Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Schertzhaffte und verliebte Briefe. Du kennest meine Sayten-Thöne, Niemahls sang ich vor eine Schöne, Nie lidt ich deiner Herrschafft Joch; Nie fühlt ich deiner Regung Triebe, Nie dient ich dir, verhaßte Liebe, Und dir zu Ehren sing ich doch. Diß scheint sich sehr zu widersprechen, Und wird die freche Mißgunst stechen. Sie wetzt bereits den Geiffer-Zahn; O! Liebe, nimm dich meiner an. Bezeuge meiner Unschuld Proben, Denn will ich dich gedoppelt loben, Hab ich nur erst Gelegenheit. Bezeuge nur, daß ich dich hasse, Und niemahls bey mir wurtzeln lasse, Bezeuge, wie ich höchst erfreut Sehr offte deine Macht verlachet, Und deinen Trieb zu nicht gemachet. Bezeug', ich singe nicht vor dich, Nein, etwas anders zwinget mich. Niemahls sang meine schlechte Leyer Von Deinem ungezämten Feuer, Wodurch der Menschen Hertze glüht. Du hast mich nie ins Netz gekrieget, Du hast noch nie mein Hertz besieget, Da doch dein Zwang sehr viele zieht. Und, wird man von mir anders sprechen, So must du mich, o Liebe! rächen, Auf! fange ihr argwöhnisch Hertz, Und räche mich durch diesen Schertz. Ende des ersten Abschnitts. Ande-
Schertzhaffte und verliebte Briefe. Du kenneſt meine Sayten-Thoͤne, Niemahls ſang ich vor eine Schoͤne, Nie lidt ich deiner Herrſchafft Joch; Nie fuͤhlt ich deiner Regung Triebe, Nie dient ich dir, verhaßte Liebe, Und dir zu Ehren ſing ich doch. Diß ſcheint ſich ſehr zu widerſprechen, Und wird die freche Mißgunſt ſtechen. Sie wetzt bereits den Geiffer-Zahn; O! Liebe, nimm dich meiner an. Bezeuge meiner Unſchuld Proben, Denn will ich dich gedoppelt loben, Hab ich nur erſt Gelegenheit. Bezeuge nur, daß ich dich haſſe, Und niemahls bey mir wurtzeln laſſe, Bezeuge, wie ich hoͤchſt erfreut Sehr offte deine Macht verlachet, Und deinen Trieb zu nicht gemachet. Bezeug’, ich ſinge nicht vor dich, Nein, etwas anders zwinget mich. Niemahls ſang meine ſchlechte Leyer Von Deinem ungezaͤmten Feuer, Wodurch der Menſchen Hertze gluͤht. Du haſt mich nie ins Netz gekrieget, Du haſt noch nie mein Hertz beſieget, Da doch dein Zwang ſehr viele zieht. Und, wird man von mir anders ſprechen, So muſt du mich, o Liebe! raͤchen, Auf! fange ihr argwoͤhniſch Hertz, Und raͤche mich durch dieſen Schertz. Ende des erſten Abſchnitts. Ande-
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Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Du kenneſt meine Sayten-Thoͤne,
Niemahls ſang ich vor eine Schoͤne,
Nie lidt ich deiner Herrſchafft Joch;
Nie fuͤhlt ich deiner Regung Triebe,
Nie dient ich dir, verhaßte Liebe,
Und dir zu Ehren ſing ich doch.
Diß ſcheint ſich ſehr zu widerſprechen,
Und wird die freche Mißgunſt ſtechen.
Sie wetzt bereits den Geiffer-Zahn;
O! Liebe, nimm dich meiner an.
Bezeuge meiner Unſchuld Proben,
Denn will ich dich gedoppelt loben,
Hab ich nur erſt Gelegenheit.
Bezeuge nur, daß ich dich haſſe,
Und niemahls bey mir wurtzeln laſſe,
Bezeuge, wie ich hoͤchſt erfreut
Sehr offte deine Macht verlachet,
Und deinen Trieb zu nicht gemachet.
Bezeug’, ich ſinge nicht vor dich,
Nein, etwas anders zwinget mich.
Niemahls ſang meine ſchlechte Leyer
Von Deinem ungezaͤmten Feuer,
Wodurch der Menſchen Hertze gluͤht.
Du haſt mich nie ins Netz gekrieget,
Du haſt noch nie mein Hertz beſieget,
Da doch dein Zwang ſehr viele zieht.
Und, wird man von mir anders ſprechen,
So muſt du mich, o Liebe! raͤchen,
Auf! fange ihr argwoͤhniſch Hertz,
Und raͤche mich durch dieſen Schertz.
Ende des erſten Abſchnitts.
Ande-
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