Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Trauer-Brieffe. GOtt Lob! so weiß ich nunZu wem ich mich hinwende, So kan ich sanffte ruhn. Mein Vater! nimm in deine Hände Die Seele, so da längsten dein; Laß meinen Leib in seiner Grufft Jn angenehmer Ruhe seyn, Bis ihn dein Sohn, mein Heiland JEsus rufft. ARIA en Duetto. Jn der StilleSucht mein Wille, HErr! dein frohes Himmels-Zelt. Du bist meine/ Jch die Deine, Nimm mich, GOtt, wenn dirs gefällt. Denn mein Geist wartt mit Verlangen Dich, Erlöser/ zu umfangen. Rccit. Allein, Wohlselige!Ach dein Verlust thut uns sehr weh. Wie wird sich nicht dein Schatz bekümmern? Wie wird dein armes Kind nicht wimmern? So soll es künfftighin allein, Und ohne seine Mutter seyn. O! kan es dich nicht kräncken? Wer wird wohl künfftighin das arme Schäfgen träncken! Wenn du, als Mutter, solches fliehst, Und deine Milch, als seine Nahrung, ihm entziehst. O! bleibe hie, O! laß dich doch bewegen, Was
Trauer-Brieffe. GOtt Lob! ſo weiß ich nunZu wem ich mich hinwende, So kan ich ſanffte ruhn. Mein Vater! nimm in deine Haͤnde Die Seele, ſo da laͤngſten dein; Laß meinen Leib in ſeiner Grufft Jn angenehmer Ruhe ſeyn, Bis ihn dein Sohn, mein Heiland JEſus rufft. ARIA en Duetto. Jn der StilleSucht mein Wille, HErr! dein frohes Himmels-Zelt. Du biſt meine/ Jch die Deine, Nimm mich, GOtt, wenn dirs gefaͤllt. Denn mein Geiſt wartt mit Verlangen Dich, Erloͤſer/ zu umfangen. Rccit. Allein, Wohlſelige!Ach dein Verluſt thut uns ſehr weh. Wie wird ſich nicht dein Schatz bekuͤmmern? Wie wird dein armes Kind nicht wimmern? So ſoll es kuͤnfftighin allein, Und ohne ſeine Mutter ſeyn. O! kan es dich nicht kraͤncken? Wer wird wohl kuͤnfftighin das arme Schaͤfgen traͤncken! Wenn du, als Mutter, ſolches fliehſt, Und deine Milch, als ſeine Nahrung, ihm entziehſt. O! bleibe hie, O! laß dich doch bewegen, Was
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0096" n="76"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Trauer-Brieffe.</hi> </fw><lb/> <l>GOtt Lob! ſo weiß ich nun</l><lb/> <l>Zu wem ich mich hinwende,</l><lb/> <l>So kan ich ſanffte ruhn.</l><lb/> <l>Mein Vater! nimm in deine Haͤnde</l><lb/> <l>Die Seele, ſo da laͤngſten dein;</l><lb/> <l>Laß meinen Leib in ſeiner Grufft</l><lb/> <l>Jn angenehmer Ruhe ſeyn,</l><lb/> <l>Bis ihn dein Sohn, mein Heiland JEſus rufft.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head> <hi rendition="#aq">ARIA en Duetto.</hi> </head><lb/> <l>Jn der Stille</l><lb/> <l>Sucht mein Wille,</l><lb/> <l>HErr! dein frohes Himmels-Zelt.</l><lb/> <l>Du biſt meine/</l><lb/> <l>Jch die Deine,</l><lb/> <l>Nimm mich, GOtt, wenn dirs gefaͤllt.</l><lb/> <l>Denn mein Geiſt wartt mit Verlangen</l><lb/> <l>Dich, Erloͤſer/ zu umfangen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#aq">Rccit.</hi> </head><lb/> <l>Allein, <hi rendition="#fr">Wohlſelige!</hi></l><lb/> <l>Ach dein Verluſt thut uns ſehr weh.</l><lb/> <l>Wie wird ſich nicht dein Schatz bekuͤmmern?</l><lb/> <l>Wie wird dein armes Kind nicht wimmern?</l><lb/> <l>So ſoll es kuͤnfftighin allein,</l><lb/> <l>Und ohne ſeine Mutter ſeyn.</l><lb/> <l>O! kan es dich nicht kraͤncken?</l><lb/> <l>Wer wird wohl kuͤnfftighin das arme Schaͤfgen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">traͤncken!</hi> </l><lb/> <l>Wenn du, als Mutter, ſolches fliehſt,</l><lb/> <l>Und deine Milch, als ſeine Nahrung, ihm entziehſt.</l><lb/> <l>O! bleibe hie,</l><lb/> <l>O! laß dich doch bewegen,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0096]
Trauer-Brieffe.
GOtt Lob! ſo weiß ich nun
Zu wem ich mich hinwende,
So kan ich ſanffte ruhn.
Mein Vater! nimm in deine Haͤnde
Die Seele, ſo da laͤngſten dein;
Laß meinen Leib in ſeiner Grufft
Jn angenehmer Ruhe ſeyn,
Bis ihn dein Sohn, mein Heiland JEſus rufft.
ARIA en Duetto.
Jn der Stille
Sucht mein Wille,
HErr! dein frohes Himmels-Zelt.
Du biſt meine/
Jch die Deine,
Nimm mich, GOtt, wenn dirs gefaͤllt.
Denn mein Geiſt wartt mit Verlangen
Dich, Erloͤſer/ zu umfangen.
Rccit.
Allein, Wohlſelige!
Ach dein Verluſt thut uns ſehr weh.
Wie wird ſich nicht dein Schatz bekuͤmmern?
Wie wird dein armes Kind nicht wimmern?
So ſoll es kuͤnfftighin allein,
Und ohne ſeine Mutter ſeyn.
O! kan es dich nicht kraͤncken?
Wer wird wohl kuͤnfftighin das arme Schaͤfgen
traͤncken!
Wenn du, als Mutter, ſolches fliehſt,
Und deine Milch, als ſeine Nahrung, ihm entziehſt.
O! bleibe hie,
O! laß dich doch bewegen,
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |