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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Trumai haben wir das Gerät nicht gesehen. Die Bakairi geben ihm den Namen
yelo, iyelo, das heisst ihr für Blitz und Donner gemeinsames Wort, etwa "Gewitter".
Wollen wir in ihrem Sinn sprechen, müssen wir es nicht, wie ich früher gethan
habe, "Blitz", sondern nach seinem Geräusch "Donner" nennen. Durch dieses
Bakairiwort erhalten wir auch die Aufklärung, warum das Schwirrholz bei den
australischen Medizinmännern, die auf ihm zum Himmel fliegen können und die
Figuren von Wasserblumen darauf einschnitzen, gerade zum Regenmachen ge-
braucht wurde. Sie erzeugten Donner und Gewitter mit dem Zauberholz; die
Idee des Regens ist erst sekundär.

Federschmuck und Diademe. Die wichtigsten Federschmuck liefernden
Vögel habe ich bereits Seite 208 aufgezählt. Die Federn wurden verarbeitet als

[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung] Abb. 123.

Ohrfedern.
Kamayura.
( 1/3 nat. Gr.)


Diademe, hauptsächlich die des Arara, der Papageien, des
Japu (Cassicus) und der Falken. Die Schwanzfedern des Arara
wurden gewöhnlich als Mittelstück des Diadems angebracht,
wo sie über die anderen kleineren hoch emporragten. Das
untere Kielende wurde eingeschlagen und auf Schnüre ge-
bunden; um die nackten Spulen zu verdecken, legte man
ringsum ein aus roten oder gelben Federchen gebildetes Band.
Auf einen Strohkranz aufgebundene Federn setzten sich zu
einem den Kopf umschliessenden Federkranz zusammen.
Federhauben entstanden dadurch, dass Federn (am liebsten
weisse von Reihern und Störchen, mit bunten Federchen
durchsetzt), und zwar die grösseren, nahe der Mitte in den
Maschen eines Baumwollnetzes eingebunden wurden; wird das
Netz über den Kopf gezogen, richten sich die Federn zu einer
Holle auf. Federbänder wurden getragen zur Deckung
des Diademrandes, um die Stirn und hauptsächlich in ziemlich
loser Verknüpfung um die Oberarme.

Ohrfedern. Die Bakairi trugen mit Vorliebe gelbe
Cassicusfedern, vgl. die Masken Seite 304 und Tafel 6. Die
Ohrfedern werden in Hülsen gesteckt oder an kleinen oder
grossen Rohrstöckchen befestigt. Sehr zierlich und bunt sind
die 24 cm langen Federstäbe der Kamayura; die Abbildung 123
kann leider die prächtigen Farben nicht wiedergeben. Die Nasenfedern der
Bakairi habe ich Seite 181 besprochen.

Federmäntel hatten nur die Kamayura, richtiger lange Federnetze, die
von einer Halsschnur über den Rücken herabhingen, zusammengesetzt aus Federn
von Geier, Sperber, Arara, Storch und Jakutinga. Sie gehörten in erster Linie
"zum Yakuitanz", yakui-ap. Vorn über die Stirn fiel ein langes Buritigehänge. Die
Kamayura hatten auch 30--40 cm lange Büschel menschlichen Haars, die einem Kopf-
netz angeflochten waren und beim Yauari-Tanz gebraucht wurden. Ferner trugen sie
auch kleine Tierbälge und aufgespannte Fellstücke bis etwa 1/4 m Länge zum Tanz.


Trumaí haben wir das Gerät nicht gesehen. Die Bakaïrí geben ihm den Namen
yélo, iyelo, das heisst ihr für Blitz und Donner gemeinsames Wort, etwa »Gewitter«.
Wollen wir in ihrem Sinn sprechen, müssen wir es nicht, wie ich früher gethan
habe, »Blitz«, sondern nach seinem Geräusch »Donner« nennen. Durch dieses
Bakaïríwort erhalten wir auch die Aufklärung, warum das Schwirrholz bei den
australischen Medizinmännern, die auf ihm zum Himmel fliegen können und die
Figuren von Wasserblumen darauf einschnitzen, gerade zum Regenmachen ge-
braucht wurde. Sie erzeugten Donner und Gewitter mit dem Zauberholz; die
Idee des Regens ist erst sekundär.

Federschmuck und Diademe. Die wichtigsten Federschmuck liefernden
Vögel habe ich bereits Seite 208 aufgezählt. Die Federn wurden verarbeitet als

[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung] Abb. 123.

Ohrfedern.
Kamayurá.
(⅓ nat. Gr.)


Diademe, hauptsächlich die des Arara, der Papageien, des
Japú (Cassicus) und der Falken. Die Schwanzfedern des Arara
wurden gewöhnlich als Mittelstück des Diadems angebracht,
wo sie über die anderen kleineren hoch emporragten. Das
untere Kielende wurde eingeschlagen und auf Schnüre ge-
bunden; um die nackten Spulen zu verdecken, legte man
ringsum ein aus roten oder gelben Federchen gebildetes Band.
Auf einen Strohkranz aufgebundene Federn setzten sich zu
einem den Kopf umschliessenden Federkranz zusammen.
Federhauben entstanden dadurch, dass Federn (am liebsten
weisse von Reihern und Störchen, mit bunten Federchen
durchsetzt), und zwar die grösseren, nahe der Mitte in den
Maschen eines Baumwollnetzes eingebunden wurden; wírd das
Netz über den Kopf gezogen, richten sich die Federn zu einer
Holle auf. Federbänder wurden getragen zur Deckung
des Diademrandes, um die Stirn und hauptsächlich in ziemlich
loser Verknüpfung um die Oberarme.

Ohrfedern. Die Bakaïrí trugen mit Vorliebe gelbe
Cassicusfedern, vgl. die Masken Seite 304 und Tafel 6. Die
Ohrfedern werden in Hülsen gesteckt oder an kleinen oder
grossen Rohrstöckchen befestigt. Sehr zierlich und bunt sind
die 24 cm langen Federstäbe der Kamayurá; die Abbildung 123
kann leider die prächtigen Farben nicht wiedergeben. Die Nasenfedern der
Bakaïrí habe ich Seite 181 besprochen.

Federmäntel hatten nur die Kamayurá, richtiger lange Federnetze, die
von einer Halsschnur über den Rücken herabhingen, zusammengesetzt aus Federn
von Geier, Sperber, Arara, Storch und Jakutinga. Sie gehörten in erster Linie
»zum Yakuitanz«, yakuí-áp. Vorn über die Stirn fiel ein langes Buritígehänge. Die
Kamayurá hatten auch 30—40 cm lange Büschel menschlichen Haars, die einem Kopf-
netz angeflochten waren und beim Yauari-Tanz gebraucht wurden. Ferner trugen sie
auch kleine Tierbälge und aufgespannte Fellstücke bis etwa ¼ m Länge zum Tanz.


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[328/0392] Trumaí haben wir das Gerät nicht gesehen. Die Bakaïrí geben ihm den Namen yélo, iyelo, das heisst ihr für Blitz und Donner gemeinsames Wort, etwa »Gewitter«. Wollen wir in ihrem Sinn sprechen, müssen wir es nicht, wie ich früher gethan habe, »Blitz«, sondern nach seinem Geräusch »Donner« nennen. Durch dieses Bakaïríwort erhalten wir auch die Aufklärung, warum das Schwirrholz bei den australischen Medizinmännern, die auf ihm zum Himmel fliegen können und die Figuren von Wasserblumen darauf einschnitzen, gerade zum Regenmachen ge- braucht wurde. Sie erzeugten Donner und Gewitter mit dem Zauberholz; die Idee des Regens ist erst sekundär. Federschmuck und Diademe. Die wichtigsten Federschmuck liefernden Vögel habe ich bereits Seite 208 aufgezählt. Die Federn wurden verarbeitet als [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung Abb. 123. Ohrfedern. Kamayurá. (⅓ nat. Gr.)] Diademe, hauptsächlich die des Arara, der Papageien, des Japú (Cassicus) und der Falken. Die Schwanzfedern des Arara wurden gewöhnlich als Mittelstück des Diadems angebracht, wo sie über die anderen kleineren hoch emporragten. Das untere Kielende wurde eingeschlagen und auf Schnüre ge- bunden; um die nackten Spulen zu verdecken, legte man ringsum ein aus roten oder gelben Federchen gebildetes Band. Auf einen Strohkranz aufgebundene Federn setzten sich zu einem den Kopf umschliessenden Federkranz zusammen. Federhauben entstanden dadurch, dass Federn (am liebsten weisse von Reihern und Störchen, mit bunten Federchen durchsetzt), und zwar die grösseren, nahe der Mitte in den Maschen eines Baumwollnetzes eingebunden wurden; wírd das Netz über den Kopf gezogen, richten sich die Federn zu einer Holle auf. Federbänder wurden getragen zur Deckung des Diademrandes, um die Stirn und hauptsächlich in ziemlich loser Verknüpfung um die Oberarme. Ohrfedern. Die Bakaïrí trugen mit Vorliebe gelbe Cassicusfedern, vgl. die Masken Seite 304 und Tafel 6. Die Ohrfedern werden in Hülsen gesteckt oder an kleinen oder grossen Rohrstöckchen befestigt. Sehr zierlich und bunt sind die 24 cm langen Federstäbe der Kamayurá; die Abbildung 123 kann leider die prächtigen Farben nicht wiedergeben. Die Nasenfedern der Bakaïrí habe ich Seite 181 besprochen. Federmäntel hatten nur die Kamayurá, richtiger lange Federnetze, die von einer Halsschnur über den Rücken herabhingen, zusammengesetzt aus Federn von Geier, Sperber, Arara, Storch und Jakutinga. Sie gehörten in erster Linie »zum Yakuitanz«, yakuí-áp. Vorn über die Stirn fiel ein langes Buritígehänge. Die Kamayurá hatten auch 30—40 cm lange Büschel menschlichen Haars, die einem Kopf- netz angeflochten waren und beim Yauari-Tanz gebraucht wurden. Ferner trugen sie auch kleine Tierbälge und aufgespannte Fellstücke bis etwa ¼ m Länge zum Tanz.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/392>, abgerufen am 21.11.2024.