Der glaubige Christ dancket GOTT nach angehörtem göttlichen Wort.
Aufmunterung.
Jac. I, 22. Seyd Thäter des Worts und nicht Hörer allein, damit ihr euch selbst betrieget.
WJe alle göttliche Wohlthaten von den Kin- dern dieser Welt mißbrauchet werden, also auch die Anhörung des göttlichen Worts, und sie sind hierin von den wahren Kindern GOttes weit unterschieden. Welt-Kinder bilden sich ein, 1) der Sonntag sey zu ihrer Uppigkeit und Lust- barkeit eingesetzet, da sie von der Arbeitfrey, ihrem Fleisch sollen Vergnügen machen, welches doch grund-falsch ist. 2) Welt-Kinder gehen, wenn sie noch viel thun, als eine Ceremonie, des Mor- gens zu dem Gottesdienst, Nachmittags aber zur Lust, auf die Jagd, zum Spiel, zum sündlichen Vergnügen, da sie einen Spatziergang vorneh- men, und hernach, wo nicht berauscht, doch mit eiteln Gedancken, sündlichen Verstreuungen und weltlichen Thorheiten nach Haus kommen. 3) Welt-Kinder achten das gepredigte Wort nicht, und wenn man sie Montags fragen solte, was ihnen ihr Kirchen-Gang genutzet, was sie ge- höret, was sie gelernet, so wissen sie nichts: der Teufel hat das Wort sogleich wieder von ihren Hertzen genommen, daß sie nicht glauben und selig
wer-
C 2
Der glaubige Chriſt dancket GOTT nach angehoͤrtem goͤttlichen Wort.
Aufmunterung.
Jac. I, 22. Seyd Thaͤter des Worts und nicht Hoͤrer allein, damit ihr euch ſelbſt betrieget.
WJe alle goͤttliche Wohlthaten von den Kin- dern dieſer Welt mißbrauchet werden, alſo auch die Anhoͤrung des goͤttlichen Worts, und ſie ſind hierin von den wahren Kindern GOttes weit unterſchieden. Welt-Kinder bilden ſich ein, 1) der Sonntag ſey zu ihrer Uppigkeit und Luſt- barkeit eingeſetzet, da ſie von der Arbeitfrey, ihrem Fleiſch ſollen Vergnuͤgen machen, welches doch grund-falſch iſt. 2) Welt-Kinder gehen, wenn ſie noch viel thun, als eine Ceremonie, des Mor- gens zu dem Gottesdienſt, Nachmittags aber zur Luſt, auf die Jagd, zum Spiel, zum ſuͤndlichen Vergnuͤgen, da ſie einen Spatziergang vorneh- men, und hernach, wo nicht berauſcht, doch mit eiteln Gedancken, ſuͤndlichen Verſtreuungen und weltlichen Thorheiten nach Haus kommen. 3) Welt-Kinder achten das gepredigte Wort nicht, und wenn man ſie Montags fragen ſolte, was ihnen ihr Kirchen-Gang genutzet, was ſie ge- hoͤret, was ſie gelernet, ſo wiſſen ſie nichts: der Teufel hat das Wort ſogleich wieder von ihren Hertzen genommen, daß ſie nicht glauben und ſelig
wer-
C 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0059"n="35"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der glaubige Chriſt dancket GOTT<lb/>
nach angehoͤrtem goͤttlichen Wort.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#fr">Aufmunterung.</hi></head><lb/><cit><quote>Jac. <hirendition="#aq">I,</hi> 22.<lb/>
Seyd Thaͤter des Worts und nicht Hoͤrer<lb/>
allein, damit ihr euch ſelbſt betrieget.</quote></cit><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>Je alle goͤttliche Wohlthaten von den Kin-<lb/>
dern dieſer Welt mißbrauchet werden, alſo<lb/>
auch die Anhoͤrung des goͤttlichen Worts, und ſie<lb/>ſind hierin von den wahren Kindern GOttes weit<lb/>
unterſchieden. Welt-Kinder bilden ſich ein,<lb/>
1) der Sonntag ſey zu ihrer Uppigkeit und Luſt-<lb/>
barkeit eingeſetzet, da ſie von der Arbeitfrey, ihrem<lb/>
Fleiſch ſollen Vergnuͤgen machen, welches doch<lb/>
grund-falſch iſt. 2) Welt-Kinder gehen, wenn<lb/>ſie noch viel thun, als eine Ceremonie, des Mor-<lb/>
gens zu dem Gottesdienſt, Nachmittags aber zur<lb/>
Luſt, auf die Jagd, zum Spiel, zum ſuͤndlichen<lb/>
Vergnuͤgen, da ſie einen Spatziergang vorneh-<lb/>
men, und hernach, wo nicht berauſcht, doch mit<lb/>
eiteln Gedancken, ſuͤndlichen Verſtreuungen und<lb/>
weltlichen Thorheiten nach Haus kommen. 3)<lb/>
Welt-Kinder achten das gepredigte Wort nicht,<lb/>
und wenn man ſie Montags fragen ſolte, was<lb/>
ihnen ihr Kirchen-Gang genutzet, was ſie ge-<lb/>
hoͤret, was ſie gelernet, ſo wiſſen ſie nichts:<lb/>
der Teufel hat das Wort ſogleich wieder von ihren<lb/>
Hertzen genommen, daß ſie nicht glauben und ſelig<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">wer-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[35/0059]
Der glaubige Chriſt dancket GOTT
nach angehoͤrtem goͤttlichen Wort.
Aufmunterung.
Jac. I, 22.
Seyd Thaͤter des Worts und nicht Hoͤrer
allein, damit ihr euch ſelbſt betrieget.
WJe alle goͤttliche Wohlthaten von den Kin-
dern dieſer Welt mißbrauchet werden, alſo
auch die Anhoͤrung des goͤttlichen Worts, und ſie
ſind hierin von den wahren Kindern GOttes weit
unterſchieden. Welt-Kinder bilden ſich ein,
1) der Sonntag ſey zu ihrer Uppigkeit und Luſt-
barkeit eingeſetzet, da ſie von der Arbeitfrey, ihrem
Fleiſch ſollen Vergnuͤgen machen, welches doch
grund-falſch iſt. 2) Welt-Kinder gehen, wenn
ſie noch viel thun, als eine Ceremonie, des Mor-
gens zu dem Gottesdienſt, Nachmittags aber zur
Luſt, auf die Jagd, zum Spiel, zum ſuͤndlichen
Vergnuͤgen, da ſie einen Spatziergang vorneh-
men, und hernach, wo nicht berauſcht, doch mit
eiteln Gedancken, ſuͤndlichen Verſtreuungen und
weltlichen Thorheiten nach Haus kommen. 3)
Welt-Kinder achten das gepredigte Wort nicht,
und wenn man ſie Montags fragen ſolte, was
ihnen ihr Kirchen-Gang genutzet, was ſie ge-
hoͤret, was ſie gelernet, ſo wiſſen ſie nichts:
der Teufel hat das Wort ſogleich wieder von ihren
Hertzen genommen, daß ſie nicht glauben und ſelig
wer-
C 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/59>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.