Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Glückwünschungs-Schreiben. Laß dich nur keinen Schein der schnöden Lüste trügen,Gesellschafft, Dorff und Spiel, sey dir nie ein Vergnügen. Sey nur, Hochwehrter Freund! so wohl bey Tag als Nacht Auf deiner Wohlfahrt Grund mit grösten Fleiß bedacht. Ja liebe nimmermehr ein schändlich Freuden-Leben, Vor alle Wollust sey ein Pfahl ins Fleisch gegeben. Nun sinckt der matte Kiel, nun sinckt er mit Gewalt, Der Bogen ist schon voll, wie? eckelt dir wohl bald? Der Freundschafft rege Glut soll unaufhörlich brennen. Dich will ich meinen Freund, biß das ich sterbe, nennen. So reise denn beglückt! dieß sey der Zeilen Schluß; Jch aber bin dein Knecht, dein treuer Fusius. Glückwünschender Brief, Bey dem Neuen-Jahres-Wechsel 1743. ausgefertiget. Dir, Wehrter Gönner, sucht mein Geist Ein Lied mit Wünschen zu entrichten. Weil mich die Zeit darauff verweist, So will ich nach derselben dichten. Verzeyh, wenn Kunst und Nachdruck fehlt, Gnug, daß sich Hertz und Wunsch aus Redlig- keit vermählt. Das alte Jahr ist nun vorbey, Das neue glücklich angefangen; Da Freund und Stadt dich wie aufs neu Als ihren Schutz und Trost empfangen. Der
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Laß dich nur keinen Schein der ſchnoͤden Luͤſte truͤgẽ,Geſellſchafft, Dorff und Spiel, ſey dir nie ein Vergnuͤgen. Sey nur, Hochwehrter Freund! ſo wohl bey Tag als Nacht Auf deiner Wohlfahrt Grund mit groͤſten Fleiß bedacht. Ja liebe nimmermehr ein ſchaͤndlich Freuden-Leben, Vor alle Wolluſt ſey ein Pfahl ins Fleiſch gegeben. Nun ſinckt der matte Kiel, nun ſinckt er mit Gewalt, Der Bogen iſt ſchon voll, wie? eckelt dir wohl bald? Der Freundſchafft rege Glut ſoll unaufhoͤrlich brennen. Dich will ich meinen Freund, biß das ich ſterbe, nennen. So reiſe denn begluͤckt! dieß ſey der Zeilen Schluß; Jch aber bin dein Knecht, dein treuer Fuſius. Gluͤckwuͤnſchender Brief, Bey dem Neuen-Jahres-Wechſel 1743. ausgefertiget. Dir, Wehrter Goͤnner, ſucht mein Geiſt Ein Lied mit Wuͤnſchen zu entrichten. Weil mich die Zeit darauff verweiſt, So will ich nach derſelben dichten. Verzeyh, wenn Kunſt und Nachdruck fehlt, Gnug, daß ſich Hertz und Wunſch aus Redlig- keit vermaͤhlt. Das alte Jahr iſt nun vorbey, Das neue gluͤcklich angefangen; Da Freund und Stadt dich wie aufs neu Als ihren Schutz und Troſt empfangen. Der
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Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Laß dich nur keinen Schein der ſchnoͤden Luͤſte truͤgẽ,
Geſellſchafft, Dorff und Spiel, ſey dir nie ein
Vergnuͤgen.
Sey nur, Hochwehrter Freund! ſo wohl bey Tag
als Nacht
Auf deiner Wohlfahrt Grund mit groͤſten Fleiß
bedacht.
Ja liebe nimmermehr ein ſchaͤndlich Freuden-Leben,
Vor alle Wolluſt ſey ein Pfahl ins Fleiſch gegeben.
Nun ſinckt der matte Kiel, nun ſinckt er mit Gewalt,
Der Bogen iſt ſchon voll, wie? eckelt dir wohl bald?
Der Freundſchafft rege Glut ſoll unaufhoͤrlich
brennen.
Dich will ich meinen Freund, biß das ich ſterbe,
nennen.
So reiſe denn begluͤckt! dieß ſey der Zeilen Schluß;
Jch aber bin dein Knecht, dein treuer Fuſius.
Gluͤckwuͤnſchender Brief,
Bey dem Neuen-Jahres-Wechſel 1743. ausgefertiget.
Dir, Wehrter Goͤnner, ſucht mein Geiſt
Ein Lied mit Wuͤnſchen zu entrichten.
Weil mich die Zeit darauff verweiſt,
So will ich nach derſelben dichten.
Verzeyh, wenn Kunſt und Nachdruck fehlt,
Gnug, daß ſich Hertz und Wunſch aus Redlig-
keit vermaͤhlt.
Das alte Jahr iſt nun vorbey,
Das neue gluͤcklich angefangen;
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