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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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stehen zur Verfügung in einem Gebiet, das dem Erklärungsbedürfnis auch
des Geographen vortrefflich genügen muss. Isolierter erscheinen Palmella und
Pimenteira. Das "missing link" für die räumliche Entfernung ist in den Apiaka
geliefert; die Suya, die sie vertrieben haben, wohnen nördlich von den Schingu-
und Paranatingakaraiben. Der physische Habitus der Südkaraiben und der Apiaka
wie auch derer nördlich des Amazonas, die wir wenigstens nach Abbildungen
vergleichen können -- ich gedenke hier besonders der Creveaux'schen Rukuyenn
und einiger Galibi, die im Jahre 1892 eine Kunstreise in Europa machten --
zeigt auffallende Uebereinstimmung. Die Tradition der Bakairi weist darauf hin,
dass Tabak und Baumwolle, die das Grundvolk besessen hat, von Norden ge-
kommen sind. Was man noch verlangen möchte, dass Sprache und Kultur bei
den der Urheimat näheren, somit geringerer Differenzierung ausgesetzten Stämmen
reiner und einfacher geblieben sind, beides habe ich zu erweisen gesucht: für die
Sprache in der Bakairi-Grammatik, für die Kultur in diesem Buche.



stehen zur Verfügung in einem Gebiet, das dem Erklärungsbedürfnis auch
des Geographen vortrefflich genügen muss. Isolierter erscheinen Palmella und
Pimenteira. Das »missing link« für die räumliche Entfernung ist in den Apiaká
geliefert; die Suyá, die sie vertrieben haben, wohnen nördlich von den Schingú-
und Paranatingakaraiben. Der physische Habitus der Südkaraiben und der Apiaká
wie auch derer nördlich des Amazonas, die wir wenigstens nach Abbildungen
vergleichen können — ich gedenke hier besonders der Creveaux’schen Rukuyenn
und einiger Galibí, die im Jahre 1892 eine Kunstreise in Europa machten —
zeigt auffallende Uebereinstimmung. Die Tradition der Bakaïrí weist darauf hin,
dass Tabak und Baumwolle, die das Grundvolk besessen hat, von Norden ge-
kommen sind. Was man noch verlangen möchte, dass Sprache und Kultur bei
den der Urheimat näheren, somit geringerer Differenzierung ausgesetzten Stämmen
reiner und einfacher geblieben sind, beides habe ich zu erweisen gesucht: für die
Sprache in der Bakaïrí-Grammatik, für die Kultur in diesem Buche.



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[404/0468] stehen zur Verfügung in einem Gebiet, das dem Erklärungsbedürfnis auch des Geographen vortrefflich genügen muss. Isolierter erscheinen Palmella und Pimenteira. Das »missing link« für die räumliche Entfernung ist in den Apiaká geliefert; die Suyá, die sie vertrieben haben, wohnen nördlich von den Schingú- und Paranatingakaraiben. Der physische Habitus der Südkaraiben und der Apiaká wie auch derer nördlich des Amazonas, die wir wenigstens nach Abbildungen vergleichen können — ich gedenke hier besonders der Creveaux’schen Rukuyenn und einiger Galibí, die im Jahre 1892 eine Kunstreise in Europa machten — zeigt auffallende Uebereinstimmung. Die Tradition der Bakaïrí weist darauf hin, dass Tabak und Baumwolle, die das Grundvolk besessen hat, von Norden ge- kommen sind. Was man noch verlangen möchte, dass Sprache und Kultur bei den der Urheimat näheren, somit geringerer Differenzierung ausgesetzten Stämmen reiner und einfacher geblieben sind, beides habe ich zu erweisen gesucht: für die Sprache in der Bakaïrí-Grammatik, für die Kultur in diesem Buche.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/468>, abgerufen am 22.11.2024.