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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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er daran drehe. Auf einmal standen sie vor einer alten
Kirche mit hohem Thurm; der Junge stand still und sagte:
"Da!"

"Aber wie komm' ich da hinein?" fragte Heidi, als es
die festverschlossenen Thüren sah.

"Weiß nicht", war wieder die Antwort.

"Glaubst du, man könne hier klingeln, so wie man dem
Sebastian thut?"

"Weiß nicht."

Heidi hatte eine Klingel entdeckt an der Mauer und
zog jetzt aus allen Kräften daran.

"Wenn ich dann hinaufgehe, so mußt du warten hier
unten, ich weiß jetzt den Weg nicht mehr zurück, du mußt
mir ihn dann zeigen."

"Was gibst du mir dann?"

"Was muß ich dir dann wieder geben?"

"Wieder zwanzig Pfennige."

Jetzt wurde das alte Schloß inwendig umgedreht und
die knarrende Thüre geöffnet; ein alter Mann trat heraus
und schaute erst verwundert, dann ziemlich erzürnt auf die
Kinder und fuhr sie an: "Was untersteht ihr euch, mich
da herunterzuklingeln? Könnt ihr nicht lesen, was über
der Klingel steht: ,Für Solche, die den Thurm besteigen
wollen?'"

Der Junge wies mit dem Zeigefinger auf Heidi und
sagte kein Wort.

8*

er daran drehe. Auf einmal ſtanden ſie vor einer alten
Kirche mit hohem Thurm; der Junge ſtand ſtill und ſagte:
„Da!“

„Aber wie komm' ich da hinein?“ fragte Heidi, als es
die feſtverſchloſſenen Thüren ſah.

„Weiß nicht“, war wieder die Antwort.

„Glaubſt du, man könne hier klingeln, ſo wie man dem
Sebaſtian thut?“

„Weiß nicht.“

Heidi hatte eine Klingel entdeckt an der Mauer und
zog jetzt aus allen Kräften daran.

„Wenn ich dann hinaufgehe, ſo mußt du warten hier
unten, ich weiß jetzt den Weg nicht mehr zurück, du mußt
mir ihn dann zeigen.“

„Was gibſt du mir dann?“

„Was muß ich dir dann wieder geben?“

„Wieder zwanzig Pfennige.“

Jetzt wurde das alte Schloß inwendig umgedreht und
die knarrende Thüre geöffnet; ein alter Mann trat heraus
und ſchaute erſt verwundert, dann ziemlich erzürnt auf die
Kinder und fuhr ſie an: „Was unterſteht ihr euch, mich
da herunterzuklingeln? Könnt ihr nicht leſen, was über
der Klingel ſteht: ‚Für Solche, die den Thurm beſteigen
wollen?‘“

Der Junge wies mit dem Zeigefinger auf Heidi und
ſagte kein Wort.

8*
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[115/0125] er daran drehe. Auf einmal ſtanden ſie vor einer alten Kirche mit hohem Thurm; der Junge ſtand ſtill und ſagte: „Da!“ „Aber wie komm' ich da hinein?“ fragte Heidi, als es die feſtverſchloſſenen Thüren ſah. „Weiß nicht“, war wieder die Antwort. „Glaubſt du, man könne hier klingeln, ſo wie man dem Sebaſtian thut?“ „Weiß nicht.“ Heidi hatte eine Klingel entdeckt an der Mauer und zog jetzt aus allen Kräften daran. „Wenn ich dann hinaufgehe, ſo mußt du warten hier unten, ich weiß jetzt den Weg nicht mehr zurück, du mußt mir ihn dann zeigen.“ „Was gibſt du mir dann?“ „Was muß ich dir dann wieder geben?“ „Wieder zwanzig Pfennige.“ Jetzt wurde das alte Schloß inwendig umgedreht und die knarrende Thüre geöffnet; ein alter Mann trat heraus und ſchaute erſt verwundert, dann ziemlich erzürnt auf die Kinder und fuhr ſie an: „Was unterſteht ihr euch, mich da herunterzuklingeln? Könnt ihr nicht leſen, was über der Klingel ſteht: ‚Für Solche, die den Thurm beſteigen wollen?‘“ Der Junge wies mit dem Zeigefinger auf Heidi und ſagte kein Wort. 8*

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/125>, abgerufen am 26.11.2024.