Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.bei ihrer Herrschaft, und wenn man nur so ein Kind "Bist du bald fertig?" unterbrach hier der Oehi, der "Pah", gab die Dete zurück und warf den Kopf auf, "Bring' sie, wem du willst, ich will Nichts davon", sagte bei ihrer Herrſchaft, und wenn man nur ſo ein Kind „Biſt du bald fertig?“ unterbrach hier der Oehi, der „Pah“, gab die Dete zurück und warf den Kopf auf, „Bring' ſie, wem du willſt, ich will Nichts davon“, ſagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="80"/> bei ihrer Herrſchaft, und wenn man nur ſo ein Kind<lb/> finden könnte, wie die Dame beſchrieb, die in dem Haus<lb/> die Wirthſchaft führte, denn ihre Herrſchaft habe viel Mit¬<lb/> gefühl und möchte dem kranken Töchterlein eine gute Ge¬<lb/> ſpielin gönnen. Die Wirthſchaftsdame hatte nun geſagt, ſie<lb/> wolle ſo ein recht unverdorbenes, ſo ein eigenartiges, das<lb/> nicht ſei wie alle, die man ſo alle Tage ſehe. Da habe<lb/> ſie ſelbſt denn auf der Stelle an das Heidi gedacht und<lb/> ſei gleich hingelaufen und habe der Dame Alles ſo be¬<lb/> ſchrieben vom Heidi und ſo von ſeinem Charakter, und die<lb/> Dame habe ſogleich zugeſagt. Nun könne gar kein Menſch<lb/> wiſſen, was dem Heidi Alles an Glück und Wohlfahrt be¬<lb/> vorſtehe, denn wenn es dann einmal dort ſei und die Leute<lb/> es gern mögen und es etwa mit dem eignen Töchterchen<lb/> Etwas geben ſollte, man könne ja nie wiſſen, es ſei doch<lb/> ſo ſchwächlich, und wenn eben die Leute doch nicht ohne ein<lb/> Kind bleiben wollten, ſo könnte ja das unerhörteſte Glück —</p><lb/> <p>„Biſt du bald fertig?“ unterbrach hier der Oehi, der<lb/> bis dahin kein Wort dazwiſchengeredet hatte.</p><lb/> <p>„Pah“, gab die Dete zurück und warf den Kopf auf,<lb/> „Ihr thut gerade, wie wenn ich Euch das ordinärſte Zeug<lb/> geſagt hätte und iſt doch durch's ganze Prättigau auf und<lb/> ab nicht Einer, der nicht Gott im Himmel dankte, wenn<lb/> ich ihm die Nachricht brächte, die ich Euch gebracht habe.“</p><lb/> <p>„Bring' ſie, wem du willſt, ich will Nichts davon“, ſagte<lb/> der Oehi trocken.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
bei ihrer Herrſchaft, und wenn man nur ſo ein Kind
finden könnte, wie die Dame beſchrieb, die in dem Haus
die Wirthſchaft führte, denn ihre Herrſchaft habe viel Mit¬
gefühl und möchte dem kranken Töchterlein eine gute Ge¬
ſpielin gönnen. Die Wirthſchaftsdame hatte nun geſagt, ſie
wolle ſo ein recht unverdorbenes, ſo ein eigenartiges, das
nicht ſei wie alle, die man ſo alle Tage ſehe. Da habe
ſie ſelbſt denn auf der Stelle an das Heidi gedacht und
ſei gleich hingelaufen und habe der Dame Alles ſo be¬
ſchrieben vom Heidi und ſo von ſeinem Charakter, und die
Dame habe ſogleich zugeſagt. Nun könne gar kein Menſch
wiſſen, was dem Heidi Alles an Glück und Wohlfahrt be¬
vorſtehe, denn wenn es dann einmal dort ſei und die Leute
es gern mögen und es etwa mit dem eignen Töchterchen
Etwas geben ſollte, man könne ja nie wiſſen, es ſei doch
ſo ſchwächlich, und wenn eben die Leute doch nicht ohne ein
Kind bleiben wollten, ſo könnte ja das unerhörteſte Glück —
„Biſt du bald fertig?“ unterbrach hier der Oehi, der
bis dahin kein Wort dazwiſchengeredet hatte.
„Pah“, gab die Dete zurück und warf den Kopf auf,
„Ihr thut gerade, wie wenn ich Euch das ordinärſte Zeug
geſagt hätte und iſt doch durch's ganze Prättigau auf und
ab nicht Einer, der nicht Gott im Himmel dankte, wenn
ich ihm die Nachricht brächte, die ich Euch gebracht habe.“
„Bring' ſie, wem du willſt, ich will Nichts davon“, ſagte
der Oehi trocken.
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