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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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seine Mutter und die blinde Großmutter; aber da er immer
am Morgen sehr früh fort mußte und am Abend vom
Dörfli spät heimkam, weil er sich da noch so lang als
möglich mit den Kindern unterhalten mußte, so verbrachte
er daheim nur gerade so viel Zeit, um am Morgen seine
Milch und Brod und am Abend ebendasselbe herunterzu¬
schlucken und dann sich auf's Ohr zu legen und zu schlafen.
Sein Vater, der auch schon der Gaißen-Peter genannt
worden war, weil er in früheren Jahren in demselben Be¬
rufe gestanden hatte, war vor einigen Jahren beim Holz¬
fällen verunglückt. Seine Mutter, die zwar Brigitte hieß,
wurde von Jedermann um des Zusammenhangs willen die
Gaißen-Peterin genannt, und die blinde Großmutter kannten
weit und breit Alt und Jung nur unter dem Namen
Großmutter.

Die Dete hatte wohl zehn Minuten gewartet und sich
nach allen Seiten umgesehen, ob die Kinder mit den Gaißen
noch nirgends zu sehen seien; als dieß aber nicht der Fall
war, so stieg sie noch ein wenig höher, wo sie besser die
ganze Alm bis hinunter übersehen konnte und guckte nun
von hier aus bald dahin, bald dorthin mit Zeichen großer
Ungeduld auf dem Gesicht und in den Bewegungen. Unter¬
dessen rückten die Kinder auf einem großen Umwege heran,
denn der Peter wußte viele Stellen, wo allerhand Gutes
an Sträuchern und Gebüschen für seine Gaißen zu nagen
war; darum machte er mit seiner Heerde vielerlei Wen¬

ſeine Mutter und die blinde Großmutter; aber da er immer
am Morgen ſehr früh fort mußte und am Abend vom
Dörfli ſpät heimkam, weil er ſich da noch ſo lang als
möglich mit den Kindern unterhalten mußte, ſo verbrachte
er daheim nur gerade ſo viel Zeit, um am Morgen ſeine
Milch und Brod und am Abend ebendaſſelbe herunterzu¬
ſchlucken und dann ſich auf's Ohr zu legen und zu ſchlafen.
Sein Vater, der auch ſchon der Gaißen-Peter genannt
worden war, weil er in früheren Jahren in demſelben Be¬
rufe geſtanden hatte, war vor einigen Jahren beim Holz¬
fällen verunglückt. Seine Mutter, die zwar Brigitte hieß,
wurde von Jedermann um des Zuſammenhangs willen die
Gaißen-Peterin genannt, und die blinde Großmutter kannten
weit und breit Alt und Jung nur unter dem Namen
Großmutter.

Die Dete hatte wohl zehn Minuten gewartet und ſich
nach allen Seiten umgeſehen, ob die Kinder mit den Gaißen
noch nirgends zu ſehen ſeien; als dieß aber nicht der Fall
war, ſo ſtieg ſie noch ein wenig höher, wo ſie beſſer die
ganze Alm bis hinunter überſehen konnte und guckte nun
von hier aus bald dahin, bald dorthin mit Zeichen großer
Ungeduld auf dem Geſicht und in den Bewegungen. Unter¬
deſſen rückten die Kinder auf einem großen Umwege heran,
denn der Peter wußte viele Stellen, wo allerhand Gutes
an Sträuchern und Gebüſchen für ſeine Gaißen zu nagen
war; darum machte er mit ſeiner Heerde vielerlei Wen¬

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[12/0022] ſeine Mutter und die blinde Großmutter; aber da er immer am Morgen ſehr früh fort mußte und am Abend vom Dörfli ſpät heimkam, weil er ſich da noch ſo lang als möglich mit den Kindern unterhalten mußte, ſo verbrachte er daheim nur gerade ſo viel Zeit, um am Morgen ſeine Milch und Brod und am Abend ebendaſſelbe herunterzu¬ ſchlucken und dann ſich auf's Ohr zu legen und zu ſchlafen. Sein Vater, der auch ſchon der Gaißen-Peter genannt worden war, weil er in früheren Jahren in demſelben Be¬ rufe geſtanden hatte, war vor einigen Jahren beim Holz¬ fällen verunglückt. Seine Mutter, die zwar Brigitte hieß, wurde von Jedermann um des Zuſammenhangs willen die Gaißen-Peterin genannt, und die blinde Großmutter kannten weit und breit Alt und Jung nur unter dem Namen Großmutter. Die Dete hatte wohl zehn Minuten gewartet und ſich nach allen Seiten umgeſehen, ob die Kinder mit den Gaißen noch nirgends zu ſehen ſeien; als dieß aber nicht der Fall war, ſo ſtieg ſie noch ein wenig höher, wo ſie beſſer die ganze Alm bis hinunter überſehen konnte und guckte nun von hier aus bald dahin, bald dorthin mit Zeichen großer Ungeduld auf dem Geſicht und in den Bewegungen. Unter¬ deſſen rückten die Kinder auf einem großen Umwege heran, denn der Peter wußte viele Stellen, wo allerhand Gutes an Sträuchern und Gebüſchen für ſeine Gaißen zu nagen war; darum machte er mit ſeiner Heerde vielerlei Wen¬

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/22>, abgerufen am 21.11.2024.