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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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um Frömmigkeit.
weil sie eine Frucht des Glaubens ist, sondern auch,
weil sie des Menschen Seele, Leib und Ehr vor
Sünden und Schanden bewahret. Diese Tugend
ist eine Zierrath der Jugend, und stehet den Alten
auch wohl an. GOtt selbsten ermahnet den
in die Fremde reisenden Abraham dazu: Wan-
dele vor mir und sey fromm, Genes. 17, 1. Zur
Frömmigkeit aber ist nicht genug 1) eine äusser-
liche Ehrbarkeit, denn die findet man auch
bey denen Heyden, sondern sie muß entstehen aus
dem Glauben, aus der Liebe GOttes, und aus
dem inneren Grund der Seelen. 2) Zu sol-
cher Frömmigkeit gehöret nicht allein die Aufrich-
tigkeit und Redlichkeit des Hertzens gegen GOtt
und den Nächsten, sondern auch eine Unsträfflich-
keit im Leben, daß man sich unanständiger Re-
den und unchristlicher Wercke enthalte; denn
wo sich diese noch bey einem Menschen finden, so
kan man nicht sagen, daß er fromm sey. 3) Die-
se Frömmigkeit soll aber beständig seyn biß ans En-
de. Es ist nicht genug, zwey oder drey Tage fromm
seyn, wenn man will zum heiligen Abendmahl ge-
hen, sondern hie muß Hiobs Entschluß gelten:
Biß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von
meiner Frömmigkeit, Hiob 27, 5. 4) Wie nun
solche Frömmigkeit von GOttes Geist in uns ge-
würcket wird, so hat sie auch die herrlichste und
schönste Verheissungen, nemlich dieses und des zu-
künfftigen Lebens.

Gebet.

um Froͤmmigkeit.
weil ſie eine Frucht des Glaubens iſt, ſondern auch,
weil ſie des Menſchen Seele, Leib und Ehr vor
Suͤnden und Schanden bewahret. Dieſe Tugend
iſt eine Zierrath der Jugend, und ſtehet den Alten
auch wohl an. GOtt ſelbſten ermahnet den
in die Fremde reiſenden Abraham dazu: Wan-
dele vor mir und ſey fromm, Geneſ. 17, 1. Zur
Froͤmmigkeit aber iſt nicht genug 1) eine aͤuſſer-
liche Ehrbarkeit, denn die findet man auch
bey denen Heyden, ſondern ſie muß entſtehen aus
dem Glauben, aus der Liebe GOttes, und aus
dem inneren Grund der Seelen. 2) Zu ſol-
cher Froͤmmigkeit gehoͤret nicht allein die Aufrich-
tigkeit und Redlichkeit des Hertzens gegen GOtt
und den Naͤchſten, ſondern auch eine Unſtraͤfflich-
keit im Leben, daß man ſich unanſtaͤndiger Re-
den und unchriſtlicher Wercke enthalte; denn
wo ſich dieſe noch bey einem Menſchen finden, ſo
kan man nicht ſagen, daß er fromm ſey. 3) Die-
ſe Froͤmmigkeit ſoll aber beſtaͤndig ſeyn biß ans En-
de. Es iſt nicht genug, zwey oder drey Tage fromm
ſeyn, wenn man will zum heiligen Abendmahl ge-
hen, ſondern hie muß Hiobs Entſchluß gelten:
Biß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von
meiner Froͤmmigkeit, Hiob 27, 5. 4) Wie nun
ſolche Froͤmmigkeit von GOttes Geiſt in uns ge-
wuͤrcket wird, ſo hat ſie auch die herrlichſte und
ſchoͤnſte Verheiſſungen, nemlich dieſes und des zu-
kuͤnfftigen Lebens.

Gebet.
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[235/0259] um Froͤmmigkeit. weil ſie eine Frucht des Glaubens iſt, ſondern auch, weil ſie des Menſchen Seele, Leib und Ehr vor Suͤnden und Schanden bewahret. Dieſe Tugend iſt eine Zierrath der Jugend, und ſtehet den Alten auch wohl an. GOtt ſelbſten ermahnet den in die Fremde reiſenden Abraham dazu: Wan- dele vor mir und ſey fromm, Geneſ. 17, 1. Zur Froͤmmigkeit aber iſt nicht genug 1) eine aͤuſſer- liche Ehrbarkeit, denn die findet man auch bey denen Heyden, ſondern ſie muß entſtehen aus dem Glauben, aus der Liebe GOttes, und aus dem inneren Grund der Seelen. 2) Zu ſol- cher Froͤmmigkeit gehoͤret nicht allein die Aufrich- tigkeit und Redlichkeit des Hertzens gegen GOtt und den Naͤchſten, ſondern auch eine Unſtraͤfflich- keit im Leben, daß man ſich unanſtaͤndiger Re- den und unchriſtlicher Wercke enthalte; denn wo ſich dieſe noch bey einem Menſchen finden, ſo kan man nicht ſagen, daß er fromm ſey. 3) Die- ſe Froͤmmigkeit ſoll aber beſtaͤndig ſeyn biß ans En- de. Es iſt nicht genug, zwey oder drey Tage fromm ſeyn, wenn man will zum heiligen Abendmahl ge- hen, ſondern hie muß Hiobs Entſchluß gelten: Biß mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Froͤmmigkeit, Hiob 27, 5. 4) Wie nun ſolche Froͤmmigkeit von GOttes Geiſt in uns ge- wuͤrcket wird, ſo hat ſie auch die herrlichſte und ſchoͤnſte Verheiſſungen, nemlich dieſes und des zu- kuͤnfftigen Lebens. Gebet.

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/259>, abgerufen am 26.11.2024.