WAnn eine gläubige Seele das Geheimniß der Heil. Dreyeinigkeit will in eine heilige Betrachtung ziehen, so muß sie es machen, wie einer, welcher von der Sonnen Licht und Nutzen haben und sich dessen bedienen wil. Schauet er mit unverwandten Augen in die Sonne hinein, so blendet er sich, er siehet lauter Finsterniß, ja nichts: Hält er aber die Augen niedergeschlagen, gebrauchet sich also der Sonnen Licht und Glantzes, so siehet er viel, ja er siehet alles, was er sehen sol. Das Geheimniß der Heil. Dreyei- nigkeit ist 1) ein der Vernunfft unbegreifliches Geheimniß, sie kan das nicht begreiffen, ein We- sen und drey Personen. Dahero viele an dieser Glaubens-Lehre sich haben gestossen, und mit den Juden biß auf diesen Tag noch judenzen. Unterdessen bleibet es doch 2) ein in der heiligen Schrifft uns deutlich beschriebenes Geheimniß, davon reden die herrlichsten Sprüche altes und neues Testaments. Am Jordan, da Christus getaufft wurde, waren drey Personnn zu schauen, Matth. 3, 17. Die Wercke und Ei- genschafften des Dreyeinigen GOttes liegen uns auch deutlich beschrieben vor Augen. Diesem Worte des Lebens glaubet ein andächtiger Christ, biß er dereinsten in dem ewigen Leben zum Schauen gelangen wird. Unterdessen 3) betet er den dreymahl heiligen GOTT mit Hertzens- Demuth an. Er preiset seinen Schöpffer für
alle
Der andaͤchtige Chriſt erweget das
WAnn eine glaͤubige Seele das Geheimniß der Heil. Dreyeinigkeit will in eine heilige Betrachtung ziehen, ſo muß ſie es machen, wie einer, welcher von der Sonnen Licht und Nutzen haben und ſich deſſen bedienen wil. Schauet er mit unverwandten Augen in die Sonne hinein, ſo blendet er ſich, er ſiehet lauter Finſterniß, ja nichts: Haͤlt er aber die Augen niedergeſchlagen, gebrauchet ſich alſo der Sonnen Licht und Glantzes, ſo ſiehet er viel, ja er ſiehet alles, was er ſehen ſol. Das Geheimniß der Heil. Dreyei- nigkeit iſt 1) ein der Vernunfft unbegreifliches Geheimniß, ſie kan das nicht begreiffen, ein We- ſen und drey Perſonen. Dahero viele an dieſer Glaubens-Lehre ſich haben geſtoſſen, und mit den Juden biß auf dieſen Tag noch judenzen. Unterdeſſen bleibet es doch 2) ein in der heiligen Schrifft uns deutlich beſchriebenes Geheimniß, davon reden die herrlichſten Spruͤche altes und neues Teſtaments. Am Jordan, da Chriſtus getaufft wurde, waren drey Perſonnn zu ſchauen, Matth. 3, 17. Die Wercke und Ei- genſchafften des Dreyeinigen GOttes liegen uns auch deutlich beſchrieben vor Augen. Dieſem Worte des Lebens glaubet ein andaͤchtiger Chriſt, biß er dereinſten in dem ewigen Leben zum Schauen gelangen wird. Unterdeſſen 3) betet er den dreymahl heiligen GOTT mit Hertzens- Demuth an. Er preiſet ſeinen Schoͤpffer fuͤr
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Der andaͤchtige Chriſt erweget das
WAnn eine glaͤubige Seele das Geheimniß
der Heil. Dreyeinigkeit will in eine heilige
Betrachtung ziehen, ſo muß ſie es machen, wie
einer, welcher von der Sonnen Licht und Nutzen
haben und ſich deſſen bedienen wil. Schauet er
mit unverwandten Augen in die Sonne hinein,
ſo blendet er ſich, er ſiehet lauter Finſterniß, ja
nichts: Haͤlt er aber die Augen niedergeſchlagen,
gebrauchet ſich alſo der Sonnen Licht und
Glantzes, ſo ſiehet er viel, ja er ſiehet alles, was
er ſehen ſol. Das Geheimniß der Heil. Dreyei-
nigkeit iſt 1) ein der Vernunfft unbegreifliches
Geheimniß, ſie kan das nicht begreiffen, ein We-
ſen und drey Perſonen. Dahero viele an dieſer
Glaubens-Lehre ſich haben geſtoſſen, und mit
den Juden biß auf dieſen Tag noch judenzen.
Unterdeſſen bleibet es doch 2) ein in der heiligen
Schrifft uns deutlich beſchriebenes Geheimniß,
davon reden die herrlichſten Spruͤche altes und
neues Teſtaments. Am Jordan, da Chriſtus
getaufft wurde, waren drey Perſonnn zu
ſchauen, Matth. 3, 17. Die Wercke und Ei-
genſchafften des Dreyeinigen GOttes liegen uns
auch deutlich beſchrieben vor Augen. Dieſem
Worte des Lebens glaubet ein andaͤchtiger Chriſt,
biß er dereinſten in dem ewigen Leben zum
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Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/762>, abgerufen am 22.11.2024.
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