begleiteten uns fünf Auetö in mehreren mit unserer Ladung befrachteten Kanus zu den Mehinaku, die Mehinaku halfen weiter zu den Nahuqua, mit den Nahuqua gelangten wir zu den dritten Bakairi; Bakairi aus allen drei Dörfern beteiligten sich an dem von Dorf zu Dorf gesteigerten Transport und am 13. November fuhren wir, eine kleine Flotte von 13 Kanus mit 14 Bakairi, an dem Küchenplatz der Independencia vor.
Kurz will ich skizzieren, was vom zweiten Besuch der Dörfer noch zu be- richten ist. Sehr angenehm und lehrreich waren die beiden Mehinakutage. Es musste photographiert und gemessen werden, da Ehrenreich zur Zeit des ersten Besuchs krank gewesen war. Die Frauen zitterten während des Messens am ganzen Körper. Sie hatten auffallend viele Kinder, wir stellten bei einer die unerhörte Zahl von sechs fest, eine andere hatte vier Töchter. Ich werde später noch das Lob dieser Nu-Aruakfrauen, der Erfinderinnen der Töpfe und der besten Pflegerinnen der Mandiokaindustrie, zu singen haben. Ein vortreffliches Bild der Gesellschaft liefert die Tafel 8 "Demonstration einer Vogelpfeife". Sie lauscht den quellenden Tönen, die der vor mir sitzende Eingeborene dem neusibernen Ding entlockt. Sehr typisch ist die Geberde des kleinen Mädchens in der Mitte, das sich furchtsam die Ohren zuhält, und die Stellung der beiden aneinander gelehnten Freunde im Vordergrund. Wie ungemein malerisch sind alle diese nackten Gestalten in ihren zwanglosen Bewegungen! Wäre es nicht ein Jammer, wenn sie "Rücken-" und "Beinhäuser" anziehen sollten?
Wilhelm und ich schlossen wieder Freundschaftsbündnisse. "Belemo" tauschte den Namen mit Waikualu, und ich, "Karilose", mit dem auf der Brust tätowirten Häuptling Mayuto. Wilhelm musste auch, wie ich bei den Bakairi, Tabak pflanzen. Mein Bruder Karilose überliess uns gegen ein Beil ein mächtiges Kanu, eine Art Arche Noah, so breit und ungeschlacht, dass der grösste Teil der Sammlung mit Carlos und Peter darin Platz fand.
24 Mann begleiteten uns zum Hafen; 6 trugen das Kanu voraus, die Höhlung dem Boden zugewendet, den Rand auf der Schulter, die durch Strohkränze ge- schützt war, 2 wanderten mit den Köpfen im Bauch des Fahrzeuges. Ein wahrer Leichenzug hinter dem Sarge, man summte unwillkürlich einen Trauermarsch. Grade vor mir schritt ein klassischer Junge. Die Kiepe reichte ihm von der Schulter bis an die Knie, darunter baumelte noch ein grosser Kürbis, in der linken Hand trug er Pfeil und Bogen, mit der Rechten führte er unermüdlich musizierend sein Pansflötchen zum Munde. 5 Mann, die an unserer Fahrt teil- nehmen wollten, führten jeder ein Ruder und ein die Hängematte enthaltendes Netz mit sich, das von der Stirn auf den Rücken herabhing. Immer einer hinter dem andern und mit dem Vorder- oder Hintermann schwatzend. An dem Ruder demonstrierten sie sich, wie gross die Messer wohl sein möchten, mit denen der Karaibe sie belohnen werde. Viele trugen Beijus, uläpe, in grüne Blätter einge- schlagen, mehrere während der 21/2 Wegstunden eine Kürbisschale mit Pikibrühe in der Hand. Das Kanu war breiter als der Waldpfad. Von einem starken Gewitter
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 9
begleiteten uns fünf Auetö́ in mehreren mit unserer Ladung befrachteten Kanus zu den Mehinakú, die Mehinakú halfen weiter zu den Nahuquá, mit den Nahuquá gelangten wir zu den dritten Bakaïrí; Bakaïrí aus allen drei Dörfern beteiligten sich an dem von Dorf zu Dorf gesteigerten Transport und am 13. November fuhren wir, eine kleine Flotte von 13 Kanus mit 14 Bakaïrí, an dem Küchenplatz der Independencia vor.
Kurz will ich skizzieren, was vom zweiten Besuch der Dörfer noch zu be- richten ist. Sehr angenehm und lehrreich waren die beiden Mehinakútage. Es musste photographiert und gemessen werden, da Ehrenreich zur Zeit des ersten Besuchs krank gewesen war. Die Frauen zitterten während des Messens am ganzen Körper. Sie hatten auffallend viele Kinder, wir stellten bei einer die unerhörte Zahl von sechs fest, eine andere hatte vier Töchter. Ich werde später noch das Lob dieser Nu-Aruakfrauen, der Erfinderinnen der Töpfe und der besten Pflegerinnen der Mandiokaindustrie, zu singen haben. Ein vortreffliches Bild der Gesellschaft liefert die Tafel 8 »Demonstration einer Vogelpfeife«. Sie lauscht den quellenden Tönen, die der vor mir sitzende Eingeborene dem neusibernen Ding entlockt. Sehr typisch ist die Geberde des kleinen Mädchens in der Mitte, das sich furchtsam die Ohren zuhält, und die Stellung der beiden aneinander gelehnten Freunde im Vordergrund. Wie ungemein malerisch sind alle diese nackten Gestalten in ihren zwanglosen Bewegungen! Wäre es nicht ein Jammer, wenn sie »Rücken-« und »Beinhäuser« anziehen sollten?
Wilhelm und ich schlossen wieder Freundschaftsbündnisse. »Belemo« tauschte den Namen mit Waikualu, und ich, »Karilose«, mit dem auf der Brust tätowirten Häuptling Mayutó. Wilhelm musste auch, wie ich bei den Bakaïrí, Tabak pflanzen. Mein Bruder Karilose überliess uns gegen ein Beil ein mächtiges Kanu, eine Art Arche Noah, so breit und ungeschlacht, dass der grösste Teil der Sammlung mit Carlos und Peter darin Platz fand.
24 Mann begleiteten uns zum Hafen; 6 trugen das Kanu voraus, die Höhlung dem Boden zugewendet, den Rand auf der Schulter, die durch Strohkränze ge- schützt war, 2 wanderten mit den Köpfen im Bauch des Fahrzeuges. Ein wahrer Leichenzug hinter dem Sarge, man summte unwillkürlich einen Trauermarsch. Grade vor mir schritt ein klassischer Junge. Die Kiepe reichte ihm von der Schulter bis an die Knie, darunter baumelte noch ein grosser Kürbis, in der linken Hand trug er Pfeil und Bogen, mit der Rechten führte er unermüdlich musizierend sein Pansflötchen zum Munde. 5 Mann, die an unserer Fahrt teil- nehmen wollten, führten jeder ein Ruder und ein die Hängematte enthaltendes Netz mit sich, das von der Stirn auf den Rücken herabhing. Immer einer hinter dem andern und mit dem Vorder- oder Hintermann schwatzend. An dem Ruder demonstrierten sie sich, wie gross die Messer wohl sein möchten, mit denen der Karaibe sie belohnen werde. Viele trugen Beijús, uläpe, in grüne Blätter einge- schlagen, mehrere während der 2½ Wegstunden eine Kürbisschale mit Pikíbrühe in der Hand. Das Kanu war breiter als der Waldpfad. Von einem starken Gewitter
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 9
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begleiteten uns fünf Auetö́ in mehreren mit unserer Ladung befrachteten Kanus zu
den Mehinakú, die Mehinakú halfen weiter zu den Nahuquá, mit den Nahuquá
gelangten wir zu den dritten Bakaïrí; Bakaïrí aus allen drei Dörfern beteiligten
sich an dem von Dorf zu Dorf gesteigerten Transport und am 13. November
fuhren wir, eine kleine Flotte von 13 Kanus mit 14 Bakaïrí, an dem Küchenplatz
der Independencia vor.
Kurz will ich skizzieren, was vom zweiten Besuch der Dörfer noch zu be-
richten ist. Sehr angenehm und lehrreich waren die beiden Mehinakútage. Es
musste photographiert und gemessen werden, da Ehrenreich zur Zeit des ersten
Besuchs krank gewesen war. Die Frauen zitterten während des Messens am
ganzen Körper. Sie hatten auffallend viele Kinder, wir stellten bei einer die
unerhörte Zahl von sechs fest, eine andere hatte vier Töchter. Ich werde später
noch das Lob dieser Nu-Aruakfrauen, der Erfinderinnen der Töpfe und der
besten Pflegerinnen der Mandiokaindustrie, zu singen haben. Ein vortreffliches
Bild der Gesellschaft liefert die Tafel 8 »Demonstration einer Vogelpfeife«.
Sie lauscht den quellenden Tönen, die der vor mir sitzende Eingeborene dem
neusibernen Ding entlockt. Sehr typisch ist die Geberde des kleinen Mädchens
in der Mitte, das sich furchtsam die Ohren zuhält, und die Stellung der beiden
aneinander gelehnten Freunde im Vordergrund. Wie ungemein malerisch sind
alle diese nackten Gestalten in ihren zwanglosen Bewegungen! Wäre es nicht
ein Jammer, wenn sie »Rücken-« und »Beinhäuser« anziehen sollten?
Wilhelm und ich schlossen wieder Freundschaftsbündnisse. »Belemo« tauschte
den Namen mit Waikualu, und ich, »Karilose«, mit dem auf der Brust tätowirten
Häuptling Mayutó. Wilhelm musste auch, wie ich bei den Bakaïrí, Tabak pflanzen.
Mein Bruder Karilose überliess uns gegen ein Beil ein mächtiges Kanu, eine
Art Arche Noah, so breit und ungeschlacht, dass der grösste Teil der Sammlung
mit Carlos und Peter darin Platz fand.
24 Mann begleiteten uns zum Hafen; 6 trugen das Kanu voraus, die Höhlung
dem Boden zugewendet, den Rand auf der Schulter, die durch Strohkränze ge-
schützt war, 2 wanderten mit den Köpfen im Bauch des Fahrzeuges. Ein wahrer
Leichenzug hinter dem Sarge, man summte unwillkürlich einen Trauermarsch.
Grade vor mir schritt ein klassischer Junge. Die Kiepe reichte ihm von der
Schulter bis an die Knie, darunter baumelte noch ein grosser Kürbis, in der
linken Hand trug er Pfeil und Bogen, mit der Rechten führte er unermüdlich
musizierend sein Pansflötchen zum Munde. 5 Mann, die an unserer Fahrt teil-
nehmen wollten, führten jeder ein Ruder und ein die Hängematte enthaltendes
Netz mit sich, das von der Stirn auf den Rücken herabhing. Immer einer hinter
dem andern und mit dem Vorder- oder Hintermann schwatzend. An dem Ruder
demonstrierten sie sich, wie gross die Messer wohl sein möchten, mit denen der
Karaibe sie belohnen werde. Viele trugen Beijús, uläpe, in grüne Blätter einge-
schlagen, mehrere während der 2½ Wegstunden eine Kürbisschale mit Pikíbrühe in
der Hand. Das Kanu war breiter als der Waldpfad. Von einem starken Gewitter
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 9
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/167>, abgerufen am 25.11.2024.
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