der Sterbenden pflegen auch bey den Hinterblie- benen nicht ohne Nachdruck zu seyn, dahero eine Vermahnung eines sterbenden Vaters und Mut- ter, oder Freundes, nicht so bald vergessen wird, sondern als ein Stachel in dem Gemüth hängen bleibet. Wie es löblich ist, wenn ein Sterbender mit Beten, Segnen und gutes Wünschen von der Welt Abschied nimmt, so sol er sich 3) auch hü- ten, daß er niemanden Böses wünsche, weil das eine Art einer Rache seyn würde, welche keinem Christen geziemet. Kinder aber sollen 4) ermah- net seyn, daß sie die Eltern bey gesunden Tagen nicht betrüben, ihnen Hertzeleid machen, und da- durch verursachen, daß die Eltern ihnen eben kei- nen Segen hinterlassen können. Durch der El- tern Fluch wird offt der bösen Kinder Glück in Un- glück verwandelt. Fromme Christliche Eltern aber geben auch ihren bösen Kindern lieber den Segen als den Fluch.
Gebet.
EWiger, gütiger und grosser GOtt! ich weiß nicht, wie nahe meines Lebens Ende etwa seyn möchte, und wann du über mich gebieten, und mich von der Welt abfordern werdest; darum wil ich mich in Zeiten zu mei-
nem
Der Sterbende nimmt Abſchied,
der Sterbenden pflegen auch bey den Hinterblie- benen nicht ohne Nachdruck zu ſeyn, dahero eine Vermahnung eines ſterbenden Vaters und Mut- ter, oder Freundes, nicht ſo bald vergeſſen wird, ſondern als ein Stachel in dem Gemuͤth haͤngen bleibet. Wie es loͤblich iſt, wenn ein Sterbender mit Beten, Segnen und gutes Wuͤnſchen von der Welt Abſchied nimmt, ſo ſol er ſich 3) auch huͤ- ten, daß er niemanden Boͤſes wuͤnſche, weil das eine Art einer Rache ſeyn wuͤrde, welche keinem Chriſten geziemet. Kinder aber ſollen 4) ermah- net ſeyn, daß ſie die Eltern bey geſunden Tagen nicht betruͤben, ihnen Hertzeleid machen, und da- durch verurſachen, daß die Eltern ihnen eben kei- nen Segen hinterlaſſen koͤnnen. Durch der El- tern Fluch wird offt der boͤſen Kinder Gluͤck in Un- gluͤck verwandelt. Fromme Chriſtliche Eltern aber geben auch ihren boͤſen Kindern lieber den Segen als den Fluch.
Gebet.
EWiger, guͤtiger und groſſer GOtt! ich weiß nicht, wie nahe meines Lebens Ende etwa ſeyn moͤchte, und wann du uͤber mich gebieten, und mich von der Welt abfordern werdeſt; darum wil ich mich in Zeiten zu mei-
nem
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Der Sterbende nimmt Abſchied,
der Sterbenden pflegen auch bey den Hinterblie-
benen nicht ohne Nachdruck zu ſeyn, dahero eine
Vermahnung eines ſterbenden Vaters und Mut-
ter, oder Freundes, nicht ſo bald vergeſſen wird,
ſondern als ein Stachel in dem Gemuͤth haͤngen
bleibet. Wie es loͤblich iſt, wenn ein Sterbender
mit Beten, Segnen und gutes Wuͤnſchen von der
Welt Abſchied nimmt, ſo ſol er ſich 3) auch huͤ-
ten, daß er niemanden Boͤſes wuͤnſche, weil das
eine Art einer Rache ſeyn wuͤrde, welche keinem
Chriſten geziemet. Kinder aber ſollen 4) ermah-
net ſeyn, daß ſie die Eltern bey geſunden Tagen
nicht betruͤben, ihnen Hertzeleid machen, und da-
durch verurſachen, daß die Eltern ihnen eben kei-
nen Segen hinterlaſſen koͤnnen. Durch der El-
tern Fluch wird offt der boͤſen Kinder Gluͤck in Un-
gluͤck verwandelt. Fromme Chriſtliche Eltern
aber geben auch ihren boͤſen Kindern lieber den
Segen als den Fluch.
Gebet.
EWiger, guͤtiger und groſſer GOtt!
ich weiß nicht, wie nahe meines
Lebens Ende etwa ſeyn moͤchte, und
wann du uͤber mich gebieten, und
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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