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Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

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ich habe mein Jus primae noctis nicht verloren. Armer Tropf!

Lebe wohl, lieber Paul! Ich weiss, du hast manchmal noch feudale Anwandlungen, das macht deine Erziehung. Aber die Zeit, da unser Stand noch auf seine Vorrechte pochen durfte, ist vorüber. Wir wollen also nicht mehr in Privilegien die Bürgschaften unserer Erfolge suchen, sondern diese durch unsere Verdienste erreichen. Ich weiss nicht, ob das niederträchtige Recht des Gutsherrn, von dem ich dir so viel geschrieben, wirklich einmal bestanden hat. Aber ist es nicht schöner den Erfolg, den jenes Herrenrecht gewährleistete, dadurch zu erringen, dass wir gefallen und geliebt werden? Noch einmal, lebe wohl; ich reise nach Rom, aber nicht als büssender Tanhäuser will ich den Pantoffel des Pabstes küssen, sondern als wonnetrunkener Attache. Ich suche keine Vergebung für meine Sünden, sondern nur die Gelegenheit, sobald als möglich Urlaub zu erhalten und zu meiner lieben Frau Venus zurückzukehren.

ich habe mein Jus primae noctis nicht verloren. Armer Tropf!

Lebe wohl, lieber Paul! Ich weiss, du hast manchmal noch feudale Anwandlungen, das macht deine Erziehung. Aber die Zeit, da unser Stand noch auf seine Vorrechte pochen durfte, ist vorüber. Wir wollen also nicht mehr in Privilegien die Bürgschaften unserer Erfolge suchen, sondern diese durch unsere Verdienste erreichen. Ich weiss nicht, ob das niederträchtige Recht des Gutsherrn, von dem ich dir so viel geschrieben, wirklich einmal bestanden hat. Aber ist es nicht schöner den Erfolg, den jenes Herrenrecht gewährleistete, dadurch zu erringen, dass wir gefallen und geliebt werden? Noch einmal, lebe wohl; ich reise nach Rom, aber nicht als büssender Tanhäuser will ich den Pantoffel des Pabstes küssen, sondern als wonnetrunkener Attaché. Ich suche keine Vergebung für meine Sünden, sondern nur die Gelegenheit, sobald als möglich Urlaub zu erhalten und zu meiner lieben Frau Venus zurückzukehren.

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[81/0083] ich habe mein Jus primae noctis nicht verloren. Armer Tropf! Lebe wohl, lieber Paul! Ich weiss, du hast manchmal noch feudale Anwandlungen, das macht deine Erziehung. Aber die Zeit, da unser Stand noch auf seine Vorrechte pochen durfte, ist vorüber. Wir wollen also nicht mehr in Privilegien die Bürgschaften unserer Erfolge suchen, sondern diese durch unsere Verdienste erreichen. Ich weiss nicht, ob das niederträchtige Recht des Gutsherrn, von dem ich dir so viel geschrieben, wirklich einmal bestanden hat. Aber ist es nicht schöner den Erfolg, den jenes Herrenrecht gewährleistete, dadurch zu erringen, dass wir gefallen und geliebt werden? Noch einmal, lebe wohl; ich reise nach Rom, aber nicht als büssender Tanhäuser will ich den Pantoffel des Pabstes küssen, sondern als wonnetrunkener Attaché. Ich suche keine Vergebung für meine Sünden, sondern nur die Gelegenheit, sobald als möglich Urlaub zu erhalten und zu meiner lieben Frau Venus zurückzukehren.

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Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/83>, abgerufen am 22.12.2024.