Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.ohne Aufenthalt dahin. Der Weideplatz, wo Peter gewöhnlich Heidi hatte unterdessen sein Schürzchen losgemacht und ohne Aufenthalt dahin. Der Weideplatz, wo Peter gewöhnlich Heidi hatte unterdeſſen ſein Schürzchen losgemacht und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="36"/> ohne Aufenthalt dahin. Der Weideplatz, wo Peter gewöhnlich<lb/> Halt machte mit ſeinen Gaißen und ſein Quartier für den Tag<lb/> aufſchlug, lag am Fuße der hohen Felſen, die, erſt noch von<lb/> Gebüſch und Tannen bedeckt, zuletzt ganz kahl und ſchroff zum<lb/> Himmel hinaufragen. An der einen Seite der Alp zogen ſich<lb/> Felſenklüfte weit hinunter und der Großvater hatte Recht,<lb/> davor zu warnen. Als nun dieſer Punkt der Höhe erreicht<lb/> war, nahm Peter ſeinen Sack ab und legte ihn ſorgfältig in<lb/> eine kleine Vertiefung des Bodens hinein, denn der Wind<lb/> kam manchmal in ſtarken Stößen daher gefahren, und den<lb/> kannte Peter und wollte ſeine koſtbare Habe nicht den Berg<lb/> hinunterrollen ſehen; dann ſtreckte er ſich lang und breit<lb/> auf den ſonnigen Weideboden hin, denn er mußte ſich nun<lb/> von der Anſtrengung des Steigens erholen.</p><lb/> <p>Heidi hatte unterdeſſen ſein Schürzchen losgemacht und<lb/> ſchön feſt zuſammengerollt mit den Blumen darin zum<lb/> Proviantſack in die Vertiefung hineingelegt und nun ſetzte<lb/> es ſich neben den ausgeſtreckten Peter hin und ſchaute um<lb/> ſich. Das Thal lag weit unten im vollen Morgenglanz;<lb/> vor ſich ſah Heidi ein großes, weites Schneefeld ſich er¬<lb/> heben hoch in den dunkelblauen Himmel hinauf, und links<lb/> davon ſtand eine ungeheuere Felſenmaſſe und zu jeder Seite<lb/> derſelben ragte ein hoher Felſenthurm kahl und zackig in<lb/> die Bläue hinauf und ſchaute von dort oben ganz ernſthaft<lb/> auf das Heidi nieder. Das Kind ſaß mäuschenſtill da und<lb/> ſchaute ringsum, und weit umher war eine große, tiefe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
ohne Aufenthalt dahin. Der Weideplatz, wo Peter gewöhnlich
Halt machte mit ſeinen Gaißen und ſein Quartier für den Tag
aufſchlug, lag am Fuße der hohen Felſen, die, erſt noch von
Gebüſch und Tannen bedeckt, zuletzt ganz kahl und ſchroff zum
Himmel hinaufragen. An der einen Seite der Alp zogen ſich
Felſenklüfte weit hinunter und der Großvater hatte Recht,
davor zu warnen. Als nun dieſer Punkt der Höhe erreicht
war, nahm Peter ſeinen Sack ab und legte ihn ſorgfältig in
eine kleine Vertiefung des Bodens hinein, denn der Wind
kam manchmal in ſtarken Stößen daher gefahren, und den
kannte Peter und wollte ſeine koſtbare Habe nicht den Berg
hinunterrollen ſehen; dann ſtreckte er ſich lang und breit
auf den ſonnigen Weideboden hin, denn er mußte ſich nun
von der Anſtrengung des Steigens erholen.
Heidi hatte unterdeſſen ſein Schürzchen losgemacht und
ſchön feſt zuſammengerollt mit den Blumen darin zum
Proviantſack in die Vertiefung hineingelegt und nun ſetzte
es ſich neben den ausgeſtreckten Peter hin und ſchaute um
ſich. Das Thal lag weit unten im vollen Morgenglanz;
vor ſich ſah Heidi ein großes, weites Schneefeld ſich er¬
heben hoch in den dunkelblauen Himmel hinauf, und links
davon ſtand eine ungeheuere Felſenmaſſe und zu jeder Seite
derſelben ragte ein hoher Felſenthurm kahl und zackig in
die Bläue hinauf und ſchaute von dort oben ganz ernſthaft
auf das Heidi nieder. Das Kind ſaß mäuschenſtill da und
ſchaute ringsum, und weit umher war eine große, tiefe
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