Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.einnahm. Wenn er so vorbeigegangen war im Dörfli, Der Alm-Oehi zeigte sich jetzt nie mehr bei den Gaißen¬ einnahm. Wenn er ſo vorbeigegangen war im Dörfli, Der Alm-Oehi zeigte ſich jetzt nie mehr bei den Gaißen¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="87"/> einnahm. Wenn er ſo vorbeigegangen war im Dörfli,<lb/> dann ſtanden hinter ihm die Leute alle in Trüppchen zu¬<lb/> ſammen, und Jeder wußte etwas Beſonderes, was er am<lb/> Alm-Oehi geſehen hatte, wie er immer wilder ausſehe und<lb/> daß er jetzt keinem Menſchen mehr auch nur einen Gruß ab¬<lb/> nehme, und Alle kamen darin überein, daß es ein großes<lb/> Glück ſei, daß das Kind habe entweichen können, und man<lb/> habe auch wohl geſehen, wie es fortgedrängt habe, ſo, als<lb/> fürchte es, der Alte ſei ſchon hinter ihm drein, um es zu¬<lb/> rückzuholen. Nur die blinde Großmutter hielt unverrückt<lb/> zum Alm-Oehi, und wer zu ihr heraufkam, um bei ihr ſpinnen<lb/> zu laſſen, oder das Geſponnene zu holen, dem erzählte ſie<lb/> es immer wieder, wie gut und ſorgfältig der Alm-Oehi mit<lb/> dem Kind geweſen ſei und was er an ihr und der Tochter<lb/> gethan habe, wie manchen Nachmittag er an ihrem Häus¬<lb/> chen herumgeflickt, das ohne ſeine Hülfe gewiß ſchon zu¬<lb/> ſammengefallen wäre. So kamen denn auch dieſe Berichte<lb/> in's Dörfli herunter; aber die Meiſten, die ſie vernahmen,<lb/> ſagten dann, die Großmutter ſei vielleicht zu alt zum Be¬<lb/> greifen, ſie werde es wohl nicht recht verſtanden haben, ſie<lb/> werde wohl auch nicht mehr gut hören, weil ſie Nichts<lb/> mehr ſehe.</p><lb/> <p>Der Alm-Oehi zeigte ſich jetzt nie mehr bei den Gaißen¬<lb/> peters; es war gut, daß er die Hütte ſo feſt zuſammen¬<lb/> genagelt hatte, denn ſie blieb für lange Zeit ganz unbe¬<lb/> rührt. Jetzt begann die blinde Großmutter ihre Tage<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
einnahm. Wenn er ſo vorbeigegangen war im Dörfli,
dann ſtanden hinter ihm die Leute alle in Trüppchen zu¬
ſammen, und Jeder wußte etwas Beſonderes, was er am
Alm-Oehi geſehen hatte, wie er immer wilder ausſehe und
daß er jetzt keinem Menſchen mehr auch nur einen Gruß ab¬
nehme, und Alle kamen darin überein, daß es ein großes
Glück ſei, daß das Kind habe entweichen können, und man
habe auch wohl geſehen, wie es fortgedrängt habe, ſo, als
fürchte es, der Alte ſei ſchon hinter ihm drein, um es zu¬
rückzuholen. Nur die blinde Großmutter hielt unverrückt
zum Alm-Oehi, und wer zu ihr heraufkam, um bei ihr ſpinnen
zu laſſen, oder das Geſponnene zu holen, dem erzählte ſie
es immer wieder, wie gut und ſorgfältig der Alm-Oehi mit
dem Kind geweſen ſei und was er an ihr und der Tochter
gethan habe, wie manchen Nachmittag er an ihrem Häus¬
chen herumgeflickt, das ohne ſeine Hülfe gewiß ſchon zu¬
ſammengefallen wäre. So kamen denn auch dieſe Berichte
in's Dörfli herunter; aber die Meiſten, die ſie vernahmen,
ſagten dann, die Großmutter ſei vielleicht zu alt zum Be¬
greifen, ſie werde es wohl nicht recht verſtanden haben, ſie
werde wohl auch nicht mehr gut hören, weil ſie Nichts
mehr ſehe.
Der Alm-Oehi zeigte ſich jetzt nie mehr bei den Gaißen¬
peters; es war gut, daß er die Hütte ſo feſt zuſammen¬
genagelt hatte, denn ſie blieb für lange Zeit ganz unbe¬
rührt. Jetzt begann die blinde Großmutter ihre Tage
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