Wir blieben bis tief in die Dunkelheit und gingen dann zu unserm Lager am sogenannten zweiten Hafen des Dorfes. Eine lange Stromschnelle liegt zwischen dem obern und dem untern Hafen; die Kanus waren dort noch am Nachmittag hinüberbugsiert worden, damit wir das Hindernis nicht erst am folgenden Morgen zu überwinden hatten.
Nach dem zweiten Bakairidorf (Igueti).
Die Reise von dem ersten Dorf nach dem zweiten ist wegen der zahlreichen Stromschnellen sehr beschwerlich. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass der Fluss auf lange Strecken hin mit Blöcken durchsetzt ist, zwischen denen er bei dem damaligen Wasserstand nur sehr niedrig war. Wir nannten diese Art "Stein- cachoeiras", es sind echte Katarakte, die bei höherm Wasserstand wahrscheinlich leichter passiert werden.
Die ersten Stunden hinter Maigeri floss der Kulisehu in himmlischer Ruhe dahin; das Kanu mit seinen Ruderern spiegelte sich unverzerrt in der flaschen- grünen Flut, und eine lange Spur von Schaumblasen bezeichnete die Bahn. Dunkel, aber von dem Sonnenschein gelblich durchleuchtet, setzte sich das Bild der Waldkulisse gegen die schimmernde und flimmernde Oberfläche ab. Der volle Laubschmuck rundete die Baumumrisse, und üppige hellgrüne Bambus- massen füllten alle Lücken aus. Ueberhängendes Gebüsch und niedere Bäume, die tiefgeneigt vom Ufer weggedrückt schienen, spannten Schattendächer aus, in deren Schutz man gern dahinglitt. Nichts ist schöner als das allgemeine Schweigen der Natur, ehe die Cachoeira kommt; man weiss, bald wird das Brausen erst fern und dumpf, dann lauter und lauter ertönen und geniesst die Stille, der, ohne die Aussicht auf den bald nur zu lebhaften Wechsel, unser Geist in schwerer Langeweile erliegen würde. Als wir dieselbe Strecke am 20. September zum ersten Mal fuhren, hatte ich mich an dem Anblick des geschmeidigen Luchu erfreut, der mit Bogen und Pfeil im Kanu aufrecht stehend nach Paku-Fischen aus- spähte. Der Indianer, dem die Angel unbekannt war, gebrauchte doch schon den Köder. Er warf bohnengrosse grellrote Beeren (iwaulu) ziemlich weit in den Fluss, spannte schleunigst den Bogen, zielte auf die Beere und entsandte den Pfeil in dem Augenblick, wo der Paku zuschnappte und die Beere verschwand.
Damals waren wir bequem in einem Tage nach Igueti gekommen, da wir die Kanus sobald als möglich verliessen und über Land gingen. Dieses Mal konnten wir uns keine Stromschnelle ersparen. Es waren ihrer im Ganzen acht bis zu dem sogenannten Hafen, doch schlugen wir schon hinter der siebenten um 51/2 Uhr das Lager auf. Bei der vierten hatten wir 40 Minuten gebraucht, um die Kanus durch das ausgedehnte Steingewirr hindurchzuschieben. Das unsere klemmte sich zwischen zwei Felsblöcken fest und füllte sich halb mit Wasser. Es ist ein unangenehmes Gefühl, wenn der elastische Boden des Fahrzeuges sich unter den Füssen biegt wie eine Welle. Um 4 Uhr fanden wir den ganzen
Wir blieben bis tief in die Dunkelheit und gingen dann zu unserm Lager am sogenannten zweiten Hafen des Dorfes. Eine lange Stromschnelle liegt zwischen dem obern und dem untern Hafen; die Kanus waren dort noch am Nachmittag hinüberbugsiert worden, damit wir das Hindernis nicht erst am folgenden Morgen zu überwinden hatten.
Nach dem zweiten Bakaïrídorf (Iguéti).
Die Reise von dem ersten Dorf nach dem zweiten ist wegen der zahlreichen Stromschnellen sehr beschwerlich. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass der Fluss auf lange Strecken hin mit Blöcken durchsetzt ist, zwischen denen er bei dem damaligen Wasserstand nur sehr niedrig war. Wir nannten diese Art »Stein- cachoeiras«, es sind echte Katarakte, die bei höherm Wasserstand wahrscheinlich leichter passiert werden.
Die ersten Stunden hinter Maigéri floss der Kulisehu in himmlischer Ruhe dahin; das Kanu mit seinen Ruderern spiegelte sich unverzerrt in der flaschen- grünen Flut, und eine lange Spur von Schaumblasen bezeichnete die Bahn. Dunkel, aber von dem Sonnenschein gelblich durchleuchtet, setzte sich das Bild der Waldkulisse gegen die schimmernde und flimmernde Oberfläche ab. Der volle Laubschmuck rundete die Baumumrisse, und üppige hellgrüne Bambus- massen füllten alle Lücken aus. Ueberhängendes Gebüsch und niedere Bäume, die tiefgeneigt vom Ufer weggedrückt schienen, spannten Schattendächer aus, in deren Schutz man gern dahinglitt. Nichts ist schöner als das allgemeine Schweigen der Natur, ehe die Cachoeira kommt; man weiss, bald wird das Brausen erst fern und dumpf, dann lauter und lauter ertönen und geniesst die Stille, der, ohne die Aussicht auf den bald nur zu lebhaften Wechsel, unser Geist in schwerer Langeweile erliegen würde. Als wir dieselbe Strecke am 20. September zum ersten Mal fuhren, hatte ich mich an dem Anblick des geschmeidigen Luchu erfreut, der mit Bogen und Pfeil im Kanu aufrecht stehend nach Pakú-Fischen aus- spähte. Der Indianer, dem die Angel unbekannt war, gebrauchte doch schon den Köder. Er warf bohnengrosse grellrote Beeren (iwáulu) ziemlich weit in den Fluss, spannte schleunigst den Bogen, zielte auf die Beere und entsandte den Pfeil in dem Augenblick, wo der Pakú zuschnappte und die Beere verschwand.
Damals waren wir bequem in einem Tage nach Iguéti gekommen, da wir die Kanus sobald als möglich verliessen und über Land gingen. Dieses Mal konnten wir uns keine Stromschnelle ersparen. Es waren ihrer im Ganzen acht bis zu dem sogenannten Hafen, doch schlugen wir schon hinter der siebenten um 5½ Uhr das Lager auf. Bei der vierten hatten wir 40 Minuten gebraucht, um die Kanus durch das ausgedehnte Steingewirr hindurchzuschieben. Das unsere klemmte sich zwischen zwei Felsblöcken fest und füllte sich halb mit Wasser. Es ist ein unangenehmes Gefühl, wenn der elastische Boden des Fahrzeuges sich unter den Füssen biegt wie eine Welle. Um 4 Uhr fanden wir den ganzen
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Wir blieben bis tief in die Dunkelheit und gingen dann zu unserm Lager
am sogenannten zweiten Hafen des Dorfes. Eine lange Stromschnelle liegt
zwischen dem obern und dem untern Hafen; die Kanus waren dort noch am
Nachmittag hinüberbugsiert worden, damit wir das Hindernis nicht erst am
folgenden Morgen zu überwinden hatten.
Nach dem zweiten Bakaïrídorf (Iguéti).
Die Reise von dem ersten Dorf nach dem zweiten ist wegen der zahlreichen
Stromschnellen sehr beschwerlich. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass der Fluss
auf lange Strecken hin mit Blöcken durchsetzt ist, zwischen denen er bei dem
damaligen Wasserstand nur sehr niedrig war. Wir nannten diese Art »Stein-
cachoeiras«, es sind echte Katarakte, die bei höherm Wasserstand wahrscheinlich
leichter passiert werden.
Die ersten Stunden hinter Maigéri floss der Kulisehu in himmlischer Ruhe
dahin; das Kanu mit seinen Ruderern spiegelte sich unverzerrt in der flaschen-
grünen Flut, und eine lange Spur von Schaumblasen bezeichnete die Bahn.
Dunkel, aber von dem Sonnenschein gelblich durchleuchtet, setzte sich das Bild
der Waldkulisse gegen die schimmernde und flimmernde Oberfläche ab. Der
volle Laubschmuck rundete die Baumumrisse, und üppige hellgrüne Bambus-
massen füllten alle Lücken aus. Ueberhängendes Gebüsch und niedere Bäume,
die tiefgeneigt vom Ufer weggedrückt schienen, spannten Schattendächer aus, in
deren Schutz man gern dahinglitt. Nichts ist schöner als das allgemeine
Schweigen der Natur, ehe die Cachoeira kommt; man weiss, bald wird das
Brausen erst fern und dumpf, dann lauter und lauter ertönen und geniesst die
Stille, der, ohne die Aussicht auf den bald nur zu lebhaften Wechsel, unser Geist
in schwerer Langeweile erliegen würde. Als wir dieselbe Strecke am 20. September
zum ersten Mal fuhren, hatte ich mich an dem Anblick des geschmeidigen Luchu
erfreut, der mit Bogen und Pfeil im Kanu aufrecht stehend nach Pakú-Fischen aus-
spähte. Der Indianer, dem die Angel unbekannt war, gebrauchte doch schon den
Köder. Er warf bohnengrosse grellrote Beeren (iwáulu) ziemlich weit in den Fluss,
spannte schleunigst den Bogen, zielte auf die Beere und entsandte den Pfeil in
dem Augenblick, wo der Pakú zuschnappte und die Beere verschwand.
Damals waren wir bequem in einem Tage nach Iguéti gekommen, da wir
die Kanus sobald als möglich verliessen und über Land gingen. Dieses Mal
konnten wir uns keine Stromschnelle ersparen. Es waren ihrer im Ganzen acht
bis zu dem sogenannten Hafen, doch schlugen wir schon hinter der siebenten um
5½ Uhr das Lager auf. Bei der vierten hatten wir 40 Minuten gebraucht, um
die Kanus durch das ausgedehnte Steingewirr hindurchzuschieben. Das unsere
klemmte sich zwischen zwei Felsblöcken fest und füllte sich halb mit Wasser.
Es ist ein unangenehmes Gefühl, wenn der elastische Boden des Fahrzeuges sich
unter den Füssen biegt wie eine Welle. Um 4 Uhr fanden wir den ganzen
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/117>, abgerufen am 23.11.2024.
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