Allein voraus. Ankunft und Empfang. Festhütte. Gestörte Eintracht und Versöhnung. Wohlhabenheit. Fliegende Ameisen. Ethnographische Sammlung.
Es hatte einige Kraft der Ueberredung gekostet, Tumayaua und seinen Genossen, den "Droschkenkutscher", der glücklicher Weise, wenn er ihre Sprache auch nicht kannte, schon einmal bei den Mehinaku gewesen war, zur Ausführung meines Planes zu bewegen, doch stärkte sich Einer an dem Beispiel des Andern.
Wir fuhren am 10. Oktober früh ab und erreichten den Hafen der Mehinaku den 12. October um 11 Uhr Vormittags. Wir hatten uns nicht sonderlich beeilt; die beiden ruderten am liebsten nur dann, wenn ich das gute Beispiel gab. Am schrecklichsten war mir, dass sie alle Windungen des Flusses ausfuhren und niemals eine derselben durch Hinüberkreuzen abschnitten. Kein Fisch, kein Vogel, der nicht ihre Aufmerksamkeit beschäftigte. Sie schossen, ohne zu treffen, nach
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Abb. 4.
Mehinakufrau.
mehreren Hühnervögeln; ein Kapivaraschwein das durch den Fluss schwamm, wurde am Hinterbein ver- wundet und lief schreiend mit dem Pfeil in den Wald. An einer fischreichen Bucht schliefen wir die Nacht und machten gute Beute. Die Beiden brieten Fische die ganze Nacht hindurch, indem sie das Feuer unter dem hölzernen Rost sorgfältig unterhielten; ihre Hängematte hatten sie so nahe aufgespannt, dass sie bequem heraus- langen, die Fische wenden, gelegentlich ein Stück verzehren und von der Wärme des Feuers Nutzen ziehen konnten.
Am zweiten Morgen sagten sie mir, dass das Ufer links den Mehinaku, rechts den Nahuqua gehöre. Der Hafen lag an einem steilen Sandufer, wo ein kleiner Bach einmündete. An den Bäumen waren Rautenmuster eingeritzt. Die Bakairi schoben das Kanu hoch in den Bach hinauf und versteckten ihre Ruder und Tragkörbe, in denen noch Fisch- und Beijureste enthalten waren, sorgfältig im Wald. Tumayaua bereitete ein Gastgeschenk für die Mehinaku vor und hing sich zu diesem Zweck eine rosenkranzähnliche Schnur um, an der Früchte öligen Inhalts aufgereiht waren. Das Oel wurde auf die mit dem medizinischen Wundkratzer der Indianer eingeritzte Haut gerieben.
Wir schritten 21/4 Stunde einen langweiligen und bei der dumpfen Hitze nicht unbeschwerlichen Weg durch den Wald. Etwa einen Kilometer vor dem Dorf, wo sich das Gehölz lichtete, war unter einem Baum eine grosse Kreisfigur in den Sand gezogen (vergl. die Abbildung unter "Sandzeichnungen"). An dem der Ort- schaft zugewandten Teil des Randes war innen eine schwer zu deutende Figur eingezeichnet. Tumayaua nannte das Ding "atulua" und beschrieb mir, dass man
III. Zu den Mehinakú.
Allein voraus. Ankunft und Empfang. Festhütte. Gestörte Eintracht und Versöhnung. Wohlhabenheit. Fliegende Ameisen. Ethnographische Sammlung.
Es hatte einige Kraft der Ueberredung gekostet, Tumayaua und seinen Genossen, den »Droschkenkutscher«, der glücklicher Weise, wenn er ihre Sprache auch nicht kannte, schon einmal bei den Mehinakú gewesen war, zur Ausführung meines Planes zu bewegen, doch stärkte sich Einer an dem Beispiel des Andern.
Wir fuhren am 10. Oktober früh ab und erreichten den Hafen der Mehinakú den 12. October um 11 Uhr Vormittags. Wir hatten uns nicht sonderlich beeilt; die beiden ruderten am liebsten nur dann, wenn ich das gute Beispiel gab. Am schrecklichsten war mir, dass sie alle Windungen des Flusses ausfuhren und niemals eine derselben durch Hinüberkreuzen abschnitten. Kein Fisch, kein Vogel, der nicht ihre Aufmerksamkeit beschäftigte. Sie schossen, ohne zu treffen, nach
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Abb. 4.
Mehinakúfrau.
mehreren Hühnervögeln; ein Kapivaraschwein das durch den Fluss schwamm, wurde am Hinterbein ver- wundet und lief schreiend mit dem Pfeil in den Wald. An einer fischreichen Bucht schliefen wir die Nacht und machten gute Beute. Die Beiden brieten Fische die ganze Nacht hindurch, indem sie das Feuer unter dem hölzernen Rost sorgfältig unterhielten; ihre Hängematte hatten sie so nahe aufgespannt, dass sie bequem heraus- langen, die Fische wenden, gelegentlich ein Stück verzehren und von der Wärme des Feuers Nutzen ziehen konnten.
Am zweiten Morgen sagten sie mir, dass das Ufer links den Mehinakú, rechts den Nahuquá gehöre. Der Hafen lag an einem steilen Sandufer, wo ein kleiner Bach einmündete. An den Bäumen waren Rautenmuster eingeritzt. Die Bakaïrí schoben das Kanu hoch in den Bach hinauf und versteckten ihre Ruder und Tragkörbe, in denen noch Fisch- und Beijúreste enthalten waren, sorgfältig im Wald. Tumayaua bereitete ein Gastgeschenk für die Mehinakú vor und hing sich zu diesem Zweck eine rosenkranzähnliche Schnur um, an der Früchte öligen Inhalts aufgereiht waren. Das Oel wurde auf die mit dem medizinischen Wundkratzer der Indianer eingeritzte Haut gerieben.
Wir schritten 2¼ Stunde einen langweiligen und bei der dumpfen Hitze nicht unbeschwerlichen Weg durch den Wald. Etwa einen Kilometer vor dem Dorf, wo sich das Gehölz lichtete, war unter einem Baum eine grosse Kreisfigur in den Sand gezogen (vergl. die Abbildung unter »Sandzeichnungen«). An dem der Ort- schaft zugewandten Teil des Randes war innen eine schwer zu deutende Figur eingezeichnet. Tumayaua nannte das Ding „atulua“ und beschrieb mir, dass man
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III. Zu den Mehinakú.
Allein voraus. Ankunft und Empfang. Festhütte. Gestörte Eintracht und Versöhnung. Wohlhabenheit.
Fliegende Ameisen. Ethnographische Sammlung.
Es hatte einige Kraft der Ueberredung gekostet, Tumayaua und seinen
Genossen, den »Droschkenkutscher«, der glücklicher Weise, wenn er ihre Sprache
auch nicht kannte, schon einmal bei den Mehinakú gewesen war, zur Ausführung
meines Planes zu bewegen, doch stärkte sich Einer an dem Beispiel des Andern.
Wir fuhren am 10. Oktober früh ab und erreichten den Hafen der Mehinakú
den 12. October um 11 Uhr Vormittags. Wir hatten uns nicht sonderlich beeilt;
die beiden ruderten am liebsten nur dann, wenn ich das gute Beispiel gab. Am
schrecklichsten war mir, dass sie alle Windungen des Flusses ausfuhren und niemals
eine derselben durch Hinüberkreuzen abschnitten. Kein Fisch, kein Vogel, der
nicht ihre Aufmerksamkeit beschäftigte. Sie schossen, ohne zu treffen, nach
[Abbildung]
[Abbildung Abb. 4. Mehinakúfrau.]
mehreren Hühnervögeln; ein Kapivaraschwein das
durch den Fluss schwamm, wurde am Hinterbein ver-
wundet und lief schreiend mit dem Pfeil in den Wald.
An einer fischreichen Bucht schliefen wir die Nacht und
machten gute Beute. Die Beiden brieten Fische die
ganze Nacht hindurch, indem sie das Feuer unter dem
hölzernen Rost sorgfältig unterhielten; ihre Hängematte
hatten sie so nahe aufgespannt, dass sie bequem heraus-
langen, die Fische wenden, gelegentlich ein Stück
verzehren und von der Wärme des Feuers Nutzen
ziehen konnten.
Am zweiten Morgen sagten sie mir, dass das Ufer
links den Mehinakú, rechts den Nahuquá gehöre. Der
Hafen lag an einem steilen Sandufer, wo ein kleiner
Bach einmündete. An den Bäumen waren Rautenmuster eingeritzt. Die Bakaïrí
schoben das Kanu hoch in den Bach hinauf und versteckten ihre Ruder und
Tragkörbe, in denen noch Fisch- und Beijúreste enthalten waren, sorgfältig im Wald.
Tumayaua bereitete ein Gastgeschenk für die Mehinakú vor und hing sich zu
diesem Zweck eine rosenkranzähnliche Schnur um, an der Früchte öligen Inhalts
aufgereiht waren. Das Oel wurde auf die mit dem medizinischen Wundkratzer
der Indianer eingeritzte Haut gerieben.
Wir schritten 2¼ Stunde einen langweiligen und bei der dumpfen Hitze
nicht unbeschwerlichen Weg durch den Wald. Etwa einen Kilometer vor dem Dorf,
wo sich das Gehölz lichtete, war unter einem Baum eine grosse Kreisfigur in den
Sand gezogen (vergl. die Abbildung unter »Sandzeichnungen«). An dem der Ort-
schaft zugewandten Teil des Randes war innen eine schwer zu deutende Figur
eingezeichnet. Tumayaua nannte das Ding „atulua“ und beschrieb mir, dass man
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/134>, abgerufen am 27.11.2024.
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