Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Trauer-Briefe. O Freunde! deren Hertz in Blut und Thrä-nen schwimmt, Da euch des Höchsten Hand den frommen Nathan nimmt. Da der getreue Hirt erblaßt, erstarrt, erblichen, Wodurch das Urims Schild von seiner Brust ge- wichen, Von dem beliebten Kreiß; ach euer Simeon Sieht nun das Heil der Welt für GOttes Glantz und Thron. Euch schmertzet sein Verlust, und diß gerecht u. billig, Warum? Euch kränckt sein Amt, er war getrost und willig, Und eurer Seelen Wohl hat er mit Fleiß gesucht, Das Laster war sein Feind, die Sünde ihm verflucht. Die Worte, so der HErr in Tafeln eingeätzet, Hat er aus Schwachheit zwar, doch nie mit Fleiß verletzet. Nun läst er euch, sein Volck, er flieht diß Jammerthal, O höchst beglückter Tausch! o auserlesne Wahl! Er streckt den Hirten-Stab, er übergiebt die Heerde, Daß er des Lammes Knecht vor seinem Throne werde. Die Vorsicht drückt ihm selbst die müden Augen zu, Wohlan so gönnet ihm die angenehmste Ruh. Streut Buchsbaum, streut Napell, streut grüne Leid-Cypressen, Zum Zeichen, sein Verdienst sey ewig unvergessen. Betrübte! bauet ihm den besten Leichen-Stein, Grabt Nahmen, Danck und Ruhm in eure Her- tzen ein. Legt euer Aaron so Amt als Ephod nieder, Viel- E
Trauer-Briefe. O Freunde! deren Hertz in Blut und Thraͤ-nen ſchwimmt, Da euch des Hoͤchſten Hand den frommen Nathan nimmt. Da der getreue Hirt erblaßt, erſtarrt, erblichen, Wodurch das Urims Schild von ſeiner Bruſt ge- wichen, Von dem beliebten Kreiß; ach euer Simeon Sieht nun das Heil der Welt fuͤr GOttes Glantz und Thron. Euch ſchmertzet ſein Verluſt, und diß gerecht u. billig, Warum? Euch kraͤnckt ſein Amt, er war getroſt und willig, Und eurer Seelen Wohl hat er mit Fleiß geſucht, Das Laſter war ſein Feind, die Suͤnde ihm verflucht. Die Worte, ſo der HErr in Tafeln eingeaͤtzet, Hat er aus Schwachheit zwar, doch nie mit Fleiß verletzet. Nun laͤſt er euch, ſein Volck, er flieht diß Jam̃erthal, O hoͤchſt begluͤckter Tauſch! o auserleſne Wahl! Er ſtreckt den Hirten-Stab, er uͤbergiebt die Heerde, Daß er des Lammes Knecht vor ſeinem Throne werde. Die Vorſicht druͤckt ihm ſelbſt die muͤden Augen zu, Wohlan ſo goͤnnet ihm die angenehmſte Ruh. Streut Buchsbaum, ſtreut Napell, ſtreut gruͤne Leid-Cypreſſen, Zum Zeichen, ſein Verdienſt ſey ewig unvergeſſen. Betruͤbte! bauet ihm den beſten Leichen-Stein, Grabt Nahmen, Danck und Ruhm in eure Her- tzen ein. Legt euer Aaron ſo Amt als Ephod nieder, Viel- E
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Trauer-Briefe.
O Freunde! deren Hertz in Blut und Thraͤ-
nen ſchwimmt,
Da euch des Hoͤchſten Hand den frommen
Nathan nimmt.
Da der getreue Hirt erblaßt, erſtarrt, erblichen,
Wodurch das Urims Schild von ſeiner Bruſt ge-
wichen,
Von dem beliebten Kreiß; ach euer Simeon
Sieht nun das Heil der Welt fuͤr GOttes Glantz
und Thron.
Euch ſchmertzet ſein Verluſt, und diß gerecht u. billig,
Warum? Euch kraͤnckt ſein Amt, er war getroſt
und willig,
Und eurer Seelen Wohl hat er mit Fleiß geſucht,
Das Laſter war ſein Feind, die Suͤnde ihm verflucht.
Die Worte, ſo der HErr in Tafeln eingeaͤtzet,
Hat er aus Schwachheit zwar, doch nie mit Fleiß
verletzet.
Nun laͤſt er euch, ſein Volck, er flieht diß Jam̃erthal,
O hoͤchſt begluͤckter Tauſch! o auserleſne Wahl!
Er ſtreckt den Hirten-Stab, er uͤbergiebt die Heerde,
Daß er des Lammes Knecht vor ſeinem Throne
werde.
Die Vorſicht druͤckt ihm ſelbſt die muͤden Augen zu,
Wohlan ſo goͤnnet ihm die angenehmſte Ruh.
Streut Buchsbaum, ſtreut Napell, ſtreut gruͤne
Leid-Cypreſſen,
Zum Zeichen, ſein Verdienſt ſey ewig unvergeſſen.
Betruͤbte! bauet ihm den beſten Leichen-Stein,
Grabt Nahmen, Danck und Ruhm in eure Her-
tzen ein.
Legt euer Aaron ſo Amt als Ephod nieder,
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