mich entsetzlich quälen, ach! böse Lästerung, Ge- dancken wider dich, entstehen offt bey mir, und dieses ängstet mich.
2. Ach! wo solich doch hin? wem sol ich davon sagen? ich traue Menschen nicht; ach GOtt! dir wil ichs klagen, du kennst des Hertzens Grund, und weist wohl meinen Sinn, wie ich in solchem Sturm in lauter Jammer bin.
3. Ach wär ich doch, mein GOtt! der Pfeile überhoben! ich quäl und martre mich, wenn sie so grausam toben, ach! wenn mein Hertze nur an dich, mein GOtt! gedenckt, so wirds im Augen- blick in Lästerung versenckt.
4. Es wird ein jedes Wort im Hertzen mir verkehret, ja man verdreht das Wort, so mir viel- leicht entfähret, ich höre andre Wort, als ich im Hertzen hab, und diese grosse Quaal frißt mir das Hertz fast ab.
5. Ach! schaue meine Noth, bald wil mich der verdammen, der selbst verdammet liegt mit Ket- ten in den Flammen: bald kommt ein Feuer-Pfeil: GOtt wüste nichts von mir, ich wäre, o mein GOtt! gar weit entfernt von dir.
6. Ach ja, die Lästerung mischt sich in allen Din- gen, in alles, was ich thu, in Lesen, Beten, Sin- gen, was ich zu deiner Ehr und Ruhm vollbrin- gen sol, das scheint, als macht ich es nur mei- nes Unflats voll.
7. Ich kan der Läster - Wort so gleich mich nicht entschlagen, ich muß sie offt gar lang ohn
mei-
A a 3
wegen laͤſterlicher Gedancken.
mich entſetzlich quaͤlen, ach! boͤſe Laͤſterung, Ge- dancken wider dich, entſtehen offt bey mir, und dieſes aͤngſtet mich.
2. Ach! wo ſolich doch hin? wem ſol ich davon ſagen? ich traue Menſchen nicht; ach GOtt! dir wil ichs klagen, du kennſt des Hertzens Grund, und weiſt wohl meinen Sinn, wie ich in ſolchem Sturm in lauter Jammer bin.
3. Ach waͤr ich doch, mein GOtt! der Pfeile uͤberhoben! ich quaͤl und martre mich, wenn ſie ſo grauſam toben, ach! wenn mein Hertze nur an dich, mein GOtt! gedenckt, ſo wirds im Augen- blick in Laͤſterung verſenckt.
4. Es wird ein jedes Wort im Hertzen mir verkehret, ja man verdreht das Wort, ſo mir viel- leicht entfaͤhret, ich hoͤre andre Wort, als ich im Hertzen hab, und dieſe groſſe Quaal frißt mir das Hertz faſt ab.
5. Ach! ſchaue meine Noth, bald wil mich der verdammen, der ſelbſt verdammet liegt mit Ket- ten in den Flammen: bald kommt ein Feuer-Pfeil: GOtt wuͤſte nichts von mir, ich waͤre, o mein GOtt! gar weit entfernt von dir.
6. Ach ja, die Laͤſterung miſcht ſich in allen Din- gen, in alles, was ich thu, in Leſen, Beten, Sin- gen, was ich zu deiner Ehr und Ruhm vollbrin- gen ſol, das ſcheint, als macht ich es nur mei- nes Unflats voll.
7. Ich kan der Laͤſter – Wort ſo gleich mich nicht entſchlagen, ich muß ſie offt gar lang ohn
mei-
A a 3
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wegen laͤſterlicher Gedancken.
mich entſetzlich quaͤlen, ach! boͤſe Laͤſterung, Ge-
dancken wider dich, entſtehen offt bey mir, und
dieſes aͤngſtet mich.
2. Ach! wo ſolich doch hin? wem ſol ich davon
ſagen? ich traue Menſchen nicht; ach GOtt! dir
wil ichs klagen, du kennſt des Hertzens Grund, und
weiſt wohl meinen Sinn, wie ich in ſolchem
Sturm in lauter Jammer bin.
3. Ach waͤr ich doch, mein GOtt! der Pfeile
uͤberhoben! ich quaͤl und martre mich, wenn ſie ſo
grauſam toben, ach! wenn mein Hertze nur an
dich, mein GOtt! gedenckt, ſo wirds im Augen-
blick in Laͤſterung verſenckt.
4. Es wird ein jedes Wort im Hertzen mir
verkehret, ja man verdreht das Wort, ſo mir viel-
leicht entfaͤhret, ich hoͤre andre Wort, als ich im
Hertzen hab, und dieſe groſſe Quaal frißt mir
das Hertz faſt ab.
5. Ach! ſchaue meine Noth, bald wil mich der
verdammen, der ſelbſt verdammet liegt mit Ket-
ten in den Flammen: bald kommt ein Feuer-Pfeil:
GOtt wuͤſte nichts von mir, ich waͤre, o mein
GOtt! gar weit entfernt von dir.
6. Ach ja, die Laͤſterung miſcht ſich in allen Din-
gen, in alles, was ich thu, in Leſen, Beten, Sin-
gen, was ich zu deiner Ehr und Ruhm vollbrin-
gen ſol, das ſcheint, als macht ich es nur mei-
nes Unflats voll.
7. Ich kan der Laͤſter – Wort ſo gleich mich
nicht entſchlagen, ich muß ſie offt gar lang ohn
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/399>, abgerufen am 21.11.2024.
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