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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der glaubige Christ bittet
me dich über mich, und erhalte mich
in deiner Furcht, daß ich mein Gewis-
sen nicht verletze! Das Gewissen ist, wie
das Auge, wenn in dasselbe nur das
geringste Stäublein kömmt, so ist es
unruhig, es thränet, es wird roth,
und man kan es nicht recht aufthun;
so gehets auch mit dem Gewissen, hat
man wider dasselbe etwas vollbracht,
so wird es unruhig, es verklaget, ver-
dammet, und wenn es recht aufwacht,
so getrauet man sich nicht, seine Augen
gen Himmel aufzuheben. Ach mein
GOtt! ich mögte gern eine unver-
letzte Seel und ein rein Gewissen vor
dein heiliges Angesicht bringen, o dar-
um regiere mich durch deinen Heiligen
Geist, daß ich mit meinem Gewissen
wie mit meinen Augen umgehen mö-
ge. Ach! wie ist ein gut Gewissen ein
so edles Kleinod und sanfftes Küssen!
wer will mich verklagen, wenn mich
mein Gewissen loßspricht? Denn so
uns unser Hertz nicht verdammet: so

haben

Der glaubige Chriſt bittet
me dich uͤber mich, und erhalte mich
in deiner Furcht, daß ich mein Gewiſ-
ſen nicht verletze! Das Gewiſſen iſt, wie
das Auge, wenn in daſſelbe nur das
geringſte Staͤublein koͤmmt, ſo iſt es
unruhig, es thraͤnet, es wird roth,
und man kan es nicht recht aufthun;
ſo gehets auch mit dem Gewiſſen, hat
man wider daſſelbe etwas vollbracht,
ſo wird es unruhig, es verklaget, ver-
dammet, und wenn es recht aufwacht,
ſo getrauet man ſich nicht, ſeine Augen
gen Himmel aufzuheben. Ach mein
GOtt! ich moͤgte gern eine unver-
letzte Seel und ein rein Gewiſſen vor
dein heiliges Angeſicht bringen, o dar-
um regiere mich durch deinen Heiligen
Geiſt, daß ich mit meinem Gewiſſen
wie mit meinen Augen umgehen moͤ-
ge. Ach! wie iſt ein gut Gewiſſen ein
ſo edles Kleinod und ſanfftes Kuͤſſen!
wer will mich verklagen, wenn mich
mein Gewiſſen loßſpricht? Denn ſo
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[280/0304] Der glaubige Chriſt bittet me dich uͤber mich, und erhalte mich in deiner Furcht, daß ich mein Gewiſ- ſen nicht verletze! Das Gewiſſen iſt, wie das Auge, wenn in daſſelbe nur das geringſte Staͤublein koͤmmt, ſo iſt es unruhig, es thraͤnet, es wird roth, und man kan es nicht recht aufthun; ſo gehets auch mit dem Gewiſſen, hat man wider daſſelbe etwas vollbracht, ſo wird es unruhig, es verklaget, ver- dammet, und wenn es recht aufwacht, ſo getrauet man ſich nicht, ſeine Augen gen Himmel aufzuheben. Ach mein GOtt! ich moͤgte gern eine unver- letzte Seel und ein rein Gewiſſen vor dein heiliges Angeſicht bringen, o dar- um regiere mich durch deinen Heiligen Geiſt, daß ich mit meinem Gewiſſen wie mit meinen Augen umgehen moͤ- ge. Ach! wie iſt ein gut Gewiſſen ein ſo edles Kleinod und ſanfftes Kuͤſſen! wer will mich verklagen, wenn mich mein Gewiſſen loßſpricht? Denn ſo uns unſer Hertz nicht verdammet: ſo haben

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/304>, abgerufen am 21.11.2024.