Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Glückwünschungs-Schreiben. Die Macht der donnernden CarthaunenBringt Zittern, Schrecken, Furcht, Erstaunen, Die Stücke sind schon hingepflantzt, Es ist fast jeder Ort verschantzt. Der grösten Pompen stärckstes Rassen Erfüllet Fluhren, Wald und Strassen, Und einen Ort, der schon versperrt, Erobert Kugel, Stück und Schwerd. Wenn nun Granat und Kugel sauset, Wenn alles glimmet, steigt und brauset, Denn hört ein tapffrer Martis-Sohn Mit Freuden diesen Donner-Thon; Der wird von Fechten, Streiten, Schlagen, Von Tapfferkeit und Großmuth sagen, Weil auch die allerstärckste Schlacht Jhn nie verzagt und wanckend macht. Die Tapfferkeit muß endlich siegen, Und wenn auch schon viel Hundert liegen, So wancket seine Großmuth nicht; Er schlägt, er haut, er ficht, er sticht, Bleibt redlich im Soldaten-Stande, Sein Blut weyht er dem Vaterlande, Das mehr als redlich treue Blut, Mit Redlichkeit und tapffren Muth; Er scheuet nicht den Nahmen: Leiche; Vielmehr, daß er den Zweck erreiche, So braucht er seinen Muth und Stärck, Und dieses ist sein Augenmerck. Und will ihn Charon überführen, So wird er auch nicht viel verliehren, Setzt man ihm keinen Leichenstein, So muß er auch zufrieden seyn. Er- D
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Die Macht der donnernden CarthaunenBringt Zittern, Schrecken, Furcht, Erſtaunen, Die Stuͤcke ſind ſchon hingepflantzt, Es iſt faſt jeder Ort verſchantzt. Der groͤſten Pompen ſtaͤrckſtes Raſſen Erfuͤllet Fluhren, Wald und Straſſen, Und einen Ort, der ſchon verſperrt, Erobert Kugel, Stuͤck und Schwerd. Wenn nun Granat und Kugel ſauſet, Wenn alles glimmet, ſteigt und brauſet, Denn hoͤrt ein tapffrer Martis-Sohn Mit Freuden dieſen Donner-Thon; Der wird von Fechten, Streiten, Schlagen, Von Tapfferkeit und Großmuth ſagen, Weil auch die allerſtaͤrckſte Schlacht Jhn nie verzagt und wanckend macht. Die Tapfferkeit muß endlich ſiegen, Und wenn auch ſchon viel Hundert liegen, So wancket ſeine Großmuth nicht; Er ſchlaͤgt, er haut, er ficht, er ſticht, Bleibt redlich im Soldaten-Stande, Sein Blut weyht er dem Vaterlande, Das mehr als redlich treue Blut, Mit Redlichkeit und tapffren Muth; Er ſcheuet nicht den Nahmen: Leiche; Vielmehr, daß er den Zweck erreiche, So braucht er ſeinen Muth und Staͤrck, Und dieſes iſt ſein Augenmerck. Und will ihn Charon uͤberfuͤhren, So wird er auch nicht viel verliehren, Setzt man ihm keinen Leichenſtein, So muß er auch zufrieden ſeyn. Er- D
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Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Die Macht der donnernden Carthaunen
Bringt Zittern, Schrecken, Furcht, Erſtaunen,
Die Stuͤcke ſind ſchon hingepflantzt,
Es iſt faſt jeder Ort verſchantzt.
Der groͤſten Pompen ſtaͤrckſtes Raſſen
Erfuͤllet Fluhren, Wald und Straſſen,
Und einen Ort, der ſchon verſperrt,
Erobert Kugel, Stuͤck und Schwerd.
Wenn nun Granat und Kugel ſauſet,
Wenn alles glimmet, ſteigt und brauſet,
Denn hoͤrt ein tapffrer Martis-Sohn
Mit Freuden dieſen Donner-Thon;
Der wird von Fechten, Streiten, Schlagen,
Von Tapfferkeit und Großmuth ſagen,
Weil auch die allerſtaͤrckſte Schlacht
Jhn nie verzagt und wanckend macht.
Die Tapfferkeit muß endlich ſiegen,
Und wenn auch ſchon viel Hundert liegen,
So wancket ſeine Großmuth nicht;
Er ſchlaͤgt, er haut, er ficht, er ſticht,
Bleibt redlich im Soldaten-Stande,
Sein Blut weyht er dem Vaterlande,
Das mehr als redlich treue Blut,
Mit Redlichkeit und tapffren Muth;
Er ſcheuet nicht den Nahmen: Leiche;
Vielmehr, daß er den Zweck erreiche,
So braucht er ſeinen Muth und Staͤrck,
Und dieſes iſt ſein Augenmerck.
Und will ihn Charon uͤberfuͤhren,
So wird er auch nicht viel verliehren,
Setzt man ihm keinen Leichenſtein,
So muß er auch zufrieden ſeyn.
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