auch gegen Neider, gegen Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach ändere doch mein rachgieriges und deinem heiligem Willen widerspensti- ges Hertz, daß ich durch deine Gnade meinen Nächsten hertzlich und aufrich- tig lieben möge, als mich selbst. Ver- leihe mir Krafft und Stärcke, daß ich meinem Nächsten gerne und mit Freu- den das gönne, was du ihm giebest, und nicht deswegen betrübet drein sehe, wenn du mich diesesmal nicht mit gleicher Wohlthat erfreuest. Be- hüte mich für aller Falschheit gegen ihn, daß ich mich nicht etwa freundlich stelle mit Worten, und im Hertzen doch ihm feind sey, wie Judas ihn küsse, und doch verrathe, sondern, daß ich es aufrichtig mit ihm meyne. Und so ich ja muß der Feinde Verfolgung, Schmähung und Unrecht erfahren, so gib mir Krafft, daß ich es mit Sanfft- muth überwinde, nicht Böses mit Bö- sem, oder Scheltwort mit Schelt-
worten
J 2
um wahre Liebe des Naͤchſten.
auch gegen Neider, gegen Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach aͤndere doch mein rachgieriges und deinem heiligem Willen widerſpenſti- ges Hertz, daß ich durch deine Gnade meinen Naͤchſten hertzlich und aufrich- tig lieben moͤge, als mich ſelbſt. Ver- leihe mir Krafft und Staͤrcke, daß ich meinem Naͤchſten gerne und mit Freu- den das goͤnne, was du ihm giebeſt, und nicht deswegen betruͤbet drein ſehe, wenn du mich dieſesmal nicht mit gleicher Wohlthat erfreueſt. Be- huͤte mich fuͤr aller Falſchheit gegen ihn, daß ich mich nicht etwa freundlich ſtelle mit Worten, und im Hertzen doch ihm feind ſey, wie Judas ihn kuͤſſe, und doch verrathe, ſondern, daß ich es aufrichtig mit ihm meyne. Und ſo ich ja muß der Feinde Verfolgung, Schmaͤhung und Unrecht erfahren, ſo gib mir Krafft, daß ich es mit Sanfft- muth uͤberwinde, nicht Boͤſes mit Boͤ- ſem, oder Scheltwort mit Schelt-
worten
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0155"n="131"/><fwplace="top"type="header">um wahre Liebe des Naͤchſten.</fw><lb/>
auch gegen Neider, gegen Feinde und<lb/>
Verfolger. Darum bitte ich dich, ach<lb/>
aͤndere doch mein rachgieriges und<lb/>
deinem heiligem Willen widerſpenſti-<lb/>
ges Hertz, daß ich durch deine Gnade<lb/>
meinen Naͤchſten hertzlich und aufrich-<lb/>
tig lieben moͤge, als mich ſelbſt. Ver-<lb/>
leihe mir Krafft und Staͤrcke, daß ich<lb/>
meinem Naͤchſten gerne und mit Freu-<lb/>
den das goͤnne, was du ihm giebeſt,<lb/>
und nicht deswegen betruͤbet drein<lb/>ſehe, wenn du mich dieſesmal nicht<lb/>
mit gleicher Wohlthat erfreueſt. Be-<lb/>
huͤte mich fuͤr aller Falſchheit gegen<lb/>
ihn, daß ich mich nicht etwa freundlich<lb/>ſtelle mit Worten, und im Hertzen<lb/>
doch ihm feind ſey, wie Judas ihn<lb/>
kuͤſſe, und doch verrathe, ſondern, daß<lb/>
ich es aufrichtig mit ihm meyne. Und<lb/>ſo ich ja muß der Feinde Verfolgung,<lb/>
Schmaͤhung und Unrecht erfahren, ſo<lb/>
gib mir Krafft, daß ich es mit Sanfft-<lb/>
muth uͤberwinde, nicht Boͤſes mit Boͤ-<lb/>ſem, oder Scheltwort mit Schelt-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">worten</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[131/0155]
um wahre Liebe des Naͤchſten.
auch gegen Neider, gegen Feinde und
Verfolger. Darum bitte ich dich, ach
aͤndere doch mein rachgieriges und
deinem heiligem Willen widerſpenſti-
ges Hertz, daß ich durch deine Gnade
meinen Naͤchſten hertzlich und aufrich-
tig lieben moͤge, als mich ſelbſt. Ver-
leihe mir Krafft und Staͤrcke, daß ich
meinem Naͤchſten gerne und mit Freu-
den das goͤnne, was du ihm giebeſt,
und nicht deswegen betruͤbet drein
ſehe, wenn du mich dieſesmal nicht
mit gleicher Wohlthat erfreueſt. Be-
huͤte mich fuͤr aller Falſchheit gegen
ihn, daß ich mich nicht etwa freundlich
ſtelle mit Worten, und im Hertzen
doch ihm feind ſey, wie Judas ihn
kuͤſſe, und doch verrathe, ſondern, daß
ich es aufrichtig mit ihm meyne. Und
ſo ich ja muß der Feinde Verfolgung,
Schmaͤhung und Unrecht erfahren, ſo
gib mir Krafft, daß ich es mit Sanfft-
muth uͤberwinde, nicht Boͤſes mit Boͤ-
ſem, oder Scheltwort mit Schelt-
worten
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/155>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.