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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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kommen dann jedoch andere Leute und blasen den Toten an, so wird er wieder
lebendig und geht weiter. Auch die Baumwolle und die daraus gewebte
Hängematte kommt vom Sawari. Woher der Sawari den Tabak und die
Baumwollhängematte bekommen hat, weiss man nicht. Er ist sehr selten und
lebt gesellig den Paranatinga abwärts. Er ist ein Tier des Campo cerrado, das
etwas kleiner ist und eine etwas spitzere Schnauze hat als der ihm verwandte Irara
(Galictis, marderähnlich, vgl. Brehm, Säugetiere I, Seite 641), er klettert und
schläft während des Tages in Baumlöchern; es giebt solche, die mehr schwarz,
und solche, die mehr weiss sind. Die Beschreibung passt genau auf den Wickelbär,
Cercoleptes caudivoloulus, der dem Irara in seinem ganzen Bau, obwohl er ihm
nicht verwandt ist, ausserordentlich ähnlich ist (vgl. die Abbildung Brehm,
Säugetiere II, Seite 287 mit der des Irara an der zitierten Stelle). Bei den
Makuschi, die den Bakairi sprachlich nah verwandt sind, heisst der Wickelbär
Yawari.*) Nach Brehm "wissen wir, dass der Wickelbär weit verbreitet ist.
Er findet sich im ganzen nördlichen Brasilien, in Peru und nordwärts bis
nach Mexiko, ja noch im südlichen Louisiana und Florida."

Sawari hatte auch den Tabak, den man raucht. Die Bakairi haben diesen
aber von dem karazoto = "Herrn der Fische" bekommen, einem grossen Fisch,
den es im Kulisehu giebt, aber nicht im Paranatinga. Antonio hat ihn auch
im Kulisehu gesehen, "aber nicht gut". Ich selbst habe ihn in Maigeri, wo mir
Tumayaua ein Stück karazoto gab, gegessen; er war sehr fett. Nach der Be-
schreibung handelt es sich um einen Zitteraal, doch kann ich die Deutung
nicht als ganz sicher hinstellen. Der Karasoto, von dem die Bakairi den Rauch-
tabak erhielten, wohnte im "Tabakfluss". "Er hatte den Tabak, man weiss
nicht woher, bekommen, aber gab den Bakairi davon, wenn sie ihn in seinem
Hause besuchten". Es ist wohl unverkennbar, dass man die Tiere als geographische
Merkmale benutzte. Stammesnamen waren "Schall und Rauch", die Tiere blieben
immer verständlich.

Mandioka; Rehgeweih. Keri hat die Mandioka von dem Kampreh
oder portugiesisch Veado (Cervus simplicicornis) bekommen. Vorher aber müssen
wir wissen, wie das Reh selbst in den Besitz der Mandioka gelangt ist. Sie ge-
hörte dem Bagadufisch (Phractocephalus, vgl. die Abbildung "Durch Central-
brasilien" S. 221), auch Pirarara genannt, einem häufig von uns gefangenen, aber
nicht gerade gern gegessenen, fetten Fisch. Der Bagadu (kkhato) lebte im "Beiju-
fluss
." "Vielleicht", fügte Antonio hier von selbst hinzu und brachte mich damit
zum ersten Mal auf die Fährte der "geographischen" Tiere, "war es ein Arm
des Ronuro; denn dort giebt es Bagadu, im Paranatinga giebt es
keinen
." "Der Beijufluss lag im Osten." Wie das Reh die Mandioka vom
Bagadu bekam, wird folgendermassen erzählt.


*) Schomburgk, Rich. Versuch einer Fauna und Flora von Britisch-Guiana, Leipzig 1848,
Band II, S. 435: "Von Tschudi giebt seine geographische Verbreitung bis 10° S. Br. an. Die
Kolonisten nennen ihn Yamanack, die Arawaaks Wawula, die Macusis Yawali, die Warraus Uvari."

kommen dann jedoch andere Leute und blasen den Toten an, so wird er wieder
lebendig und geht weiter. Auch die Baumwolle und die daraus gewebte
Hängematte kommt vom Sawari. Woher der Sawari den Tabak und die
Baumwollhängematte bekommen hat, weiss man nicht. Er ist sehr selten und
lebt gesellig den Paranatinga abwärts. Er ist ein Tier des Campo cerrado, das
etwas kleiner ist und eine etwas spitzere Schnauze hat als der ihm verwandte Irara
(Galictis, marderähnlich, vgl. Brehm, Säugetiere I, Seite 641), er klettert und
schläft während des Tages in Baumlöchern; es giebt solche, die mehr schwarz,
und solche, die mehr weiss sind. Die Beschreibung passt genau auf den Wickelbär,
Cercoleptes caudivoloulus, der dem Irara in seinem ganzen Bau, obwohl er ihm
nicht verwandt ist, ausserordentlich ähnlich ist (vgl. die Abbildung Brehm,
Säugetiere II, Seite 287 mit der des Irara an der zitierten Stelle). Bei den
Makuschí, die den Bakaïri sprachlich nah verwandt sind, heisst der Wickelbär
Yawari.*) Nach Brehm »wissen wir, dass der Wickelbär weit verbreitet ist.
Er findet sich im ganzen nördlichen Brasilien, in Peru und nordwärts bis
nach Mexiko, ja noch im südlichen Louisiana und Florida.«

Sawari hatte auch den Tabak, den man raucht. Die Bakaïrí haben diesen
aber von dem karazóto = »Herrn der Fische« bekommen, einem grossen Fisch,
den es im Kulisehu giebt, aber nicht im Paranatinga. Antonio hat ihn auch
im Kulisehu gesehen, »aber nicht gut«. Ich selbst habe ihn in Maigéri, wo mir
Tumayaua ein Stück karazóto gab, gegessen; er war sehr fett. Nach der Be-
schreibung handelt es sich um einen Zitteraal, doch kann ich die Deutung
nicht als ganz sicher hinstellen. Der Karasoto, von dem die Bakaïrí den Rauch-
tabak erhielten, wohnte im »Tabakfluss«. »Er hatte den Tabak, man weiss
nicht woher, bekommen, aber gab den Bakaïrí davon, wenn sie ihn in seinem
Hause besuchten«. Es ist wohl unverkennbar, dass man die Tiere als geographische
Merkmale benutzte. Stammesnamen waren »Schall und Rauch«, die Tiere blieben
immer verständlich.

Mandioka; Rehgeweih. Keri hat die Mandioka von dem Kampreh
oder portugiesisch Veado (Cervus simplicicornis) bekommen. Vorher aber müssen
wir wissen, wie das Reh selbst in den Besitz der Mandioka gelangt ist. Sie ge-
hörte dem Bagadúfisch (Phractocephalus, vgl. die Abbildung »Durch Central-
brasilien« S. 221), auch Pirarara genannt, einem häufig von uns gefangenen, aber
nicht gerade gern gegessenen, fetten Fisch. Der Bagadú (kχáto) lebte im »Beijú-
fluss
.« »Vielleicht«, fügte Antonio hier von selbst hinzu und brachte mich damit
zum ersten Mal auf die Fährte der »geographischen« Tiere, »war es ein Arm
des Ronuro; denn dort giebt es Bagadú, im Paranatinga giebt es
keinen
.« »Der Beijúfluss lag im Osten.« Wie das Reh die Mandioka vom
Bagadú bekam, wird folgendermassen erzählt.


*) Schomburgk, Rich. Versuch einer Fauna und Flora von Britisch-Gúiana, Leipzig 1848,
Band II, S. 435: »Von Tschudi giebt seine geographische Verbreitung bis 10° S. Br. an. Die
Kolonisten nennen ihn Yamanack, die Arawaaks Wawula, die Macusis Yawali, die Warraus Uvari.«
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[381/0445] kommen dann jedoch andere Leute und blasen den Toten an, so wird er wieder lebendig und geht weiter. Auch die Baumwolle und die daraus gewebte Hängematte kommt vom Sawari. Woher der Sawari den Tabak und die Baumwollhängematte bekommen hat, weiss man nicht. Er ist sehr selten und lebt gesellig den Paranatinga abwärts. Er ist ein Tier des Campo cerrado, das etwas kleiner ist und eine etwas spitzere Schnauze hat als der ihm verwandte Irara (Galictis, marderähnlich, vgl. Brehm, Säugetiere I, Seite 641), er klettert und schläft während des Tages in Baumlöchern; es giebt solche, die mehr schwarz, und solche, die mehr weiss sind. Die Beschreibung passt genau auf den Wickelbär, Cercoleptes caudivoloulus, der dem Irara in seinem ganzen Bau, obwohl er ihm nicht verwandt ist, ausserordentlich ähnlich ist (vgl. die Abbildung Brehm, Säugetiere II, Seite 287 mit der des Irara an der zitierten Stelle). Bei den Makuschí, die den Bakaïri sprachlich nah verwandt sind, heisst der Wickelbär Yawari. *) Nach Brehm »wissen wir, dass der Wickelbär weit verbreitet ist. Er findet sich im ganzen nördlichen Brasilien, in Peru und nordwärts bis nach Mexiko, ja noch im südlichen Louisiana und Florida.« Sawari hatte auch den Tabak, den man raucht. Die Bakaïrí haben diesen aber von dem karazóto = »Herrn der Fische« bekommen, einem grossen Fisch, den es im Kulisehu giebt, aber nicht im Paranatinga. Antonio hat ihn auch im Kulisehu gesehen, »aber nicht gut«. Ich selbst habe ihn in Maigéri, wo mir Tumayaua ein Stück karazóto gab, gegessen; er war sehr fett. Nach der Be- schreibung handelt es sich um einen Zitteraal, doch kann ich die Deutung nicht als ganz sicher hinstellen. Der Karasoto, von dem die Bakaïrí den Rauch- tabak erhielten, wohnte im »Tabakfluss«. »Er hatte den Tabak, man weiss nicht woher, bekommen, aber gab den Bakaïrí davon, wenn sie ihn in seinem Hause besuchten«. Es ist wohl unverkennbar, dass man die Tiere als geographische Merkmale benutzte. Stammesnamen waren »Schall und Rauch«, die Tiere blieben immer verständlich. Mandioka; Rehgeweih. Keri hat die Mandioka von dem Kampreh oder portugiesisch Veado (Cervus simplicicornis) bekommen. Vorher aber müssen wir wissen, wie das Reh selbst in den Besitz der Mandioka gelangt ist. Sie ge- hörte dem Bagadúfisch (Phractocephalus, vgl. die Abbildung »Durch Central- brasilien« S. 221), auch Pirarara genannt, einem häufig von uns gefangenen, aber nicht gerade gern gegessenen, fetten Fisch. Der Bagadú (kχáto) lebte im »Beijú- fluss.« »Vielleicht«, fügte Antonio hier von selbst hinzu und brachte mich damit zum ersten Mal auf die Fährte der »geographischen« Tiere, »war es ein Arm des Ronuro; denn dort giebt es Bagadú, im Paranatinga giebt es keinen.« »Der Beijúfluss lag im Osten.« Wie das Reh die Mandioka vom Bagadú bekam, wird folgendermassen erzählt. *) Schomburgk, Rich. Versuch einer Fauna und Flora von Britisch-Gúiana, Leipzig 1848, Band II, S. 435: »Von Tschudi giebt seine geographische Verbreitung bis 10° S. Br. an. Die Kolonisten nennen ihn Yamanack, die Arawaaks Wawula, die Macusis Yawali, die Warraus Uvari.«

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/445>, abgerufen am 21.11.2024.