Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

dass ich glaube, der Oheim hätte klüger daran gethan, statt für mich unverbesserlichen Sünder für Severin um das Amt eines Attaches anzusuchen. - Der Ausflug hatte weder Severin noch mir gut bekommen: er war so unwohl, dass er zu Bette gehen musste, und ich war von einer so fieberhaften Unruhe erfasst, dass ich nicht schlafen konnte. Ich ging, als schon längst Alle im Schlosse schliefen, in meinem Zimmer auf und ab, ohne doch etwas zu denken. War es die Mittheilung des Oheims, dass ich berufen sei, in das Rad der Geschichte als Attache mit einzugreifen, die mich so aufgeregt hatte, oder war es das Gewitter, das in der Luft lag? Ich ging zum Fenster und schaute zum Himmel hinauf, auf dem der gelbe Mond vor den plumpen ihm nacheilenden Gewitterwolken flüchtete, und nur noch hie und da ein kleines Sternlein ängstlich flimmerte. Von Zeit zu Zeit erhob sich ein Windstoss, dass die alten Bäume im Parke aus ihrem Nachtschlafe aufstöhnten, und zuckte ein Blitzstrahl über die sich duckenden schwarzen Wälder hin, dass die fahlen Felsschroffen wie Gespenster aus

dass ich glaube, der Oheim hätte klüger daran gethan, statt für mich unverbesserlichen Sünder für Severin um das Amt eines Attachés anzusuchen. – Der Ausflug hatte weder Severin noch mir gut bekommen: er war so unwohl, dass er zu Bette gehen musste, und ich war von einer so fieberhaften Unruhe erfasst, dass ich nicht schlafen konnte. Ich ging, als schon längst Alle im Schlosse schliefen, in meinem Zimmer auf und ab, ohne doch etwas zu denken. War es die Mittheilung des Oheims, dass ich berufen sei, in das Rad der Geschichte als Attaché mit einzugreifen, die mich so aufgeregt hatte, oder war es das Gewitter, das in der Luft lag? Ich ging zum Fenster und schaute zum Himmel hinauf, auf dem der gelbe Mond vor den plumpen ihm nacheilenden Gewitterwolken flüchtete, und nur noch hie und da ein kleines Sternlein ängstlich flimmerte. Von Zeit zu Zeit erhob sich ein Windstoss, dass die alten Bäume im Parke aus ihrem Nachtschlafe aufstöhnten, und zuckte ein Blitzstrahl über die sich duckenden schwarzen Wälder hin, dass die fahlen Felsschroffen wie Gespenster aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="37"/>
dass ich glaube, der Oheim hätte klüger daran gethan, statt für mich unverbesserlichen Sünder für Severin um das Amt eines Attachés anzusuchen. &#x2013; Der Ausflug hatte weder Severin noch mir gut bekommen: er war so unwohl, dass er zu Bette gehen musste, und ich war von einer so fieberhaften Unruhe erfasst, dass ich nicht schlafen konnte. Ich ging, als schon längst Alle im Schlosse schliefen, in meinem Zimmer auf und ab, ohne doch etwas zu denken. War es die Mittheilung des Oheims, dass ich berufen sei, in das Rad der Geschichte als Attaché mit einzugreifen, die mich so aufgeregt hatte, oder war es das Gewitter, das in der Luft lag? Ich ging zum Fenster und schaute zum Himmel hinauf, auf dem der gelbe Mond vor den plumpen ihm nacheilenden Gewitterwolken flüchtete, und nur noch hie und da ein kleines Sternlein ängstlich flimmerte. Von Zeit zu Zeit erhob sich ein Windstoss, dass die alten Bäume im Parke aus ihrem Nachtschlafe aufstöhnten, und zuckte ein Blitzstrahl über die sich duckenden schwarzen Wälder hin, dass die fahlen Felsschroffen wie Gespenster aus
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0039] dass ich glaube, der Oheim hätte klüger daran gethan, statt für mich unverbesserlichen Sünder für Severin um das Amt eines Attachés anzusuchen. – Der Ausflug hatte weder Severin noch mir gut bekommen: er war so unwohl, dass er zu Bette gehen musste, und ich war von einer so fieberhaften Unruhe erfasst, dass ich nicht schlafen konnte. Ich ging, als schon längst Alle im Schlosse schliefen, in meinem Zimmer auf und ab, ohne doch etwas zu denken. War es die Mittheilung des Oheims, dass ich berufen sei, in das Rad der Geschichte als Attaché mit einzugreifen, die mich so aufgeregt hatte, oder war es das Gewitter, das in der Luft lag? Ich ging zum Fenster und schaute zum Himmel hinauf, auf dem der gelbe Mond vor den plumpen ihm nacheilenden Gewitterwolken flüchtete, und nur noch hie und da ein kleines Sternlein ängstlich flimmerte. Von Zeit zu Zeit erhob sich ein Windstoss, dass die alten Bäume im Parke aus ihrem Nachtschlafe aufstöhnten, und zuckte ein Blitzstrahl über die sich duckenden schwarzen Wälder hin, dass die fahlen Felsschroffen wie Gespenster aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/39
Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/39>, abgerufen am 22.12.2024.