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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Beijus vor. Sie gaben dafür Geschenke von Pfeilen und Baumwollfaden.

Keri rief nun auch seine Leute zum Tanzfest zusammen; sie tanzten und
tranken auch Pogu, Nachmittags auf dem grossen freien Platz, den man noch am
Salto sieht; dann flochten sie aus Buriti Makanari- und Imiga-Anzüge, schwangen
die Rassel, bliesen die Flöte. Nun konnte Keri auch Kame und seine Leute
einladen. Viele kamen, Keri war Herr des Imeo-Tanzes, und man tanzte
zwei Tage und zwei Nächte hintereineinander, nur Abends ein wenig ruhend und
Morgens sich durch ein Bad im Fluss erfrischend.

Aber um der Leute willen brach bei dem Fest ein Streit zwischen den
Brüdern aus. Keri hatte viele Bakairi aus Ubarohr gemacht, aber Kame hatte
nichts gemacht. Keri warf ihm seine Faulheit vor, sie zankten sich und Kame,
der Schwächere, entfloh. Er flüchtete sich nach Süd-Westen, machte einen Hügel
am Rio Beijaflor (Kolibri), einem linken Nebenfluss des Paranatinga, und machte
dort auch Stämme: Apiaka, Paressi und Guana. Es ist recht interessant,
dass hier auch die Guana genannt werden, ein in mehrere Abteilungen zer-
splitterter Paraguay-Stamm, von deren Anwesenheit in diesem Landstrich nie etwas
verlautet hat; in sehr, sehr alten Zeiten haben sie auch am "Beijaflor gewohnt."

Keri stieg auf seinen Hügel am Paranatinga und entdeckte den Rauch in
der Ferne. Er ging Kame aufsuchen und fand viele, viele Leute. Zornig fuhr
er Kame an: "Warum hast Du so viele Leute gemacht?" Abermals gerieten
sie in Streit, aber Kame verliess die Paressi, mit denen er zusammen war, und
begleitete Keri zum Salto zurück. Nicht lange dauerte es, dass wieder Streit
wegen der Leute ausbrach. Keri hatte neue gemacht und Kame entfloh, aber
diesmal zum Arinos. Keri suchte ihn auf, fand ihn und brachte ihn wieder
zum Paranatinga-Salto zurück. Es scheint, dass dieses Streiten und Umherziehen
geschildert wird, um die Möglichkeit zu geben, dass jeder der Beiden eine An-
zahl weit von einander wohnender Stämme gemacht habe. Schliesslich hat Keri ge-
macht: Bakairi, Kayabi, Bororo, Nahuqua, Mehinaku, und Kame: Apiaka,
Paressi, Guana, Maue, Suya, Munduruku
, "sämtliche Arinosstämme".
Dass man diese Gruppierung im Wesentlichen als eine östliche für Keri und eine
westliche für Kame ansehen könne, habe ich bereits (vgl. S. 366) erörtert und
ich habe erwähnt, dass, wenn hier eine Unterscheidung nach Sonne = Osten und
Mond = Westen vorliegt, Keri trotz seiner aruakischen Bedeutung = Mond
in der That auch als Herr der "östlichen" Stämme zu verstehen wäre (vgl. Seite 369),
indem der Bakairiheld mit dem ihm von den Aruakfrauen nur gegönnten Mond-
namen
für die Bakairi selbstverständlich der Besitzer der Sonne = Osten
war. Alle Stämme wurden aus Pfeilrohr gemacht, der Portugiese aus einem
dunkeln von der Farbe des Flintenschafts. Keri hatte die Flinte zuerst den
Bakairi (natürlich!) gegeben. Aber sie wussten nicht damit umzugehen, einer
schoss dem andern am Ohr vorbei. Sie fürchteten sich vor dem Schiessen ebenso,
"wie wir noch bei den Leuten am Kulisehu gesehen haben". Da gab Keri die
Büchse den Karaiben.


Beijús vor. Sie gaben dafür Geschenke von Pfeilen und Baumwollfaden.

Keri rief nun auch seine Leute zum Tanzfest zusammen; sie tanzten und
tranken auch Pogu, Nachmittags auf dem grossen freien Platz, den man noch am
Salto sieht; dann flochten sie aus Burití Makanari- und Imiga-Anzüge, schwangen
die Rassel, bliesen die Flöte. Nun konnte Keri auch Kame und seine Leute
einladen. Viele kamen, Keri war Herr des Imeo-Tanzes, und man tanzte
zwei Tage und zwei Nächte hintereineinander, nur Abends ein wenig ruhend und
Morgens sich durch ein Bad im Fluss erfrischend.

Aber um der Leute willen brach bei dem Fest ein Streit zwischen den
Brüdern aus. Keri hatte viele Bakaïrí aus Ubárohr gemacht, aber Kame hatte
nichts gemacht. Keri warf ihm seine Faulheit vor, sie zankten sich und Kame,
der Schwächere, entfloh. Er flüchtete sich nach Süd-Westen, machte einen Hügel
am Rio Beijaflor (Kolibri), einem linken Nebenfluss des Paranatinga, und machte
dort auch Stämme: Apiaká, Paressí und Guaná. Es ist recht interessant,
dass hier auch die Guaná genannt werden, ein in mehrere Abteilungen zer-
splitterter Paraguay-Stamm, von deren Anwesenheit in diesem Landstrich nie etwas
verlautet hat; in sehr, sehr alten Zeiten haben sie auch am »Beijaflor gewohnt.«

Keri stieg auf seinen Hügel am Paranatinga und entdeckte den Rauch in
der Ferne. Er ging Kame aufsuchen und fand viele, viele Leute. Zornig fuhr
er Kame an: »Warum hast Du so viele Leute gemacht?« Abermals gerieten
sie in Streit, aber Kame verliess die Paressí, mit denen er zusammen war, und
begleitete Keri zum Salto zurück. Nicht lange dauerte es, dass wieder Streit
wegen der Leute ausbrach. Keri hatte neue gemacht und Kame entfloh, aber
diesmal zum Arinos. Keri suchte ihn auf, fand ihn und brachte ihn wieder
zum Paranatinga-Salto zurück. Es scheint, dass dieses Streiten und Umherziehen
geschildert wird, um die Möglichkeit zu geben, dass jeder der Beiden eine An-
zahl weit von einander wohnender Stämme gemacht habe. Schliesslich hat Keri ge-
macht: Bakaïrí, Kayabí, Bororó, Nahuquá, Mehinakú, und Kame: Apiaká,
Paressí, Guaná, Maué, Suyá, Mundurukú
, »sämtliche Arinosstämme«.
Dass man diese Gruppierung im Wesentlichen als eine östliche für Keri und eine
westliche für Kame ansehen könne, habe ich bereits (vgl. S. 366) erörtert und
ich habe erwähnt, dass, wenn hier eine Unterscheidung nach Sonne = Osten und
Mond = Westen vorliegt, Keri trotz seiner aruakischen Bedeutung = Mond
in der That auch als Herr der »östlichen« Stämme zu verstehen wäre (vgl. Seite 369),
indem der Bakaïríheld mit dem ihm von den Aruakfrauen nur gegönnten Mond-
namen
für die Bakaïrí selbstverständlich der Besitzer der Sonne = Osten
war. Alle Stämme wurden aus Pfeilrohr gemacht, der Portugiese aus einem
dunkeln von der Farbe des Flintenschafts. Keri hatte die Flinte zuerst den
Bakaïrí (natürlich!) gegeben. Aber sie wussten nicht damit umzugehen, einer
schoss dem andern am Ohr vorbei. Sie fürchteten sich vor dem Schiessen ebenso,
»wie wir noch bei den Leuten am Kulisehu gesehen haben«. Da gab Keri die
Büchse den Karaiben.


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[379/0443] Beijús vor. Sie gaben dafür Geschenke von Pfeilen und Baumwollfaden. Keri rief nun auch seine Leute zum Tanzfest zusammen; sie tanzten und tranken auch Pogu, Nachmittags auf dem grossen freien Platz, den man noch am Salto sieht; dann flochten sie aus Burití Makanari- und Imiga-Anzüge, schwangen die Rassel, bliesen die Flöte. Nun konnte Keri auch Kame und seine Leute einladen. Viele kamen, Keri war Herr des Imeo-Tanzes, und man tanzte zwei Tage und zwei Nächte hintereineinander, nur Abends ein wenig ruhend und Morgens sich durch ein Bad im Fluss erfrischend. Aber um der Leute willen brach bei dem Fest ein Streit zwischen den Brüdern aus. Keri hatte viele Bakaïrí aus Ubárohr gemacht, aber Kame hatte nichts gemacht. Keri warf ihm seine Faulheit vor, sie zankten sich und Kame, der Schwächere, entfloh. Er flüchtete sich nach Süd-Westen, machte einen Hügel am Rio Beijaflor (Kolibri), einem linken Nebenfluss des Paranatinga, und machte dort auch Stämme: Apiaká, Paressí und Guaná. Es ist recht interessant, dass hier auch die Guaná genannt werden, ein in mehrere Abteilungen zer- splitterter Paraguay-Stamm, von deren Anwesenheit in diesem Landstrich nie etwas verlautet hat; in sehr, sehr alten Zeiten haben sie auch am »Beijaflor gewohnt.« Keri stieg auf seinen Hügel am Paranatinga und entdeckte den Rauch in der Ferne. Er ging Kame aufsuchen und fand viele, viele Leute. Zornig fuhr er Kame an: »Warum hast Du so viele Leute gemacht?« Abermals gerieten sie in Streit, aber Kame verliess die Paressí, mit denen er zusammen war, und begleitete Keri zum Salto zurück. Nicht lange dauerte es, dass wieder Streit wegen der Leute ausbrach. Keri hatte neue gemacht und Kame entfloh, aber diesmal zum Arinos. Keri suchte ihn auf, fand ihn und brachte ihn wieder zum Paranatinga-Salto zurück. Es scheint, dass dieses Streiten und Umherziehen geschildert wird, um die Möglichkeit zu geben, dass jeder der Beiden eine An- zahl weit von einander wohnender Stämme gemacht habe. Schliesslich hat Keri ge- macht: Bakaïrí, Kayabí, Bororó, Nahuquá, Mehinakú, und Kame: Apiaká, Paressí, Guaná, Maué, Suyá, Mundurukú, »sämtliche Arinosstämme«. Dass man diese Gruppierung im Wesentlichen als eine östliche für Keri und eine westliche für Kame ansehen könne, habe ich bereits (vgl. S. 366) erörtert und ich habe erwähnt, dass, wenn hier eine Unterscheidung nach Sonne = Osten und Mond = Westen vorliegt, Keri trotz seiner aruakischen Bedeutung = Mond in der That auch als Herr der »östlichen« Stämme zu verstehen wäre (vgl. Seite 369), indem der Bakaïríheld mit dem ihm von den Aruakfrauen nur gegönnten Mond- namen für die Bakaïrí selbstverständlich der Besitzer der Sonne = Osten war. Alle Stämme wurden aus Pfeilrohr gemacht, der Portugiese aus einem dunkeln von der Farbe des Flintenschafts. Keri hatte die Flinte zuerst den Bakaïrí (natürlich!) gegeben. Aber sie wussten nicht damit umzugehen, einer schoss dem andern am Ohr vorbei. Sie fürchteten sich vor dem Schiessen ebenso, »wie wir noch bei den Leuten am Kulisehu gesehen haben«. Da gab Keri die Büchse den Karaiben.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/443>, abgerufen am 21.11.2024.