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Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

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er uns auch schon vorgelesen hat. Es wimmelt darin von Ausfällen auf die Ehe in unserer glaubenlosen Zeit und er vergleicht unter Anderem die Keuschheit, die der junge Tobias und Sara in der Brautnacht beobachtet haben, mit dem erschreckenden Benehmen der Braut und des Bräutigams in dem Gedichte des unsittlichen Heiden Goethe: "die Brautnacht". Er citirt mehrere Stellen und endlich die Schlussstrophe:

Wie bebt vor Deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht!
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Denn Deine Kühnheit wird zur Pflicht
Schnell hilft Dir Amor sie entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als Du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.

So entweiht, ruft darauf Severin aus, Goethe, den man leider noch immer in so vielen christlichen Familien antrifft, das heilige Institut der Ehe, das ist keine christliche Brautnacht, die er uns schildert, das ist eine Haremsorgie, und wenn Goethe es wagt, dieses unsaubere Betragen eines würdelosen Ehemannes "Pflicht" zu nennen, dann darf man

er uns auch schon vorgelesen hat. Es wimmelt darin von Ausfällen auf die Ehe in unserer glaubenlosen Zeit und er vergleicht unter Anderem die Keuschheit, die der junge Tobias und Sara in der Brautnacht beobachtet haben, mit dem erschreckenden Benehmen der Braut und des Bräutigams in dem Gedichte des unsittlichen Heiden Goethe: »die Brautnacht«. Er citirt mehrere Stellen und endlich die Schlussstrophe:

Wie bebt vor Deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht!
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Denn Deine Kühnheit wird zur Pflicht
Schnell hilft Dir Amor sie entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als Du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.

So entweiht, ruft darauf Severin aus, Goethe, den man leider noch immer in so vielen christlichen Familien antrifft, das heilige Institut der Ehe, das ist keine christliche Brautnacht, die er uns schildert, das ist eine Haremsorgie, und wenn Goethe es wagt, dieses unsaubere Betragen eines würdelosen Ehemannes »Pflicht« zu nennen, dann darf man

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[63/0065] er uns auch schon vorgelesen hat. Es wimmelt darin von Ausfällen auf die Ehe in unserer glaubenlosen Zeit und er vergleicht unter Anderem die Keuschheit, die der junge Tobias und Sara in der Brautnacht beobachtet haben, mit dem erschreckenden Benehmen der Braut und des Bräutigams in dem Gedichte des unsittlichen Heiden Goethe: »die Brautnacht«. Er citirt mehrere Stellen und endlich die Schlussstrophe: Wie bebt vor Deiner Küsse Menge Ihr Busen und ihr voll Gesicht! Zum Zittern wird nun ihre Strenge, Denn Deine Kühnheit wird zur Pflicht Schnell hilft Dir Amor sie entkleiden Und ist nicht halb so schnell als Du; Dann hält er schalkhaft und bescheiden Sich fest die beiden Augen zu. So entweiht, ruft darauf Severin aus, Goethe, den man leider noch immer in so vielen christlichen Familien antrifft, das heilige Institut der Ehe, das ist keine christliche Brautnacht, die er uns schildert, das ist eine Haremsorgie, und wenn Goethe es wagt, dieses unsaubere Betragen eines würdelosen Ehemannes »Pflicht« zu nennen, dann darf man

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Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/65>, abgerufen am 22.12.2024.