Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

um Sanfftmuth.
4) Es stehet wahren Kindern GOttes nicht an,
wie Hunde zu beissen, wie Löwen sich zu zerreissen,
wie wilde Thier in Grimm und Bitterkeit zu ver-
folgen. 5) Bey solcher Verfolgung, wenn uns
ein Feind drücket, will GOtt eine Probe unsers
Glaubens sehen, und uns zur Erkänntniß der vor-
hergegangenen Sünden führen, ob wir vielleicht
mit unsern ungerechten Verfahren andern Leuten
Seufftzer ausgedrücket haben. 6) Die Kenn-
zeichen der Sanfftmuth sind: im Hertzen verzei-
hen, vor die Feinde beten, Matth. 5, 44. ihnen gu-
tes wünschen, alles gutes thun, alles gutes gön-
nen, nicht alle Scheltworte hören, nicht alles be.
antworten, und zur Versöhnung willig seyn.



Gebet.

ODu liebreicher GOtt! der du
die Liebe selbsten bist, und wilt
deine Liebe in unsere Hertzen ausgies-
sen durch den Heiligen Geist. Ach!
ich klage dir mit betrübter Seele, daß
mein Hertz offtmal gar widerspenstig
und unbändig ist. Es solte in dem-
selben Demuth, Liebe, Sanfftmuth,
und Gelassenheit seyn, zur Zeit, wenn
mich mein Feind dränget, verfolget,

und
L 2

um Sanfftmuth.
4) Es ſtehet wahren Kindern GOttes nicht an,
wie Hunde zu beiſſen, wie Loͤwen ſich zu zerreiſſen,
wie wilde Thier in Grimm und Bitterkeit zu ver-
folgen. 5) Bey ſolcher Verfolgung, wenn uns
ein Feind druͤcket, will GOtt eine Probe unſers
Glaubens ſehen, und uns zur Erkaͤnntniß der vor-
hergegangenen Suͤnden fuͤhren, ob wir vielleicht
mit unſern ungerechten Verfahren andern Leuten
Seufftzer ausgedruͤcket haben. 6) Die Kenn-
zeichen der Sanfftmuth ſind: im Hertzen verzei-
hen, vor die Feinde beten, Matth. 5, 44. ihnen gu-
tes wuͤnſchen, alles gutes thun, alles gutes goͤn-
nen, nicht alle Scheltworte hoͤren, nicht alles be.
antworten, und zur Verſoͤhnung willig ſeyn.



Gebet.

ODu liebreicher GOtt! der du
die Liebe ſelbſten biſt, und wilt
deine Liebe in unſere Hertzen ausgieſ-
ſen durch den Heiligen Geiſt. Ach!
ich klage dir mit betruͤbter Seele, daß
mein Hertz offtmal gar widerſpenſtig
und unbaͤndig iſt. Es ſolte in dem-
ſelben Demuth, Liebe, Sanfftmuth,
und Gelaſſenheit ſeyn, zur Zeit, wenn
mich mein Feind draͤnget, verfolget,

und
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0187" n="163"/><fw place="top" type="header">um Sanfftmuth.</fw><lb/>
4) Es &#x017F;tehet wahren Kindern GOttes nicht an,<lb/>
wie Hunde zu bei&#x017F;&#x017F;en, wie Lo&#x0364;wen &#x017F;ich zu zerrei&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wie wilde Thier in Grimm und Bitterkeit zu ver-<lb/>
folgen. 5) Bey &#x017F;olcher Verfolgung, wenn uns<lb/>
ein Feind dru&#x0364;cket, will GOtt eine Probe un&#x017F;ers<lb/>
Glaubens &#x017F;ehen, und uns zur Erka&#x0364;nntniß der vor-<lb/>
hergegangenen Su&#x0364;nden fu&#x0364;hren, ob wir vielleicht<lb/>
mit un&#x017F;ern ungerechten Verfahren andern Leuten<lb/>
Seufftzer ausgedru&#x0364;cket haben. 6) Die Kenn-<lb/>
zeichen der Sanfftmuth &#x017F;ind: im Hertzen verzei-<lb/>
hen, vor die Feinde beten, Matth. 5, 44. ihnen gu-<lb/>
tes wu&#x0364;n&#x017F;chen, alles gutes thun, alles gutes go&#x0364;n-<lb/>
nen, nicht alle Scheltworte ho&#x0364;ren, nicht alles be.<lb/>
antworten, und zur Ver&#x017F;o&#x0364;hnung willig &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>Du liebreicher GOtt! der du<lb/>
die Liebe &#x017F;elb&#x017F;ten bi&#x017F;t, und wilt<lb/>
deine Liebe in un&#x017F;ere Hertzen ausgie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en durch den Heiligen Gei&#x017F;t. Ach!<lb/>
ich klage dir mit betru&#x0364;bter Seele, daß<lb/>
mein Hertz offtmal gar wider&#x017F;pen&#x017F;tig<lb/>
und unba&#x0364;ndig i&#x017F;t. Es &#x017F;olte in dem-<lb/>
&#x017F;elben Demuth, Liebe, Sanfftmuth,<lb/>
und Gela&#x017F;&#x017F;enheit &#x017F;eyn, zur Zeit, wenn<lb/>
mich mein Feind dra&#x0364;nget, verfolget,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0187] um Sanfftmuth. 4) Es ſtehet wahren Kindern GOttes nicht an, wie Hunde zu beiſſen, wie Loͤwen ſich zu zerreiſſen, wie wilde Thier in Grimm und Bitterkeit zu ver- folgen. 5) Bey ſolcher Verfolgung, wenn uns ein Feind druͤcket, will GOtt eine Probe unſers Glaubens ſehen, und uns zur Erkaͤnntniß der vor- hergegangenen Suͤnden fuͤhren, ob wir vielleicht mit unſern ungerechten Verfahren andern Leuten Seufftzer ausgedruͤcket haben. 6) Die Kenn- zeichen der Sanfftmuth ſind: im Hertzen verzei- hen, vor die Feinde beten, Matth. 5, 44. ihnen gu- tes wuͤnſchen, alles gutes thun, alles gutes goͤn- nen, nicht alle Scheltworte hoͤren, nicht alles be. antworten, und zur Verſoͤhnung willig ſeyn. Gebet. ODu liebreicher GOtt! der du die Liebe ſelbſten biſt, und wilt deine Liebe in unſere Hertzen ausgieſ- ſen durch den Heiligen Geiſt. Ach! ich klage dir mit betruͤbter Seele, daß mein Hertz offtmal gar widerſpenſtig und unbaͤndig iſt. Es ſolte in dem- ſelben Demuth, Liebe, Sanfftmuth, und Gelaſſenheit ſeyn, zur Zeit, wenn mich mein Feind draͤnget, verfolget, und L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/187
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/187>, abgerufen am 23.11.2024.