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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Salmo curimata. Sie sind der ganzen Fläche nach aufgestrichen. Das noroku
ikuto
, "Bild des Matrincham", war geradezu elegant und flott hingesetzt. Daneben
haben wir in Nr. 13 ein uluri ikuto, das Bild des Frauendreiecks. Und in dieser
Weise wurde jedes Ornament für ein ikuto erklärt. Zuweilen sind die einzelnen
durch kurze Vertikalstriche abgegrenzt, vgl. 3 und 4 oder 7 und 8 auf Tafel I.
Nur ein einziges Bild ist dem Pflanzenreich entlehnt, Nr. 17. Es stellt die
Blätter einer kleinen "Kohl" liefernden Waldpalme yemariali dar, ein Wort, das
Handblatt bedeutet. Wir sehen eine Anzahl Fiederpaare abwechselnd nach oben
und unten gerichtet und geradeso angeordnet wie die Uluris in Nr. 16; für uns
macht die Abbildung den Eindruck eines Flechtmusters.

Allein unsere Deutungsversuche würden überhaupt bald Schiffbruch erleiden.
Wir bemerken unter den Ornamenten solche, wo die natürliche Hautzeichnung
eines Tieres wiedergegeben wird, solche, wo die Umrisse des Tieres gezeichnet
sind, und solche, wo Beides vereinigt wird. Nr. 6 enthält die Tüpfel- und Tupfen-
zeichnung eines Welses schurui, dessen bunte Haut den portugiesischen Namen
"Pintado" veranlasst hat. Wir werden ihm bei den Maskenanzügen wieder be-
gegnen. Nr. 7 wurde als die Tüpfelzeichnung eines Rochen pinukai vorgestellt,
während in Nr. 2 eine zweite Rochenart schiwari (ein bei den Nordkaraiben als
schibali, sipari, chupare u. dgl. allgemein vorhandenes Wort) mit den charakteristi-
schen Ringeln und Tüpfeln ihrer Haut auftritt.

Zickzacke und Wellenlinien sind Schlangen, denen man die Merkmale der
Hautzeichnung, die auf dem dünnen Streifen wol keinen Platz hatten, kaltblütig
in der Umgebung beifügt. So hat Nr. 12, eine gewöhnliche Landschlange oder
Cobra der Brasilier, links das Schwanzende und rechts den deutlich erkennbaren,
mir als solchen auch bezeichneten Kopf; die Tüpfel sind zwischen den Zickzacks
angebracht. Dem Künstler fiel, als er die Schlange gezeichnet hatte, noch ein,
sie durch ihre Flecken zu charakterisieren. Ein Gleiches ist in Nr. 1 bei der
Sukuri-Wasserschlange oder Anakonda, Boa Scytale, geschehen. Dagegen sehen
wir in Nr. 11, dem Bild der Boa constrictor, die in zahlreichen kleinen Dreiecken
abgesetzte Zeichnung der Schlangenhaut, sie zieht sich an den beiden Rändern des
Brettes entlang, und zwar beide mal so, dass die Dreiecke mit ihren Spitzen nach
innen vorragen und den unbemalten Grund zu einer Kette von schwarzen Rauten
umgrenzen. Die Schlange hat nach meinen Notizen einen Kopf, doch ist es
schwer zu verstehen, wie das Figurenstück links, mit dem die Zeichnung beginnt,
einen solchen darstellen soll.

Ohne Weiteres verständlich ist Nr. 5, kana iguri ikuto, das Fischgrätenbild.
Es hatte die ansehnliche Länge von 31/4 m. Der Panzerfisch Nr. 4, der mit dem
Trennungsstrich zusammenläuft, stellt grössere Ansprüche an die Einbildungskraft.
Dieser tupara der Bakairi ist der akara der Tupi und Acara oder Panzerwels des
Zoologen, der Cascudo der Brasilier. Dagegen werden uns in Nr. 3 die Paku-
Fische, Prochilodus, pate-ikuto, wenn wir sie auch als Fische kaum erkannt hätten,
von dem Bild des Kurimata her, koalu ikuto (Nr. 15), wohl verständlich. Die Fisch-

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Salmo curimatá. Sie sind der ganzen Fläche nach aufgestrichen. Das noróku
ikúto
, »Bild des Matrincham«, war geradezu elegant und flott hingesetzt. Daneben
haben wir in Nr. 13 ein ulúri ikúto, das Bild des Frauendreiecks. Und in dieser
Weise wurde jedes Ornament für ein ikúto erklärt. Zuweilen sind die einzelnen
durch kurze Vertikalstriche abgegrenzt, vgl. 3 und 4 oder 7 und 8 auf Tafel I.
Nur ein einziges Bild ist dem Pflanzenreich entlehnt, Nr. 17. Es stellt die
Blätter einer kleinen »Kohl« liefernden Waldpalme yemariáli dar, ein Wort, das
Handblatt bedeutet. Wir sehen eine Anzahl Fiederpaare abwechselnd nach oben
und unten gerichtet und geradeso angeordnet wie die Uluris in Nr. 16; für uns
macht die Abbildung den Eindruck eines Flechtmusters.

Allein unsere Deutungsversuche würden überhaupt bald Schiffbruch erleiden.
Wir bemerken unter den Ornamenten solche, wo die natürliche Hautzeichnung
eines Tieres wiedergegeben wird, solche, wo die Umrisse des Tieres gezeichnet
sind, und solche, wo Beides vereinigt wird. Nr. 6 enthält die Tüpfel- und Tupfen-
zeichnung eines Welses schurúi, dessen bunte Haut den portugiesischen Namen
»Pintado« veranlasst hat. Wir werden ihm bei den Maskenanzügen wieder be-
gegnen. Nr. 7 wurde als die Tüpfelzeichnung eines Rochen pinukái vorgestellt,
während in Nr. 2 eine zweite Rochenart schiwári (ein bei den Nordkaraiben als
schibali, sipari, chuparé u. dgl. allgemein vorhandenes Wort) mit den charakteristi-
schen Ringeln und Tüpfeln ihrer Haut auftritt.

Zickzacke und Wellenlinien sind Schlangen, denen man die Merkmale der
Hautzeichnung, die auf dem dünnen Streifen wol keinen Platz hatten, kaltblütig
in der Umgebung beifügt. So hat Nr. 12, eine gewöhnliche Landschlange oder
Cobra der Brasilier, links das Schwanzende und rechts den deutlich erkennbaren,
mir als solchen auch bezeichneten Kopf; die Tüpfel sind zwischen den Zickzacks
angebracht. Dem Künstler fiel, als er die Schlange gezeichnet hatte, noch ein,
sie durch ihre Flecken zu charakterisieren. Ein Gleiches ist in Nr. 1 bei der
Sukurí-Wasserschlange oder Anakonda, Boa Scytale, geschehen. Dagegen sehen
wir in Nr. 11, dem Bild der Boa constrictor, die in zahlreichen kleinen Dreiecken
abgesetzte Zeichnung der Schlangenhaut, sie zieht sich an den beiden Rändern des
Brettes entlang, und zwar beide mal so, dass die Dreiecke mit ihren Spitzen nach
innen vorragen und den unbemalten Grund zu einer Kette von schwarzen Rauten
umgrenzen. Die Schlange hat nach meinen Notizen einen Kopf, doch ist es
schwer zu verstehen, wie das Figurenstück links, mit dem die Zeichnung beginnt,
einen solchen darstellen soll.

Ohne Weiteres verständlich ist Nr. 5, kána igúri ikúto, das Fischgrätenbild.
Es hatte die ansehnliche Länge von 3¼ m. Der Panzerfisch Nr. 4, der mit dem
Trennungsstrich zusammenläuft, stellt grössere Ansprüche an die Einbildungskraft.
Dieser tupára der Bakaïrí ist der akará der Tupí und Acara oder Panzerwels des
Zoologen, der Cascudo der Brasilier. Dagegen werden uns in Nr. 3 die Pakú-
Fische, Prochilodus, páte-ikúto, wenn wir sie auch als Fische kaum erkannt hätten,
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[259/0317] Salmo curimatá. Sie sind der ganzen Fläche nach aufgestrichen. Das noróku ikúto, »Bild des Matrincham«, war geradezu elegant und flott hingesetzt. Daneben haben wir in Nr. 13 ein ulúri ikúto, das Bild des Frauendreiecks. Und in dieser Weise wurde jedes Ornament für ein ikúto erklärt. Zuweilen sind die einzelnen durch kurze Vertikalstriche abgegrenzt, vgl. 3 und 4 oder 7 und 8 auf Tafel I. Nur ein einziges Bild ist dem Pflanzenreich entlehnt, Nr. 17. Es stellt die Blätter einer kleinen »Kohl« liefernden Waldpalme yemariáli dar, ein Wort, das Handblatt bedeutet. Wir sehen eine Anzahl Fiederpaare abwechselnd nach oben und unten gerichtet und geradeso angeordnet wie die Uluris in Nr. 16; für uns macht die Abbildung den Eindruck eines Flechtmusters. Allein unsere Deutungsversuche würden überhaupt bald Schiffbruch erleiden. Wir bemerken unter den Ornamenten solche, wo die natürliche Hautzeichnung eines Tieres wiedergegeben wird, solche, wo die Umrisse des Tieres gezeichnet sind, und solche, wo Beides vereinigt wird. Nr. 6 enthält die Tüpfel- und Tupfen- zeichnung eines Welses schurúi, dessen bunte Haut den portugiesischen Namen »Pintado« veranlasst hat. Wir werden ihm bei den Maskenanzügen wieder be- gegnen. Nr. 7 wurde als die Tüpfelzeichnung eines Rochen pinukái vorgestellt, während in Nr. 2 eine zweite Rochenart schiwári (ein bei den Nordkaraiben als schibali, sipari, chuparé u. dgl. allgemein vorhandenes Wort) mit den charakteristi- schen Ringeln und Tüpfeln ihrer Haut auftritt. Zickzacke und Wellenlinien sind Schlangen, denen man die Merkmale der Hautzeichnung, die auf dem dünnen Streifen wol keinen Platz hatten, kaltblütig in der Umgebung beifügt. So hat Nr. 12, eine gewöhnliche Landschlange oder Cobra der Brasilier, links das Schwanzende und rechts den deutlich erkennbaren, mir als solchen auch bezeichneten Kopf; die Tüpfel sind zwischen den Zickzacks angebracht. Dem Künstler fiel, als er die Schlange gezeichnet hatte, noch ein, sie durch ihre Flecken zu charakterisieren. Ein Gleiches ist in Nr. 1 bei der Sukurí-Wasserschlange oder Anakonda, Boa Scytale, geschehen. Dagegen sehen wir in Nr. 11, dem Bild der Boa constrictor, die in zahlreichen kleinen Dreiecken abgesetzte Zeichnung der Schlangenhaut, sie zieht sich an den beiden Rändern des Brettes entlang, und zwar beide mal so, dass die Dreiecke mit ihren Spitzen nach innen vorragen und den unbemalten Grund zu einer Kette von schwarzen Rauten umgrenzen. Die Schlange hat nach meinen Notizen einen Kopf, doch ist es schwer zu verstehen, wie das Figurenstück links, mit dem die Zeichnung beginnt, einen solchen darstellen soll. Ohne Weiteres verständlich ist Nr. 5, kána igúri ikúto, das Fischgrätenbild. Es hatte die ansehnliche Länge von 3¼ m. Der Panzerfisch Nr. 4, der mit dem Trennungsstrich zusammenläuft, stellt grössere Ansprüche an die Einbildungskraft. Dieser tupára der Bakaïrí ist der akará der Tupí und Acara oder Panzerwels des Zoologen, der Cascudo der Brasilier. Dagegen werden uns in Nr. 3 die Pakú- Fische, Prochilodus, páte-ikúto, wenn wir sie auch als Fische kaum erkannt hätten, von dem Bild des Kurimatá her, koalú ikúto (Nr. 15), wohl verständlich. Die Fisch- 17*

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/317>, abgerufen am 21.11.2024.