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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der glaubige Christ beichtet und bittet
GOTT seine Sünde ab.
Aufmunterung.
Psalm. LI, 3. 4.
GOtt sey mir gnädig nach deiner Güte, und
tilge meine Sünde nach deiner grossen
Barmhertzigkeit. Wasche mich wohl von
meiner Missethat, und reinige mich von
meiner Sünde.

EInen gnädigen GOtt haben, ist wohl der
seligste Stand eines Christen. Zwar mey-
net die Welt, Reichthum haben, geehret seyn, im-
mer herrlich und in Freuden leben, das wäre
Glückseligkeit; aber sie betrieget sich, das alles
muß vergehen, und bringet offtmahl ein böß Ge-
wissen, schwere Verantwortung, und einen unse-
ligen Tod. Glaubige Christen derhalben unter-
suchen 1) alle Tage ihr Gewissen, ob sie noch in
der Gnade GOttes stehen; 2) wenn sie zur Beicht
gehen, so gedencken sie nicht allein an ihre Sün-
den, sondern bitten GOtt hertzlich um Ver-
zeihung derselben, sie bereuen sie, sie trauren dar-
über, und nehmen ihre Zuflucht zu der Barm-
hertzigkeit GOttes und zu den blutigen Wunden
JEsu, und flehen demüthig um Gnade. Hat
GOTT ihnen nun Vergebung der Sünden
durch den Mund seines Diencrs wiederfahren las-
sen, so trösten sie sich dessen, trachten aber 3) ei-

nen


Der glaubige Chriſt beichtet und bittet
GOTT ſeine Suͤnde ab.
Aufmunterung.
Pſalm. LI, 3. 4.
GOtt ſey mir gnaͤdig nach deiner Guͤte, und
tilge meine Suͤnde nach deiner groſſen
Barmhertzigkeit. Waſche mich wohl von
meiner Miſſethat, und reinige mich von
meiner Suͤnde.

EInen gnaͤdigen GOtt haben, iſt wohl der
ſeligſte Stand eines Chriſten. Zwar mey-
net die Welt, Reichthum haben, geehret ſeyn, im-
mer herrlich und in Freuden leben, das waͤre
Gluͤckſeligkeit; aber ſie betrieget ſich, das alles
muß vergehen, und bringet offtmahl ein boͤß Ge-
wiſſen, ſchwere Verantwortung, und einen unſe-
ligen Tod. Glaubige Chriſten derhalben unter-
ſuchen 1) alle Tage ihr Gewiſſen, ob ſie noch in
der Gnade GOttes ſtehen; 2) wenn ſie zur Beicht
gehen, ſo gedencken ſie nicht allein an ihre Suͤn-
den, ſondern bitten GOtt hertzlich um Ver-
zeihung derſelben, ſie bereuen ſie, ſie trauren dar-
uͤber, und nehmen ihre Zuflucht zu der Barm-
hertzigkeit GOttes und zu den blutigen Wunden
JEſu, und flehen demuͤthig um Gnade. Hat
GOTT ihnen nun Vergebung der Suͤnden
durch den Mund ſeines Diencrs wiederfahren laſ-
ſen, ſo troͤſten ſie ſich deſſen, trachten aber 3) ei-

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[205/0229] Der glaubige Chriſt beichtet und bittet GOTT ſeine Suͤnde ab. Aufmunterung. Pſalm. LI, 3. 4. GOtt ſey mir gnaͤdig nach deiner Guͤte, und tilge meine Suͤnde nach deiner groſſen Barmhertzigkeit. Waſche mich wohl von meiner Miſſethat, und reinige mich von meiner Suͤnde. EInen gnaͤdigen GOtt haben, iſt wohl der ſeligſte Stand eines Chriſten. Zwar mey- net die Welt, Reichthum haben, geehret ſeyn, im- mer herrlich und in Freuden leben, das waͤre Gluͤckſeligkeit; aber ſie betrieget ſich, das alles muß vergehen, und bringet offtmahl ein boͤß Ge- wiſſen, ſchwere Verantwortung, und einen unſe- ligen Tod. Glaubige Chriſten derhalben unter- ſuchen 1) alle Tage ihr Gewiſſen, ob ſie noch in der Gnade GOttes ſtehen; 2) wenn ſie zur Beicht gehen, ſo gedencken ſie nicht allein an ihre Suͤn- den, ſondern bitten GOtt hertzlich um Ver- zeihung derſelben, ſie bereuen ſie, ſie trauren dar- uͤber, und nehmen ihre Zuflucht zu der Barm- hertzigkeit GOttes und zu den blutigen Wunden JEſu, und flehen demuͤthig um Gnade. Hat GOTT ihnen nun Vergebung der Suͤnden durch den Mund ſeines Diencrs wiederfahren laſ- ſen, ſo troͤſten ſie ſich deſſen, trachten aber 3) ei- nen

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/229>, abgerufen am 21.11.2024.