Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Trauer-Brieffe.
O! du Sohn, du Höchstgeliebter! o du jung und
frommes Lamm!
Du suchst JEsum, deinen Heiland, deinen Seelen-
Bräutigam.
Denn du scheuest nicht den Tod, dir bringt er kein
banges Grauen,
Nein, er eben zeigt den Ort, wo du kanst den
Heyland schauen.
Du gehst nun in Freuden-Tempel, in die Burg
von Sion ein,
Wo viel tausend Chor der Engel, und der Auser-
wehlten seyn.
Aber wir, geliebtes Kind! wir, die sehr betrüb-
ten Eltern,
Müssen ein gehäufftes Ach, Angst und Kummer-
Zähren keltern.
Dein Gang geht zwar in den Himmel, doch wir
bleiben auf der Welt,
Die vor uns, da du gestorben, kein Vergnügen
in sich hält.
Denn so lange wir hier sind, werden wir dich
auch bedauren,
Ja wir werden dich, o Sohn! mit dem grösten
Schmertz betrauren,
Vis uns einst dein JEsus ruffet, bis es heist: Es
ist vollbracht!
Sterblich Theil von unsern Hertzen, ruhe wohl!
zu guter Nacht!
Trauer-Zeilen,
Bey Absterben eines Hoffnungs-vollen Studiosi Theologiae,
als selbiger jähling und unvermuthet Todes verblichen.
Jm Jahre 1742, verfertiget.
Blas-
E 4
Trauer-Brieffe.
O! du Sohn, du Hoͤchſtgeliebter! o du jung und
frommes Lamm!
Du ſuchſt JEſum, deinen Heiland, deinen Seelen-
Braͤutigam.
Denn du ſcheueſt nicht den Tod, dir bringt er kein
banges Grauen,
Nein, er eben zeigt den Ort, wo du kanſt den
Heyland ſchauen.
Du gehſt nun in Freuden-Tempel, in die Burg
von Sion ein,
Wo viel tauſend Chor der Engel, und der Auser-
wehlten ſeyn.
Aber wir, geliebtes Kind! wir, die ſehr betruͤb-
ten Eltern,
Muͤſſen ein gehaͤufftes Ach, Angſt und Kummer-
Zaͤhren keltern.
Dein Gang geht zwar in den Himmel, doch wir
bleiben auf der Welt,
Die vor uns, da du geſtorben, kein Vergnuͤgen
in ſich haͤlt.
Denn ſo lange wir hier ſind, werden wir dich
auch bedauren,
Ja wir werden dich, o Sohn! mit dem groͤſten
Schmertz betrauren,
Vis uns einſt dein JEſus ruffet, bis es heiſt: Es
iſt vollbracht!
Sterblich Theil von unſern Hertzen, ruhe wohl!
zu guter Nacht!
Trauer-Zeilen,
Bey Abſterben eines Hoffnungs-vollen Studioſi Theologiae,
als ſelbiger jaͤhling und unvermuthet Todes verblichen.
Jm Jahre 1742, verfertiget.
Blaſ-
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0091" n="71"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Trauer-Brieffe.</hi> </fw><lb/>
            <l>O! du Sohn, du Ho&#x0364;ch&#x017F;tgeliebter! o du jung und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">frommes Lamm!</hi> </l><lb/>
            <l>Du &#x017F;uch&#x017F;t JE&#x017F;um, deinen Heiland, deinen Seelen-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Bra&#x0364;utigam.</hi> </l><lb/>
            <l>Denn du &#x017F;cheue&#x017F;t nicht den Tod, dir bringt er kein</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">banges Grauen,</hi> </l><lb/>
            <l>Nein, er eben zeigt den Ort, wo du kan&#x017F;t den</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Heyland &#x017F;chauen.</hi> </l><lb/>
            <l>Du geh&#x017F;t nun in Freuden-Tempel, in die Burg</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">von Sion ein,</hi> </l><lb/>
            <l>Wo viel tau&#x017F;end Chor der Engel, und der Auser-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wehlten &#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
            <l>Aber wir, geliebtes Kind! wir, die &#x017F;ehr betru&#x0364;b-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ten Eltern,</hi> </l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ein geha&#x0364;ufftes Ach, Ang&#x017F;t und Kummer-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Za&#x0364;hren keltern.</hi> </l><lb/>
            <l>Dein Gang geht zwar in den Himmel, doch wir</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bleiben auf der Welt,</hi> </l><lb/>
            <l>Die vor uns, da du ge&#x017F;torben, kein Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">in &#x017F;ich ha&#x0364;lt.</hi> </l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;o lange wir hier &#x017F;ind, werden wir dich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">auch bedauren,</hi> </l><lb/>
            <l>Ja wir werden dich, o Sohn! mit dem gro&#x0364;&#x017F;ten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schmertz betrauren,</hi> </l><lb/>
            <l>Vis uns ein&#x017F;t dein JE&#x017F;us ruffet, bis es hei&#x017F;t: Es</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">i&#x017F;t vollbracht!</hi> </l><lb/>
            <l>Sterblich Theil von un&#x017F;ern Hertzen, ruhe wohl!</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu guter Nacht!</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#b">Trauer-Zeilen,</hi><lb/>
Bey Ab&#x017F;terben eines Hoffnungs-vollen <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;i Theologiae,</hi><lb/>
als &#x017F;elbiger ja&#x0364;hling und unvermuthet Todes verblichen.<lb/>
Jm Jahre 1742, verfertiget.</head><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Bla&#x017F;-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0091] Trauer-Brieffe. O! du Sohn, du Hoͤchſtgeliebter! o du jung und frommes Lamm! Du ſuchſt JEſum, deinen Heiland, deinen Seelen- Braͤutigam. Denn du ſcheueſt nicht den Tod, dir bringt er kein banges Grauen, Nein, er eben zeigt den Ort, wo du kanſt den Heyland ſchauen. Du gehſt nun in Freuden-Tempel, in die Burg von Sion ein, Wo viel tauſend Chor der Engel, und der Auser- wehlten ſeyn. Aber wir, geliebtes Kind! wir, die ſehr betruͤb- ten Eltern, Muͤſſen ein gehaͤufftes Ach, Angſt und Kummer- Zaͤhren keltern. Dein Gang geht zwar in den Himmel, doch wir bleiben auf der Welt, Die vor uns, da du geſtorben, kein Vergnuͤgen in ſich haͤlt. Denn ſo lange wir hier ſind, werden wir dich auch bedauren, Ja wir werden dich, o Sohn! mit dem groͤſten Schmertz betrauren, Vis uns einſt dein JEſus ruffet, bis es heiſt: Es iſt vollbracht! Sterblich Theil von unſern Hertzen, ruhe wohl! zu guter Nacht! Trauer-Zeilen, Bey Abſterben eines Hoffnungs-vollen Studioſi Theologiae, als ſelbiger jaͤhling und unvermuthet Todes verblichen. Jm Jahre 1742, verfertiget. Blaſ- E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/91
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/91>, abgerufen am 25.11.2024.