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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der Krancke erkennet, daß Creutz
und Wohlergehen empfangen, solt ich
denn auch nicht die Kranckheit anneh-
men? haben wir Gutes von GOtt em-
pfangen, solten wir das Böse auch
nicht annehmen? Die Bäume auf
dem Felde stehen bißweilen in voller
Blüte, herrlich mit Blättern und
Früchten gezieret, die Sonne bestrah-
let und erwärmet sie; allein des Win-
ters sehen sie todt und erstorben aus,
müssen Sturm und Frost leiden, und
dieses alles kommt von dir, o GOtt.
O darum will ich auch gedencken, daß
dieses die Zeit meines Leidens und
Trübsal sey, die du mir zugedacht und
bestimmet hast. Ja, wie du weist, wo
ein Stern stehet, ob er hoch oder nie-
drig stehet, an dem grossen Himmel,
also weist du auch, wie es um mich jetzo
stehe. Du weist, wie schwer ich tra-
ge, dir ist bewust, wie lang ich leide,
dir ist auch bekannt, wie viel ich Kräffte
habe, das alles auszustehen. O dar-
um, lieber GOtt, lege auf, so viel du

wilt,

Der Krancke erkennet, daß Creutz
und Wohlergehen empfangen, ſolt ich
denn auch nicht die Kranckheit anneh-
men? haben wir Gutes von GOtt em-
pfangen, ſolten wir das Boͤſe auch
nicht annehmen? Die Baͤume auf
dem Felde ſtehen bißweilen in voller
Bluͤte, herrlich mit Blaͤttern und
Fruͤchten gezieret, die Sonne beſtrah-
let und erwaͤrmet ſie; allein des Win-
ters ſehen ſie todt und erſtorben aus,
muͤſſen Sturm und Froſt leiden, und
dieſes alles kommt von dir, o GOtt.
O darum will ich auch gedencken, daß
dieſes die Zeit meines Leidens und
Truͤbſal ſey, die du mir zugedacht und
beſtimmet haſt. Ja, wie du weiſt, wo
ein Stern ſtehet, ob er hoch oder nie-
drig ſtehet, an dem groſſen Himmel,
alſo weiſt du auch, wie es um mich jetzo
ſtehe. Du weiſt, wie ſchwer ich tra-
ge, dir iſt bewuſt, wie lang ich leide,
dir iſt auch bekannt, wie viel ich Kraͤffte
habe, das alles auszuſtehen. O dar-
um, lieber GOtt, lege auf, ſo viel du

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[420/0448] Der Krancke erkennet, daß Creutz und Wohlergehen empfangen, ſolt ich denn auch nicht die Kranckheit anneh- men? haben wir Gutes von GOtt em- pfangen, ſolten wir das Boͤſe auch nicht annehmen? Die Baͤume auf dem Felde ſtehen bißweilen in voller Bluͤte, herrlich mit Blaͤttern und Fruͤchten gezieret, die Sonne beſtrah- let und erwaͤrmet ſie; allein des Win- ters ſehen ſie todt und erſtorben aus, muͤſſen Sturm und Froſt leiden, und dieſes alles kommt von dir, o GOtt. O darum will ich auch gedencken, daß dieſes die Zeit meines Leidens und Truͤbſal ſey, die du mir zugedacht und beſtimmet haſt. Ja, wie du weiſt, wo ein Stern ſtehet, ob er hoch oder nie- drig ſtehet, an dem groſſen Himmel, alſo weiſt du auch, wie es um mich jetzo ſtehe. Du weiſt, wie ſchwer ich tra- ge, dir iſt bewuſt, wie lang ich leide, dir iſt auch bekannt, wie viel ich Kraͤffte habe, das alles auszuſtehen. O dar- um, lieber GOtt, lege auf, ſo viel du wilt,

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/448>, abgerufen am 27.07.2024.