schlag und Schmettern,
Phaeton die Wolcken bricht.
Wenn, eh man es kaum gemeinet,
Uns die hellſte Sonne ſcheinet.
Siehe nun, mein Hertz! und Leben!
Wie ich mich dir gantz ergeben,
Wie ich gegen dir geſinnt;
O! ich wollte mehr erwehnen,
Doch ich ſcheue deine Thraͤnen,
Allerliebſter Schatz! mein Kind!
Denn ich weiß, mein Angedencken
Wird dich offt empfindlich kraͤncken.
Nun wohlan! ich bin der Deine
Bleibe du nur auch die Meine,
Bis ſo Geiſt als Coͤrper bricht.
Meine Treu ſoll ewig gruͤnen,
Dir will ich in Ehrfurcht dienen.
Ja diß will der Sehnſucht Pflicht,
Bis durch Faͤulnis in der Erden
Wird mein Hertz zu Moder werden.
Die verachtete und erzuͤrnte Liebe.
Ungetreu und falſche Seele! ehemahls gelieb-
ter Schatz!
Gabſt du meiner frohen Regung nicht in deinem
Hertzen Platz,
Als ich es zum erſten mahl ſo mit Furcht als Zit-
tern wagte,
Als die fromme Redligkeit dir von meiner Treue
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