Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.Die freundlichen Augen des Pfarrers glänzten vor Die freundlichen Augen des Pfarrers glänzten vor <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0245" n="235"/> <p>Die freundlichen Augen des Pfarrers glänzten vor<lb/> Freude. Er nahm noch einmal des Alten Hand und drückte<lb/> ſie in der ſeinen und ſagte mit Rührung: „Nachbar, Ihr<lb/> ſeid in der rechten Kirche geweſen, noch eh' Ihr in die<lb/> meinige herunterkamt; deß freu' ich mich, und daß Ihr<lb/> wieder zu uns kommen und mit uns leben wollt, ſoll Euch<lb/> nicht gereuen, bei mir ſollt Ihr als ein lieber Freund und<lb/> Nachbar allezeit willkommen ſein, und ich gedenke manches<lb/> Winterabendſtündchen fröhlich mit Euch zu verbringen, denn<lb/> Eure Geſellſchaft iſt mir lieb und werth und für das Kleine<lb/> wollen wir auch gute Freunde finden.“ Und der Herr<lb/> Pfarrer legte ſehr freundlich ſeine Hand auf Heidi's Kraus¬<lb/> kopf und nahm es bei der Hand und führte es hinaus,<lb/> indem er den Großvater fort begleitete, und erſt draußen<lb/> vor der Hausthür nahm er Abſchied, und nun konnten alle<lb/> die herumſtehenden Leute ſehen, wie der Herr Pfarrer dem<lb/> Alm-Oehi die Hand immer noch einmal ſchüttelte, gerade als<lb/> wäre das ſein beſter Freund, von dem er ſich faſt nicht<lb/> trennen könnte. Kaum hatte dann auch die Thüre ſich<lb/> hinter dem Herrn Pfarrer geſchloſſen, ſo drängte die ganze<lb/> Verſammlung dem Alm-Oehi entgegen, und Jeder wollte der<lb/> Erſte ſein, und ſo viele Hände wurden miteinander dem<lb/> Herankommenden entgegengeſtreckt, daß er gar nicht wußte,<lb/> welche zuerſt ergreifen, und Einer rief ihm zu: „Das freut<lb/> mich! das freut mich, Oehi, daß Ihr auch wieder einmal<lb/> zu uns kommt!“ und ein Anderer: „Ich hätte auch ſchon<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0245]
Die freundlichen Augen des Pfarrers glänzten vor
Freude. Er nahm noch einmal des Alten Hand und drückte
ſie in der ſeinen und ſagte mit Rührung: „Nachbar, Ihr
ſeid in der rechten Kirche geweſen, noch eh' Ihr in die
meinige herunterkamt; deß freu' ich mich, und daß Ihr
wieder zu uns kommen und mit uns leben wollt, ſoll Euch
nicht gereuen, bei mir ſollt Ihr als ein lieber Freund und
Nachbar allezeit willkommen ſein, und ich gedenke manches
Winterabendſtündchen fröhlich mit Euch zu verbringen, denn
Eure Geſellſchaft iſt mir lieb und werth und für das Kleine
wollen wir auch gute Freunde finden.“ Und der Herr
Pfarrer legte ſehr freundlich ſeine Hand auf Heidi's Kraus¬
kopf und nahm es bei der Hand und führte es hinaus,
indem er den Großvater fort begleitete, und erſt draußen
vor der Hausthür nahm er Abſchied, und nun konnten alle
die herumſtehenden Leute ſehen, wie der Herr Pfarrer dem
Alm-Oehi die Hand immer noch einmal ſchüttelte, gerade als
wäre das ſein beſter Freund, von dem er ſich faſt nicht
trennen könnte. Kaum hatte dann auch die Thüre ſich
hinter dem Herrn Pfarrer geſchloſſen, ſo drängte die ganze
Verſammlung dem Alm-Oehi entgegen, und Jeder wollte der
Erſte ſein, und ſo viele Hände wurden miteinander dem
Herankommenden entgegengeſtreckt, daß er gar nicht wußte,
welche zuerſt ergreifen, und Einer rief ihm zu: „Das freut
mich! das freut mich, Oehi, daß Ihr auch wieder einmal
zu uns kommt!“ und ein Anderer: „Ich hätte auch ſchon
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