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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der andächtige Christ dancket GOtt
vor der Welt geringe und verachtete Wohlthat,
dafür man GOtt am wenigsten dancket, so ist
es eben diese Erndte; denn da meynen die un-
danckbare Menschen, es müste so seyn, es müste
also nach dem Lauff der Natur alles wachsen,
dabey habe GOtt nichts gethan, derowegen der
erzürnte GOtt offtmahls aus gerechtem Gerichte
lässet Mißwachs entstehen, damit jedermann
erkenne, daß das Land nichts geben könne, wenn
der HErr nicht giebt, und daß nichts wachsen
könne ohne seinen Segen. Ein glaubiger Christ
ist anders gesinnet, wenn er die vollen Aehren in
der Erndte, und die mit Trauben beschüttete
Weinstöcke erblicket, 1) so hebet er seine Augen
auf gen Himmel, und preiset den allmächtigen
Schöpffer, Geber und erhalter seines Segens,
als der aus einem Korn so viel Körner, aus ei-
nem unansehnlichen Holtz so eine köstliche Frucht
hervor bringet. 2) Er rühmet die göttliche Vor-
sorge und Erhaltung, daß er das gantze Jahr
über Früh-Regen und Spat-Regen zu seiner
Zeit gegeben, Donner, Wetter, Dürre, Hagel-
Steine und Uberschwemmung in Gnaden abge-
wendet, und hingegen die Erndte behütet. 3)
Wenn er nun die Zeit erlebet, daß die scharffe
Sichel das Korn niederleget, er siehet es auch in
die Scheuren fahren, er siehet die Kelter die Trau-
ben zerquetschen, so nimmt er alle diese Gaben mit
danckbaren Hertzen und Händen an. 4) Er ge-
braucht auch dieselbe, und nimmt sie zu sich mit

Danck-

Der andaͤchtige Chriſt dancket GOtt
vor der Welt geringe und verachtete Wohlthat,
dafuͤr man GOtt am wenigſten dancket, ſo iſt
es eben dieſe Erndte; denn da meynen die un-
danckbare Menſchen, es muͤſte ſo ſeyn, es muͤſte
alſo nach dem Lauff der Natur alles wachſen,
dabey habe GOtt nichts gethan, derowegen der
erzuͤrnte GOtt offtmahls aus gerechtem Gerichte
laͤſſet Mißwachs entſtehen, damit jedermann
erkenne, daß das Land nichts geben koͤnne, wenn
der HErr nicht giebt, und daß nichts wachſen
koͤnne ohne ſeinen Segen. Ein glaubiger Chriſt
iſt anders geſinnet, wenn er die vollen Aehren in
der Erndte, und die mit Trauben beſchuͤttete
Weinſtoͤcke erblicket, 1) ſo hebet er ſeine Augen
auf gen Himmel, und preiſet den allmaͤchtigen
Schoͤpffer, Geber und erhalter ſeines Segens,
als der aus einem Korn ſo viel Koͤrner, aus ei-
nem unanſehnlichen Holtz ſo eine koͤſtliche Frucht
hervor bringet. 2) Er ruͤhmet die goͤttliche Vor-
ſorge und Erhaltung, daß er das gantze Jahr
uͤber Fruͤh-Regen und Spat-Regen zu ſeiner
Zeit gegeben, Donner, Wetter, Duͤrre, Hagel-
Steine und Uberſchwemmung in Gnaden abge-
wendet, und hingegen die Erndte behuͤtet. 3)
Wenn er nun die Zeit erlebet, daß die ſcharffe
Sichel das Korn niederleget, er ſiehet es auch in
die Scheuren fahren, er ſiehet die Kelter die Trau-
ben zerquetſchen, ſo nimmt er alle dieſe Gaben mit
danckbaren Hertzen und Haͤnden an. 4) Er ge-
braucht auch dieſelbe, und nimmt ſie zu ſich mit

Danck-
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[750/0780] Der andaͤchtige Chriſt dancket GOtt vor der Welt geringe und verachtete Wohlthat, dafuͤr man GOtt am wenigſten dancket, ſo iſt es eben dieſe Erndte; denn da meynen die un- danckbare Menſchen, es muͤſte ſo ſeyn, es muͤſte alſo nach dem Lauff der Natur alles wachſen, dabey habe GOtt nichts gethan, derowegen der erzuͤrnte GOtt offtmahls aus gerechtem Gerichte laͤſſet Mißwachs entſtehen, damit jedermann erkenne, daß das Land nichts geben koͤnne, wenn der HErr nicht giebt, und daß nichts wachſen koͤnne ohne ſeinen Segen. Ein glaubiger Chriſt iſt anders geſinnet, wenn er die vollen Aehren in der Erndte, und die mit Trauben beſchuͤttete Weinſtoͤcke erblicket, 1) ſo hebet er ſeine Augen auf gen Himmel, und preiſet den allmaͤchtigen Schoͤpffer, Geber und erhalter ſeines Segens, als der aus einem Korn ſo viel Koͤrner, aus ei- nem unanſehnlichen Holtz ſo eine koͤſtliche Frucht hervor bringet. 2) Er ruͤhmet die goͤttliche Vor- ſorge und Erhaltung, daß er das gantze Jahr uͤber Fruͤh-Regen und Spat-Regen zu ſeiner Zeit gegeben, Donner, Wetter, Duͤrre, Hagel- Steine und Uberſchwemmung in Gnaden abge- wendet, und hingegen die Erndte behuͤtet. 3) Wenn er nun die Zeit erlebet, daß die ſcharffe Sichel das Korn niederleget, er ſiehet es auch in die Scheuren fahren, er ſiehet die Kelter die Trau- ben zerquetſchen, ſo nimmt er alle dieſe Gaben mit danckbaren Hertzen und Haͤnden an. 4) Er ge- braucht auch dieſelbe, und nimmt ſie zu ſich mit Danck-

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/780>, abgerufen am 21.11.2024.