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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 6. Stuttgart, 1868.

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Funktion. Dagegen ist die Akademie der bildenden Künste in Wien durch
allerhöchsten Erlaß vom 8. Oktober 1828 eigentlich als eine höhere Kunst-
schule geordnet, ohne eine Akademie im obigen Sinn zu sein; erst die
neuen Statuten von 1865 haben ihr eine den Universitäten entsprechende
Selbstverwaltung gegeben. Die "Orientalische Akademie" seit 1754
wahrscheinlich nach dem Vorbild der französischen Ecole des langues
orientales
(18. November 1669 und 31. Oktober 1670 durch Colbert
ins Leben gerufen; ihre Zöglinge hießen Jeunes de langues; neueste
Organisation, Verordnung vom 20. August 1833) errichtet, ist nur
eine specielle Lehranstalt für orientalische Sprachen. In Belgien ward
1769 die Societe litteraire gegründet; erhoben zur Academie imperiale
des sciences 1772 (Juste, Hist. de Belgique II. 319).
Gleichartig
in Bayern. Die Akademie der Wissenschaften (1759) rein theo-
retisch; doch ist der Vorstand der Akademie zugleich Vorstand des General-
Conservatoriums der wissenschaftlichen Sammlungen des Staats und
einer "technischen Commission," die Gutachten über technische Unternehmun-
gen zu geben hat (seit 1852.) Die Akademie der bildenden Künste
dagegen (1808) ist im Grunde gleichfalls nur eine künstlerische Bildungs-
anstalt mit Selbstverwaltung (s. oben).

In England existirt die Royal Academy of Arts, jedoch nur
als Privatgesellschaft, an deren Spitze der Monarch steht und die Aus-
stellungen veranlaßt und damit die Zeichenschule verbindet, ohne große
Bedeutung (Franz Kugler, Kleine Schriften zur Kunstgeschichte Bd. III,
S. 464). -- In Dänemark besteht die Akademie der Künste schon
seit 13. März 1754; dieselbe hat ihre neue Fundation durch Verord-
nung vom 28. Juli 1824 erhalten und ein neues Reglement am 1. März
1842. Die neuen Bestimmungen (Bekanntmachung vom 28. Juli 1857,
Resolution vom 27. März 1859) haben das Element des Unterrichts
darin aufgenommen und das Reglement vom 7. September 1863 mit
dem jetzt durchgeführten Unterschied von Professoren und Mitgliedern
dasselbe ausgebildet. -- In Schweden dagegen existirt zwar ein ganzes
System von Akademien. Die schwedische Akademie ist (Erlaß vom
20. März 1786) besonders für Wohlredenheit und Dichtkunst, die Aka-
demien der Wissenschaften (seit 1739 aus einer einfachen wissen-
schaftlichen Gesellschaft entstanden (Grundgesetz vom 31. März 1741);
neueste Organisation vom 13. Juli 1850; Akademie der Geschichte
und Alterthümer seit 1753; Akademie der Landwirthschaft ge-
stiftet den 25. December 1811 (neue Organisation vom 6. November
1857). -- Die Akademie der freien Künste (errichtet 1735; Privi-
legium vom 5. Januar 1735; neue Organisation vom 20. Mai 1846)
umfaßt alle bildenden Künste und ist zugleich die eigentliche Kunstschul

Funktion. Dagegen iſt die Akademie der bildenden Künſte in Wien durch
allerhöchſten Erlaß vom 8. Oktober 1828 eigentlich als eine höhere Kunſt-
ſchule geordnet, ohne eine Akademie im obigen Sinn zu ſein; erſt die
neuen Statuten von 1865 haben ihr eine den Univerſitäten entſprechende
Selbſtverwaltung gegeben. Die „Orientaliſche Akademie“ ſeit 1754
wahrſcheinlich nach dem Vorbild der franzöſiſchen École des langues
orientales
(18. November 1669 und 31. Oktober 1670 durch Colbert
ins Leben gerufen; ihre Zöglinge hießen Jeunes de langues; neueſte
Organiſation, Verordnung vom 20. Auguſt 1833) errichtet, iſt nur
eine ſpecielle Lehranſtalt für orientaliſche Sprachen. In Belgien ward
1769 die Société littéraire gegründet; erhoben zur Académie impériale
des sciences 1772 (Juste, Hist. de Belgique II. 319).
Gleichartig
in Bayern. Die Akademie der Wiſſenſchaften (1759) rein theo-
retiſch; doch iſt der Vorſtand der Akademie zugleich Vorſtand des General-
Conſervatoriums der wiſſenſchaftlichen Sammlungen des Staats und
einer „techniſchen Commiſſion,“ die Gutachten über techniſche Unternehmun-
gen zu geben hat (ſeit 1852.) Die Akademie der bildenden Künſte
dagegen (1808) iſt im Grunde gleichfalls nur eine künſtleriſche Bildungs-
anſtalt mit Selbſtverwaltung (ſ. oben).

In England exiſtirt die Royal Academy of Arts, jedoch nur
als Privatgeſellſchaft, an deren Spitze der Monarch ſteht und die Aus-
ſtellungen veranlaßt und damit die Zeichenſchule verbindet, ohne große
Bedeutung (Franz Kugler, Kleine Schriften zur Kunſtgeſchichte Bd. III,
S. 464). — In Dänemark beſteht die Akademie der Künſte ſchon
ſeit 13. März 1754; dieſelbe hat ihre neue Fundation durch Verord-
nung vom 28. Juli 1824 erhalten und ein neues Reglement am 1. März
1842. Die neuen Beſtimmungen (Bekanntmachung vom 28. Juli 1857,
Reſolution vom 27. März 1859) haben das Element des Unterrichts
darin aufgenommen und das Reglement vom 7. September 1863 mit
dem jetzt durchgeführten Unterſchied von Profeſſoren und Mitgliedern
daſſelbe ausgebildet. — In Schweden dagegen exiſtirt zwar ein ganzes
Syſtem von Akademien. Die ſchwediſche Akademie iſt (Erlaß vom
20. März 1786) beſonders für Wohlredenheit und Dichtkunſt, die Aka-
demien der Wiſſenſchaften (ſeit 1739 aus einer einfachen wiſſen-
ſchaftlichen Geſellſchaft entſtanden (Grundgeſetz vom 31. März 1741);
neueſte Organiſation vom 13. Juli 1850; Akademie der Geſchichte
und Alterthümer ſeit 1753; Akademie der Landwirthſchaft ge-
ſtiftet den 25. December 1811 (neue Organiſation vom 6. November
1857). — Die Akademie der freien Künſte (errichtet 1735; Privi-
legium vom 5. Januar 1735; neue Organiſation vom 20. Mai 1846)
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[35/0051] Funktion. Dagegen iſt die Akademie der bildenden Künſte in Wien durch allerhöchſten Erlaß vom 8. Oktober 1828 eigentlich als eine höhere Kunſt- ſchule geordnet, ohne eine Akademie im obigen Sinn zu ſein; erſt die neuen Statuten von 1865 haben ihr eine den Univerſitäten entſprechende Selbſtverwaltung gegeben. Die „Orientaliſche Akademie“ ſeit 1754 wahrſcheinlich nach dem Vorbild der franzöſiſchen École des langues orientales (18. November 1669 und 31. Oktober 1670 durch Colbert ins Leben gerufen; ihre Zöglinge hießen Jeunes de langues; neueſte Organiſation, Verordnung vom 20. Auguſt 1833) errichtet, iſt nur eine ſpecielle Lehranſtalt für orientaliſche Sprachen. In Belgien ward 1769 die Société littéraire gegründet; erhoben zur Académie impériale des sciences 1772 (Juste, Hist. de Belgique II. 319). Gleichartig in Bayern. Die Akademie der Wiſſenſchaften (1759) rein theo- retiſch; doch iſt der Vorſtand der Akademie zugleich Vorſtand des General- Conſervatoriums der wiſſenſchaftlichen Sammlungen des Staats und einer „techniſchen Commiſſion,“ die Gutachten über techniſche Unternehmun- gen zu geben hat (ſeit 1852.) Die Akademie der bildenden Künſte dagegen (1808) iſt im Grunde gleichfalls nur eine künſtleriſche Bildungs- anſtalt mit Selbſtverwaltung (ſ. oben). In England exiſtirt die Royal Academy of Arts, jedoch nur als Privatgeſellſchaft, an deren Spitze der Monarch ſteht und die Aus- ſtellungen veranlaßt und damit die Zeichenſchule verbindet, ohne große Bedeutung (Franz Kugler, Kleine Schriften zur Kunſtgeſchichte Bd. III, S. 464). — In Dänemark beſteht die Akademie der Künſte ſchon ſeit 13. März 1754; dieſelbe hat ihre neue Fundation durch Verord- nung vom 28. Juli 1824 erhalten und ein neues Reglement am 1. März 1842. Die neuen Beſtimmungen (Bekanntmachung vom 28. Juli 1857, Reſolution vom 27. März 1859) haben das Element des Unterrichts darin aufgenommen und das Reglement vom 7. September 1863 mit dem jetzt durchgeführten Unterſchied von Profeſſoren und Mitgliedern daſſelbe ausgebildet. — In Schweden dagegen exiſtirt zwar ein ganzes Syſtem von Akademien. Die ſchwediſche Akademie iſt (Erlaß vom 20. März 1786) beſonders für Wohlredenheit und Dichtkunſt, die Aka- demien der Wiſſenſchaften (ſeit 1739 aus einer einfachen wiſſen- ſchaftlichen Geſellſchaft entſtanden (Grundgeſetz vom 31. März 1741); neueſte Organiſation vom 13. Juli 1850; Akademie der Geſchichte und Alterthümer ſeit 1753; Akademie der Landwirthſchaft ge- ſtiftet den 25. December 1811 (neue Organiſation vom 6. November 1857). — Die Akademie der freien Künſte (errichtet 1735; Privi- legium vom 5. Januar 1735; neue Organiſation vom 20. Mai 1846) umfaßt alle bildenden Künſte und iſt zugleich die eigentliche Kunſtſchul

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 6. Stuttgart, 1868, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre06_1868/51>, abgerufen am 10.05.2024.