gen, denn ich habe wider ihn gesün- diget. Auch das bittere Leiden kan meiner Seelen nichts anders, denn heisam seyn, obgleich Fleisch und Blut davor einen Abscheu hat. Du bist mein Vater und GOtt gewesen von Jugend auf, so wirst du es jetzo in meiner Kranckheit auch bleiben. Sol ich lange also liegen und leiden, mein GOtt! machs doch nicht zu lange, son- dern gib mir zuweilen eine Erquickstun- de, darin du mich von meinen Schmer- tzen befreyest, und mein Leiden linderst. Sol ich viel leiden, so gib mir auch viel Kräffte; du weist ja, wie schwach ich bin, und wie ich nicht viel mehr aus- stehen kan: greiff mich nicht zu hefftig an, damit ich nicht vergehe! du weist wohl, was ich tragen kan, wies um mein Leben stehe; ich bin ja weder Stahl noch Stein; wie balde geht ein Wind herein, so fall ich hin und sterbe. Ach! mache es mit mir, wie eine Mutter mit ihrem schwachen Kinde;
hilff
Der Krancke wil ſein Leiden
gen, denn ich habe wider ihn geſuͤn- diget. Auch das bittere Leiden kan meiner Seelen nichts anders, denn heiſam ſeyn, obgleich Fleiſch und Blut davor einen Abſcheu hat. Du biſt mein Vater und GOtt geweſen von Jugend auf, ſo wirſt du es jetzo in meiner Kranckheit auch bleiben. Sol ich lange alſo liegen und leiden, mein GOtt! machs doch nicht zu lange, ſon- dern gib mir zuweilen eine Erquickſtun- de, darin du mich von meinen Schmer- tzen befreyeſt, und mein Leiden linderſt. Sol ich viel leiden, ſo gib mir auch viel Kraͤffte; du weiſt ja, wie ſchwach ich bin, und wie ich nicht viel mehr aus- ſtehen kan: greiff mich nicht zu hefftig an, damit ich nicht vergehe! du weiſt wohl, was ich tragen kan, wies um mein Leben ſtehe; ich bin ja weder Stahl noch Stein; wie balde geht ein Wind herein, ſo fall ich hin und ſterbe. Ach! mache es mit mir, wie eine Mutter mit ihrem ſchwachen Kinde;
hilff
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0480"n="452"/><fwplace="top"type="header">Der Krancke wil ſein Leiden</fw><lb/>
gen, denn ich habe wider ihn geſuͤn-<lb/>
diget. Auch das bittere Leiden kan<lb/>
meiner Seelen nichts anders, denn<lb/>
heiſam ſeyn, obgleich Fleiſch und Blut<lb/>
davor einen Abſcheu hat. Du biſt<lb/>
mein Vater und GOtt geweſen von<lb/>
Jugend auf, ſo wirſt du es jetzo in<lb/>
meiner Kranckheit auch bleiben. Sol<lb/>
ich lange alſo liegen und leiden, mein<lb/>
GOtt! machs doch nicht zu lange, ſon-<lb/>
dern gib mir zuweilen eine Erquickſtun-<lb/>
de, darin du mich von meinen Schmer-<lb/>
tzen befreyeſt, und mein Leiden linderſt.<lb/>
Sol ich viel leiden, ſo gib mir auch<lb/>
viel Kraͤffte; du weiſt ja, wie ſchwach<lb/>
ich bin, und wie ich nicht viel mehr aus-<lb/>ſtehen kan: greiff mich nicht zu hefftig<lb/>
an, damit ich nicht vergehe! du weiſt<lb/>
wohl, was ich tragen kan, wies um<lb/>
mein Leben ſtehe; ich bin ja weder<lb/>
Stahl noch Stein; wie balde geht ein<lb/>
Wind herein, ſo fall ich hin und ſterbe.<lb/>
Ach! mache es mit mir, wie eine<lb/>
Mutter mit ihrem ſchwachen Kinde;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hilff</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[452/0480]
Der Krancke wil ſein Leiden
gen, denn ich habe wider ihn geſuͤn-
diget. Auch das bittere Leiden kan
meiner Seelen nichts anders, denn
heiſam ſeyn, obgleich Fleiſch und Blut
davor einen Abſcheu hat. Du biſt
mein Vater und GOtt geweſen von
Jugend auf, ſo wirſt du es jetzo in
meiner Kranckheit auch bleiben. Sol
ich lange alſo liegen und leiden, mein
GOtt! machs doch nicht zu lange, ſon-
dern gib mir zuweilen eine Erquickſtun-
de, darin du mich von meinen Schmer-
tzen befreyeſt, und mein Leiden linderſt.
Sol ich viel leiden, ſo gib mir auch
viel Kraͤffte; du weiſt ja, wie ſchwach
ich bin, und wie ich nicht viel mehr aus-
ſtehen kan: greiff mich nicht zu hefftig
an, damit ich nicht vergehe! du weiſt
wohl, was ich tragen kan, wies um
mein Leben ſtehe; ich bin ja weder
Stahl noch Stein; wie balde geht ein
Wind herein, ſo fall ich hin und ſterbe.
Ach! mache es mit mir, wie eine
Mutter mit ihrem ſchwachen Kinde;
hilff
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/480>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.