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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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gemalten Mereschu-Muster und ohne sich genau mit ihm zu decken, ein
schwach erhaben gewebtes Rautenmuster. Eine Hüvat-Holzmaske endlich (Ab-
bildung 115) mit rotem Stirnrand, ebenfalls sehr breit, war wegen zweier roter,
senkrecht auf schwarzem Grund stehender Fische auffallend, die aussen neben den
Augen aufgemalt waren. Jeder Fisch erschien als eine Raute mit breit ange-
setztem Schwanzdreieck.

Bei dem Hüvat-Tanz wird an den hohlen Baum geklopft zum Zeichen, dass
das Fest beginnt und dass die Frauen sich zu entfernen haben. Frauen und
Kinder wurden selbst zu der Pantomime fortgejagt, als Einer sich auf dem Dorf-
platz eine Holzmaske aufsetzte, um uns den Tanz zu zeigen. Es sieht toll
genug aus. Die Maske mit ihrem leeren, linienhaften Gesicht gewinnt bei den
feierlichen Bewegungen unwillkürlich eine bestimmte Physiognomie. Ich wurde
lebhaft an die Illustrationen zu "Grad'
aus dem Wirtshaus ..." erinnert,
wo die Häuser, die Pumpen, die
Laternen genau dieselben Gesichter
zeigen.

Ausser den Hüvat-Masken fand
sich bei den Kamayura auch ein
mächtiges, an das Kualohe der Ba-
kairi erinnerndes Geflecht vor, das
ungefähr die Form eines Pilzes mit
Haut und Stiel hatte. In dem Hut,
der über einen grossen Querreifen
geflochten war, sass der Oberkörper
des Trägers bis ungefähr zum Nabel,
während der Stiel des Pilzes von dem
herabfallenden Strohumhang gebildet

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 115.

Holzmaske mit Fischbildern.
Kamayura. ( 1/6 nat. Gr.)

wurde. Ein Quadrant der Hutoberfläche, durch fühlerartige Stücke Schlingpflanze
abgegrenzt, war mit dem Mereschu-Muster bemalt; an der Spitze sass noch,
ähnlich wie bei dem Imeo der Bakairi, ein Stiel auf, aber dick umflochten,
mereschubemalt und in einer Grasquaste endigend. Das Ding wurde turua ge-
nannt; im Guarani heisst turu "allerlei im Wasser lebendes Gewürm", während es
im Tupi nach Martius Tenthredo, Blattwespe, bedeutet.

Trumai. Ausschliesslich Baumwollgeflechtmasken, hukrake, zarumuka, kua-
haha
genannt, wo ich den verschiedenen Sinn nicht zu bestimmen weiss. Es ist zu
bedenken, dass wir die Leute auf der Flucht getroffen haben, und dass sie Holz-
masken zurückgelassen haben könnten. Auch mag es daher kommen, dass eine
sehr grosse Maske ohne Gesichtsteile nur als ein mit Baumwollgeflecht (schwarz,
mit rotem Mittelstreifen) überspannter und auch mit einer unvollkommenen Buriti-
Kapuze verseh enerovaler Rahmen erscheint. Trotz der Baumwolle kann man nicht
von "Weben" reden; die Stränge waren grob wie bei Strohmatten geflochten. Ein

gemalten Mereschu-Muster und ohne sich genau mit ihm zu decken, ein
schwach erhaben gewebtes Rautenmuster. Eine Hüvát-Holzmaske endlich (Ab-
bildung 115) mit rotem Stirnrand, ebenfalls sehr breit, war wegen zweier roter,
senkrecht auf schwarzem Grund stehender Fische auffallend, die aussen neben den
Augen aufgemalt waren. Jeder Fisch erschien als eine Raute mit breit ange-
setztem Schwanzdreieck.

Bei dem Hüvát-Tanz wird an den hohlen Baum geklopft zum Zeichen, dass
das Fest beginnt und dass die Frauen sich zu entfernen haben. Frauen und
Kinder wurden selbst zu der Pantomime fortgejagt, als Einer sich auf dem Dorf-
platz eine Holzmaske aufsetzte, um uns den Tanz zu zeigen. Es sieht toll
genug aus. Die Maske mit ihrem leeren, linienhaften Gesicht gewinnt bei den
feierlichen Bewegungen unwillkürlich eine bestimmte Physiognomie. Ich wurde
lebhaft an die Illustrationen zu »Grad’
aus dem Wirtshaus …« erinnert,
wo die Häuser, die Pumpen, die
Laternen genau dieselben Gesichter
zeigen.

Ausser den Hüvát-Masken fand
sich bei den Kamayurá auch ein
mächtiges, an das Kualóhe der Ba-
kaïrí erinnerndes Geflecht vor, das
ungefähr die Form eines Pilzes mit
Haut und Stiel hatte. In dem Hut,
der über einen grossen Querreifen
geflochten war, sass der Oberkörper
des Trägers bis ungefähr zum Nabel,
während der Stiel des Pilzes von dem
herabfallenden Strohumhang gebildet

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 115.

Holzmaske mit Fischbildern.
Kamayurá. (⅙ nat. Gr.)

wurde. Ein Quadrant der Hutoberfläche, durch fühlerartige Stücke Schlingpflanze
abgegrenzt, war mit dem Mereschu-Muster bemalt; an der Spitze sass noch,
ähnlich wie bei dem Imeo der Bakaïrí, ein Stiel auf, aber dick umflochten,
mereschubemalt und in einer Grasquaste endigend. Das Ding wurde turuá ge-
nannt; im Guaraní heisst turú »allerlei im Wasser lebendes Gewürm«, während es
im Tupí nach Martius Tenthredo, Blattwespe, bedeutet.

Trumaí. Ausschliesslich Baumwollgeflechtmasken, hukráke, zarumuká, kua-
hahá
genannt, wo ich den verschiedenen Sinn nicht zu bestimmen weiss. Es ist zu
bedenken, dass wir die Leute auf der Flucht getroffen haben, und dass sie Holz-
masken zurückgelassen haben könnten. Auch mag es daher kommen, dass eine
sehr grosse Maske ohne Gesichtsteile nur als ein mit Baumwollgeflecht (schwarz,
mit rotem Mittelstreifen) überspannter und auch mit einer unvollkommenen Burití-
Kapuze verseh enerovaler Rahmen erscheint. Trotz der Baumwolle kann man nicht
von »Weben« reden; die Stränge waren grob wie bei Strohmatten geflochten. Ein

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[317/0381] gemalten Mereschu-Muster und ohne sich genau mit ihm zu decken, ein schwach erhaben gewebtes Rautenmuster. Eine Hüvát-Holzmaske endlich (Ab- bildung 115) mit rotem Stirnrand, ebenfalls sehr breit, war wegen zweier roter, senkrecht auf schwarzem Grund stehender Fische auffallend, die aussen neben den Augen aufgemalt waren. Jeder Fisch erschien als eine Raute mit breit ange- setztem Schwanzdreieck. Bei dem Hüvát-Tanz wird an den hohlen Baum geklopft zum Zeichen, dass das Fest beginnt und dass die Frauen sich zu entfernen haben. Frauen und Kinder wurden selbst zu der Pantomime fortgejagt, als Einer sich auf dem Dorf- platz eine Holzmaske aufsetzte, um uns den Tanz zu zeigen. Es sieht toll genug aus. Die Maske mit ihrem leeren, linienhaften Gesicht gewinnt bei den feierlichen Bewegungen unwillkürlich eine bestimmte Physiognomie. Ich wurde lebhaft an die Illustrationen zu »Grad’ aus dem Wirtshaus …« erinnert, wo die Häuser, die Pumpen, die Laternen genau dieselben Gesichter zeigen. Ausser den Hüvát-Masken fand sich bei den Kamayurá auch ein mächtiges, an das Kualóhe der Ba- kaïrí erinnerndes Geflecht vor, das ungefähr die Form eines Pilzes mit Haut und Stiel hatte. In dem Hut, der über einen grossen Querreifen geflochten war, sass der Oberkörper des Trägers bis ungefähr zum Nabel, während der Stiel des Pilzes von dem herabfallenden Strohumhang gebildet [Abbildung] [Abbildung Abb. 115. Holzmaske mit Fischbildern. Kamayurá. (⅙ nat. Gr.)] wurde. Ein Quadrant der Hutoberfläche, durch fühlerartige Stücke Schlingpflanze abgegrenzt, war mit dem Mereschu-Muster bemalt; an der Spitze sass noch, ähnlich wie bei dem Imeo der Bakaïrí, ein Stiel auf, aber dick umflochten, mereschubemalt und in einer Grasquaste endigend. Das Ding wurde turuá ge- nannt; im Guaraní heisst turú »allerlei im Wasser lebendes Gewürm«, während es im Tupí nach Martius Tenthredo, Blattwespe, bedeutet. Trumaí. Ausschliesslich Baumwollgeflechtmasken, hukráke, zarumuká, kua- hahá genannt, wo ich den verschiedenen Sinn nicht zu bestimmen weiss. Es ist zu bedenken, dass wir die Leute auf der Flucht getroffen haben, und dass sie Holz- masken zurückgelassen haben könnten. Auch mag es daher kommen, dass eine sehr grosse Maske ohne Gesichtsteile nur als ein mit Baumwollgeflecht (schwarz, mit rotem Mittelstreifen) überspannter und auch mit einer unvollkommenen Burití- Kapuze verseh enerovaler Rahmen erscheint. Trotz der Baumwolle kann man nicht von »Weben« reden; die Stränge waren grob wie bei Strohmatten geflochten. Ein

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/381>, abgerufen am 21.11.2024.